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Der Senegal steht vor einem Neuanfang

Dirke Köpp27. März 2012

Zwölf Jahre lang war Abdoulaye Wade im Senegal an der Macht. Und er wollte ein weiteres Mal Präsident werden. Doch nun gestand er seine Niederlage ein und gratulierte seinem Widersacher Macky Sall zum Wahlsieg.

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Macky Sall - hier noch als Premierminister des Senegal. (Foto: rtr)
Noch ist es nicht offiziell – doch Macky Sall scheint Senegals neuer Präsident zu seinBild: REUTERS

Der Jubel in der Parteizentrale von Macky Sall und in vielen Teilen von Senegals Hauptstadt Dakar war groß, als das senegalesische Staatsfernsehen verkündete, dass der amtierende Staatschef Abdoulaye Wade seinen in Ungnade gefallenen Zögling und ehemaligen Premierminister Sall angerufen hatte. Er habe ihm zu seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen (25.03.2012) gratulieren wollen, hieß es.

Laut offiziell vorläufigem Ergebnis hat Oppositionskandidat Macky Sall 65,8 Prozent der Stimmen gewonnen. Sein Gegner, der langjährige Staatschef Abdoulaye Wade, erhielt 34,2 Prozent, wie die Wahlkommission am Dienstag (27.03.2012) in der Hauptstadt Dakar mitteilte. Demnach lag die Wahlbeteiligung bei 55 Prozent und war in der zweiten Runde etwas höher als beim ersten Wahlgang mit knapp 52 Prozent.

Gesamte Opposition hinter Sall

Dass Abdoulaye Wade sich widerspruchslos zurückzieht und seinen Misserfolg bei der Stichwahl akzeptiert – damit hatten im Senegal nicht mehr viele gerechnet. Wochen lang hatten die Senegalesen gegen ihren greisen und in ihren Augen störrischen Staatschef protestiert – weil er unbedingt zum dritten Mal an die Macht wollte, obwohl die Verfassung dies nur zweimal vorsieht. "Und wenn wir 25 Jahre gegen Wade protestieren müssen, dann werden wir das eben 25 Jahre lang tun. Wir werden Wade nicht regieren lassen", sagte Universitätsprofessor Abdul-Aziz Kébé, der sich als Teil der großen Anti-Wade-Bewegung für den Wandel einsetzt. Das wird nun nicht mehr nötig sein. Der Senegal scheint zu seiner Stabilität wiederzufinden, für die er in der Region seit der Unabhängigkeit berühmt war.

Menschen tanzen vor Freude - (Foto: REUTERS)
Jubel als Präsident Wade seine Niederlage eingestanden hatBild: REUTERS

Der neue starke Mann im Staat kündigte bereits an, dass er dem Senegal eine "neue Vitalität" geben werde: Er werde dafür sorgen, dass der Staat nicht länger Geld verschwenden werde wie unter seinem Vorgänger, so Macky Sall. Vielmehr würden die Senegalesen mit ihm einen "tugendhaften Regierungsstil" kennenlernen. "Die Regierung meines Vorgängers beruhte auf Verschwendungen wie bei der Konstruktion einer Riesenstatue, die Zehntausende Milliarden Francs gekostet hat, und durch überbesetzte Ministerien", so Sall. Damit solle nun Schluss sein. Sein Sieg sei zugleich ein Sieg für die Freiheit, für das senegalesische Volk, die Bauern, Fischer, die Frauen und die Jugend.

Dass Sall die Wahlen gewonnen hat, verdankt er vorwiegend drei Faktoren: Viele Senegalesen hatten die Nase voll von Abdoulaye Wade, seinem Regierungsstil und den Gerüchten, er wolle seinen Sohn Karim zu seinem Nachfolger machen. Zudem war Sall der einzige der insgesamt 13 Oppositionskandidaten, die – neben Wade – im Wahlkampf das ganze Land bereist hatten. Ausschlaggebend war am Ende aber die Unterstützung der Opposition: Denn nachdem Sall im ersten Wahlgang auf dem zweiten Platz gelandet war, hatten sich alle anderen zwölf ausgeschiedenen Kandidaten auf seine Seite geschlagen.

Macky Sall gilt als "Saubermann"

Dabei stammt Sall ursprünglich aus dem Lager Wades: Ab 2001 war er mehrere Male Minister unter dem scheidenden Präsidenten, wurde 2004 Premierminister und 2007 Präsident der Nationalversammlung. Zum Bruch mit seinem ehemaligen Lehrherren kam es 2008/2009, als Macky Sall den Fehler machte, den Präsidenten-Sohn zu einer Anhörung ins Parlament zu bestellen. Es ging um dessen Vorbereitung der islamischen Weltkonferenz und ein riesiges Budget – das bis heute nicht korrekt abgerechnet ist. Das nahm Präsident Wade seinem Parteifreund übel. Sall verlor alle seine Ämter und musste sich neue Unterstützer suchen. Er gründete seine eigene Partei, die Allianz für die Republik (APR), wurde unter der neuen Fahne Bürgermeister der Stadt Fatick und arbeitete sich langsam wieder hoch.

Abdoulaye Wade fährt im Cabrio durch die Straßen (Foto: dapd)
Der scheidende Staatschef Abdoulaye Wade glaubte bis zuletzt an seinen WahlsiegBild: AP

Für Mamadou Badji, Vertreter der Koalition "Macky 2012" in der Region Casamance im Süden des Senegal, bedeutet das Wahlergebnis, dass das Land zur Vernunft zurückgefunden hat. "Im ersten Wahlgang hat hier noch Abdoulaye Wade gewonnen – das ist zum Glück diesmal anders. Man kann also sagen, dass die Macht der Wahrheit gegen die Macht des Geldes gewonnen hat."