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Der Süden versinkt im Flüchtlingselend

16. Juni 2010

Der blutige Konflikt in Kirgisistan spitzt sich weiter zu. Nach den tagelangen Gewaltexzessen im Süden des Landes wird nun auch ein Aufflammen im Norden befürchtet. Der Ruf nach internationaler Hilfe wird lauter.

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Usbekische Frauen vor Barrikaden in Osch (Foto: AP)
Usbekische Frauen in OschBild: AP
In der Stadt Osch weht die kirgisische Fahne auf Halbmast (Foto: AP)
In der Stadt Osch weht die kirgisische Fahne auf HalbmastBild: AP

Die Lage in der zentralasiatischen Republik bleibt nach den blutigen Unruhen äußerst explosiv. Im Süden des Landes lieferten sich erneut Kirgisen und Angehörige der usbekischen Minderheit Feuergefechte und beschossen sich mit Granaten. Das teilte die Interimsregierung in der Hauptstadt Bischkek am Mittwoch (16.06.2010) mit. Die Zahl der Toten stieg auf mindestens 200. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) schätzt die Zahl sogar auf mehrere Hundert, wie die kirgisische Agentur Akipress meldete.

Beobachter fürchten, dass der Funke der Gewalt auch auf den Norden überspringt. Wegen der zunehmend gespannten Lage flog Russland Frauen und Kinder seiner am Stützpunkt Kant stationierten Soldaten aus. Unklar ist weiter, ob die im Norden stationierten Streitkräfte Russlands und der USA in den Konflikt eingreifen.

Humanitäre Katastrophe droht

Die Rufe nach internationaler Unterstützung für Kirgisistan werden angesichts der dramatischen Lage immer lauter. Unicef rief am Mittwoch mit Nachdruck dazu auf, Schutz und Hilfe für die Flüchtlinge zu verstärken. "Die Sicherheitslage im Süden Kirgisistans muss so rasch wie möglich stabilisiert und eine Ausweitung der Krise verhindert werden", sagte der Sprecher des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen in Deutschland, Rudi Tarneden.

Männer entladen ein Flugzeug mit Hilfsgütern des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR (Foto: AP)
Die ersten Flugzeuge mit Hilfsgütern des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind gelandetBild: AP

Der Süden des Landes versinkt im Flüchtlingselend. Hunderttausende Menschen drängen zur usbekischen Grenze. Nun droht in der früheren Sowjetrepublik eine humanitäre Katastrophe gewaltigen Ausmaßes. "Die Menschen haben keine Nahrung und keine Medikamente", beschreibt der Bürgerrechtler Tolekan Ismailow die Situation. Die Flüchtlinge leben in schrecklichen humanitären Verhältnissen. "Es gibt zu wenig Zelte, es gibt keine Feldküchen", sagt Helferin Irina Karagulowa. Berichte über erste Fälle von Diphterie machen die Runde. "Die Menschen trinken Wasser aus Pfützen", erzählt der Menschenrechtler Utkir Jabarow.

Alle großen Übergänge nach Usbekistan seien geschlossen, da das Nachbarland keine Kapazitäten zur Unterbringung besitze, sagte ein Mitarbeiter der kirgisischen Grenzbehörden. Inzwischen ist die internationale Hilfe für die Flüchtlinge im Grenzgebiet von Kirgisistan und Usbekistan angelaufen. Am Mittwoch landeten die ersten Flugzeuge des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR im usbekischen Andischan.

Geld für Medikamente und Nahrungsmittel

Zu Verhandlungen über das Schicksal der landesweit bis zu 300.000 Flüchtlinge sollen in den nächsten Tagen die Zentralasien-Beauftragte des Bundesaußenministeriums, Patricia Flor, sowie der US-Diplomat Robert Blake in die Region reisen. Zur Linderung der Notlage der Flüchtlinge stellte das Auswärtige Amt 500.000 Euro Soforthilfe bereit. Die USA versprachen zudem 10,3 Millionen Dollar (8,4 Millionen Euro) für Medikamente und Nahrungsmittel. Zuvor hatte die EU bereits fünf Millionen Euro Soforthilfe zugesagt.

Autorin: Pia Gram (dpa, apn, afp, rtr)
Redaktion: Ursula Kissel

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