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Bischof als schlechtes Beispiel

Günther Birkenstock11. Oktober 2013

Der umstrittene Bischof Tebartz-van Elst muss sich wegen Falschaussage vor Gericht verantworten. Im Bistum Limburg ist er für viele eine Feindfigur. Die katholische Kirchenführung hat lange geschwiegen.

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Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst Foto: Arne Dedert/dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Wegen seines sündhaft teuren Bischofssitzes steht er schon lange am Pranger, bei Gemeindemitgliedern ist er wegen seiner autoritären Führung verrufen. Jetzt hat Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg, auch noch Ärger mit der Justiz. Vor dem Landgericht Hamburg soll er eine falsche eidesstattliche Versicherung angegeben haben. Hintergrund des Rechtsstreits war ein Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", in dem er auf Nachfrage behauptete, bei der Reise zu einem Hilfsprojekt in der Business Class geflogen zu sein. Und diese Darstellung wollte der Bischof auch gerichtlich durchsetzen. Tatsächlich hatten Tebartz-van Elst und sein Generalvikar auf dem Flug nach Indien aber in der Ersten Klasse gesessen.

Inzwischen häufen sich die Forderungen nach einem Rücktritt des Limburger Bischofs. Unter anderem forderte der Sozialdemokrat Wolfgang Thierse, Katholik und scheidender Bundestagsvizepräsident, klare Konsequenzen. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, äußerte sich deutlich angesichts des drohenden Strafbefehls: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich da weiterleben möchte."

Zusammenarbeit mit dem Bischof ist unmöglich geworden

Für den Bund der Deutschen Katholischen Jugend, BDKJ, ist die Grenze des Erträglichen längst erreicht. Ihr Vorsitzender Dirk Tänzler steht in ständigem Kontakt mit seinen Kollegen aus der der Diözese Limburg. "Die sagen eindeutig, wir können uns derzeit nicht mehr vorstellen, mit dem Bischof zusammenzuarbeiten, wir können da nicht mehr mitgehen. Da ist die Strafanzeige ein Aspekt, aber sicher nicht der einzige", sagt Tänzler im Gespräch mit der Deutschen Welle. Vor zwei Wochen hatte der BDKJ Limburgs in einem offenen Brief Veränderungen gefordert in Sachen "Führungspersonal und Führungsqualität". "Wir können so den Glauben nicht weitergeben", hatten die BDKJ-Mitglieder erklärt.

BDKJ-Bundesvorsitzender Dirk Tänzler Foto: BDKJ
Dirk Tänzler: Die Zusammenarbeit mit dem Bischof ist unmöglich geworden.Bild: BDKJ-Bundesstelle/Udo Geisler

Fern der Realität

Der 75-jährige ehemalige Pfarrer im limburgischen Diez bei Koblenz, Hubertus Janssen, hat als einer der ersten den Führungsstil von Bischof Tebartz-van Elst kritisiert. Die derzeitige Entwicklung macht ihn ratlos: "Mir erscheint es im Augenblick so, dass der Bischof nur in seiner Welt lebt und die Realität überhaupt nicht mehr wahrnimmt, ja überhaupt nicht mehr wahrnehmen kann." Die aktuellen Ereignisse haben ihm ein Erlebnis mit Tebartz-van Elst aus der Vergangenheit in Erinnerung gerufen. Der Bischof, so Janssen, habe in einer Fernsehsendung einmal gesagt, "dass er manchmal erfährt, wie Gott direkt durch ihn spricht und er als sein Werkzeug dient. Und wenn ich dann annehme, dass er davon überzeugt ist, dann kann ich eventuell verstehen, wie er davon überzeugt ist, dass er keine Fehler macht."

Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg Foto: Boris Roessler/dpa
Peter Tebartz-van Elst lässt einen teuren Bischofssitz bauen, währen die katholischen Gemeinden sparen müssen.Bild: picture-alliance/dpa

Autoritär und beratungsresistent

Direkt zu seinem Amtsantritt hatten Entscheidungen von Bischof Tebartz-van Elst in Limburg für Empörung gesorgt. So mussten zum Beispiel in der Gemeinde St. Antonius, die Hubertus Janssen betreute, ab 2008 pro Jahr zusätzliche 11.000 Euro aufgebracht werden. Der Gemeinderat entschloss sich, einen Bettelbrief an die Gemeindemitglieder zu schreiben. Kurz darauf war aus der Zeitung zu erfahren, dass ein neuer Bischofssitz für fünf bis sechs Millionen Euro gebaut werden sollte.

Hubertus Janssen in einer Kirche Foto: Hubertus Janssen
Hubertus Janssen: Der Bischof hat sich als dialogunfähig erwiesen.Bild: Janssen

Die Gemeinde war irritiert und verärgert. Außerdem fiel der neue Bischof schnell durch seinen autoritären Führungsstil auf, erklärt Hubertus Janssen. Kritische Angestellte seien fristlos entlassen worden, statt - wie üblich - einen neuen Priesterrat wählen zu lassen, habe Tebartz-van Elst einfach den alten bestätigt. "Es war eindeutig, der Bischof hat sich ganz rasch als autoritär, beratungsresistent und nicht dialogbereit entpuppt."

Alle haben viel zu lange geschwiegen

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Neubau des Bischofssitzes weit teurer wird, als bisher veranschlagt. Mehr als 30 Millionen Euro wird der Gebäudekomplex nun kosten. Der Bischof weist dennoch alle Kritik zurück. "Mir ist es ein Rätsel, dass Bischof Tebartz- van Elst schon fast sechs Jahre sein Unwesen hat treiben können", sagt Hubertus Janssen und schüttelt den Kopf. "Und mir ist es auch ein Rätsel, warum das Domkapitel geschwiegen hat, wo es hätte eingreifen müssen. Und ebenso, warum die Bischofskonferenz tatenlos zugesehen hat und jetzt vor dem Scherbenhaufen steht."

Das Luftbild zeigt den Neubau des Bischofssitzes (weiß) des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst Euro angestiegen sein. Foto: Thomas Frey/dpa
Der Neubau des Bischofssitzes in Limburg wird mehr als 30 Millionen Euro kostenBild: picture-alliance/dpa

Warum der Vatikan den Limburger Bischof bisher nicht härter zurechtgewiesen hat, könnte nach Hubertus Janssen daran liegen, dass der Papst gar nicht ausreichend über die jüngste Situation informiert worden sei. Nun aber müsse er reagieren. "Wenn jetzt nichts geschieht", betont Pfarrer Janssen, " dann glaube ich, dass das Vertrauen, das viele Papst Franziskus entgegenbringen, verloren gehen könnte - und das wäre natürlich jammerschade."