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Der Staat setzt weiter auf Diesel

17. Juli 2018

Seit Bekanntwerden des VW-Abgasskandals werden weniger Dieselfahrzeuge zugelassen. Doch ausgerechnet staatliche Institutionen und Firmen in öffentlichem Besitz setzen weiter auf die ins Gerede gekommenen Selbstzünder.

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Symbolfoto Dieselskandal
Bild: picture-alliance/dpa/M. Murat

Staatliche Behörden und Unternehmen gehören einem Medienbericht zufolge noch immer zu den größten Kunden von neuen Diesel-Pkw. Das berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe und berufen sich auf eine Auswertung der Zulassungsdaten durch die Universität Duisburg-Essen. Während Privatkunden immer mehr auf die von Fahrverboten und Wertverlust betroffenen Fahrzeuge verzichteten, ist der Anteil an Dieselautos in staatlichen Fahrzeugflotten ungebrochen hoch.

Dem Bericht zufolge haben aktuell noch immer fast 60 Prozent der von Behörden zugelassenen neuen Autos einen Dieselmotor. Bei Firmenwagen seien es laut dem Stand von Juni noch 55 Prozent. Im Unterschied dazu wähle nur jeder fünfte Privatkunde, der einen Neuwagen kaufe, einen Diesel (19 Prozent).

Ein Vergleich mit den Zulassungszahlen vor dem Beginn der Dieselkrise im Herbst 2015 zeigt demnach außerdem, dass Privatkunden sich viel deutlicher von dieser Form der Motorisierung abgewandt haben: Ihr Anteil an den Neuzulassungen von Diesel-Pkw sei von 2015 bis heute mit einem Minus von gut 40 Prozent viel stärker gesunken als der von Firmen und Behörden (jeweils 25 Prozent Minus), heißt es in dem Bericht.

"Der Steuervorteil für Diesel-Kraftstoff wird immer stärker zum Steuervorteil für Firmenwagenfahrer", sagte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen den Funke-Zeitungen. Er forderte, den Steuervorteil für Diesel mehr denn je zu hinterfragen. Er sprach sich dafür aus, die Diesel-Subvention mit einem Jahr Vorlaufzeit abzuschaffen.

Lob für VW von der EU

Unterdessen hat EU-Verbraucherkommissarin Vera Jourova eine positive Zwischenbilanz der von Volkswagen versprochenen Reparaturen nach dem Diesel-Skandal gezogen. "Volkswagen hat den Aktionsplan weitgehend erfüllt", sagte Jourova am Montag in Brüssel. Rund 80 Prozent der von VW vorgesehenen Updates bei bis zu 8,5 Millionen Fahrzeugen in der EU seien inzwischen erledigt, mehr als bei solchen Rückrufaktionen in der Autoindustrie üblich. In Deutschland liege die Rate sogar bei 96 Prozent, in Rumänien allerdings nur bei 36 Prozent.

Auch habe Volkswagen versprochen, die Reparaturen noch bis Ende 2020 kostenlos anzubieten. Das sei eine gute Nachricht, lobte Jourova. "Verbraucher, die es bisher nicht geschafft haben, ihre Autos reparieren zu lassen, können das immer noch tun."

Dennoch kritisierte Jourova den Konzern. Die EU-Kommission bedaure, dass VW keine volle Garantie für die erledigten Reparaturen geben wolle. Obwohl das Unternehmen die 2016 unter Druck der EU-Kommission gegebenen Zusagen weitgehend erfüllt habe, tue es sich doch durch eine Strategie nach dem Motto "think small" hervor: "Der  Slogan aus dem Jahr 1959 galt für ein neues Automodell, nicht für die Haltung eines weltweit führenden Autoherstellers gegenüber Verbrauchern", meinte Jourova.

tko/ul  (afp, dpa)