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Der misslungene Dialog

18. April 2010

"Wir sind Papst": Fünf Jahre nach der Wahl Ratzingers ist das nur selten zu hören. Die Zuneigung ist wegen der Missbrauchskandale auf einem Tiefpunkt. Doch auch Benedikts Umgang mit anderen Religionen sorgte für Kritik.

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Papst Benedikt XVI und Ali Bardakoglu, der höchste islamische Kleriker der Türkei (Foto: AP)
Hat noch nicht so geklappt: der Dialog mit dem IslamBild: AP

Selbst seine größten Kritiker innerhalb der katholischen Kirche bescheinigen Benedikt XVI., den Dialog der Religionen ehrlich zu wollen. Dass der deutsche Papst, gerade ein Jahr im Amt, die gesamte islamische Welt in Aufruhr versetzte, bezeichnete etwa der Schweizer Theologe Hans Küng als "höchst unglückliche Sache". Andere meinten, der Papst sei schlecht beraten gewesen. Fakt ist: Nach seiner Regensburger Rede im September 2006 brannten katholische Kirchen im Nahen Osten, in Somalia wurde sogar eine italienische Nonne ermordet.

Indische Muslime protestieren (Foto: AP)
Seiner Rede hatte weltweit Proteste von Muslimen ausgelöstBild: AP

Was war passiert? Benedikt XVI. hatte einen Vortrag über das Verhältnis zwischen Vernunft und Glaube gehalten und sogar den Westen gegenüber religiös geprägten Kulturen als "unsensibel und arrogant" gebrandmarkt, weil er selbst keinen Zugang mehr zur Religion habe, was ihn unfähig für einen Dialog mache.

Unglückliches Zitat

Dann aber kam er auf den Dschihad, den Heiligen Krieg, zu sprechen. Und er bemühte die Worte des byzantinischen Kaisers Manuel II. im Gespräch mit einem persischen Gelehrten: "Ich zitiere: 'Zeigt mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden, wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.'"

Kurz darauf brandete in der islamischen Welt eine Welle des Protestes auf: 38 islamische Führer aus aller Welt schickten dem Papst einen offenen Brief. Auch einer der zentralen Figuren im interreligiösen Dialog in Deutschland, Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union in Deutschland (DITIB), forderte im Gespräch mit der Deutschen Welle den Papst auf, seine Äußerungen zurückzunehmen: "Es ist sehr bedauerlich, dass wir nach dem 2. Vatikanischen Konzil in den 1970er Jahren zum ersten Mal so eine Aussage aus dem Munde eines höchsten Repräsentanten des Vatikans hören". Der Papst solle seine Aussagen und die "Verletzung der Muslime" rechtzeitig korrigieren, so Alboga damals. "Und ich hoffe, dass er meine Ansichten teilt und sich bei den Muslimen entschuldigt und auch die Dialogbereitschaft seitens des Vatikans aufrecht erhält."

Alles nur ein Missverständnis?

Der Vatikan zeigte sich angesichts dieser Welle des Protestes und der Gewalt schockiert: Man habe den Papst missverstanden, die Worte seien aus dem Kontext gerissen. Bei seiner Türkei-Reise wenige Wochen darauf gelang es Benedikt XVI., die Wogen zu glätten. Er besuchte die Istanbuler Blaue Moschee und traf sich dort mit dem Mufti zum schweigenden Gebet. Diesmal betonte er die Gemeinsamkeiten zwischen Islam und Christentum: "Muslime und Christen müssen heute, eben wegen der Bürde der so häufig von Missverständnissen geprägten gemeinsamen Geschichte, danach streben, als den Geboten treu ergebene Gläubige gesehen und erkannt zu werden."

Einen ähnlichen Tenor hatte auch seine Jordanien-Reise 2009, bei dem er - Zitat - "tiefsten Respekt für die muslimische Gemeinschaft" bezeugte.

Auch schwierig: Dialog mit dem Judentum

Für zeitweilige Verstimmungen sorgte Benedikt XVI. auch im Dialog mit dem Judentum. Dabei hatte es gut begonnen: Schon kurz nach seinem Amtsantritt, im Rahmen des Weltjugendtags, besuchte er die Kölner Synagoge und versicherte, sich "mit voller Kraft" für eine weitere Verbesserung der Beziehungen mit dem jüdischen Volk einzusetzen.

Der Papst an der Klagemauer in Jerusalem (Foto: dpa)
In Israel verurteilte der Papst die Judenvernichtung aufs SchärfsteBild: picture-alliance/ dpa

Dann aber, im Jahr darauf, segnete er eine Fürbitte ab, in der darum gebetet wird, Gott möge die Herzen der Juden erleuchten, damit sie Jesus Christus als den Retter aller Menschen erkennen - für jüdische Gläubige ein Affront. Zum offenen Krach mit dem Judentum und Protesten in aller Welt kam es schließlich Anfang 2009, als der Papst die Exkommunikation von vier Bischöfen aufhob, unter ihnen der britische Holocaust-Leugner Richard Williamson. Wieder war Krisenbewältigung nötig, diesmal griff Benedikt XVI. selbst zur Feder: In einem Schreiben an die Bischöfe der Weltkirche räumte er "handwerkliche Fehler" seiner Berater ein. Zwei Monate später, im Rahmen seiner Nahost-Reise, besuchte er die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem und verurteilte die Judenvernichtung aufs Schärfste.

In nur fünf Jahren Amtszeit waren es gleich mehrere "Missverständnisse", "handwerkliche Fehler" oder "höchst unglückliche Sachen", die den Dialog mit Islam und Judentum von Papst Benedikt XVI. belasteten - eine eher durchwachsene Bilanz.

Autor: Klaus Dahmann

Redaktion: Manfred Götzke