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Der Terror lässt auch den Tourismus bluten

23. August 2016

Die Terrortaten von Paris, Nizza und Brüssel haben fast 250 Menschen getötet und viele weitere verletzt. Und sie haben den Menschen Angst eingeflößt - nicht zuletzt potenziellen Urlaubern. Nun zeigen sich die Folgen.

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Ein fast leerer Platz vor dem Louvre in Paris (Foto: Getty Images/AFP/A. Jocard)
Vor dem Louvre in Paris Anfang August: Wann kommen die Touristen wieder?Bild: Getty Images/AFP/A. Jocard

Vor allem die Angst vor Anschlägen, aber auch schlechtes Wetter und Streiks haben die Touristenzahlen in Frankreich deutlich sinken lassen. Seit Jahresanfang sei die Zahl der ausländischen Besucher um sieben Prozent zurückgegangen, sagte der auch für Tourismus zuständige französische Außenminister Jean-Marc Ayrault. "Die Einschätzung des Sicherheitsrisikos hatte einen deutlichen Einfluss auf bestimmte Gästegruppen", sagte Ayrault und führte sehr wohlhabende Touristen und Besucher aus Asien an.

Rückgang der Übernachtungen in Paris um elf Prozent

Besonders betroffen war die Hauptstadt Paris: Die Zahl der Übernachtungen von Touristen sank um rund elf Prozent. Die Anschläge hätten die Region der französischen Hauptstadt allein im ersten Halbjahr rund 750 Millionen Euro an Umsatz aus dem Tourismus gekostet, teilte der Leiter des Tourismusverbands im Großraum Paris, Frederic Valletoux, mit. Auch Streiks und Überschwemmungen hätten dazu beigetragen, während die Fußball-Europameisterschaft noch Schlimmeres verhindert habe.

Vor allem ausländische Gäste machen einen Bogen um Herbergen der französischen Hauptstadt mit ihren weltbekannten Wahrzeichen Eiffelturm und den Champs-Élysées. Im ersten Halbjahr gab es bei den Ausländern im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 9,9 Prozent. Die Zahl der Besucher des Triumphbogens fiel den Angaben nach um mehr als ein Drittel, die im Museum Grand Palais sogar um fast 44 Prozent. Das Schloss Versailles vor den Toren der französischen Hauptstadt musste ein Minus von rund einem Fünftel verkraften.

Nachlässe von bis zu 45 Prozent in Luxushotels

"Eine Million Touristen ist nicht gekommen", bilanzierte der General-Direktor des Tourismus-Ausschusses der Region Paris, François Navarro. Die Gesamtzahl aller Touristen betrug knapp 15 Millionen. Aus Deutschland kamen 420.000 Besucher in die Stadt der Lichter, 55.000 weniger als im Vorjahr. Laut Navarro senken Luxus-Hotels in und um Paris inzwischen ihre Zimmerpreise. Bei Fünf-Sterne-Häusern gebe es Nachlässe zwischen 25 bis 45 Prozent. Der Tourismus trägt etwa sieben Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone bei.

Bei einem dem "Islamischen Staat" (IS) zugeschriebenen Anschlag in Paris starben im vergangenen Jahr 130 Menschen. Hoffnungen auf eine rasche Belebung des Tourismus wurden durch den Anschlag in der Ferienmetropole Nizza im Juli zunichte gemacht, bei dem ein 31-jähriger Angreifer einen Lastwagen in eine Menschenmenge steuerte. Dabei wurden 86 Menschen getötet.

Bis zu 38 Prozent weniger Besucher in Brüsseler Museen

Auch in Belgien ist nach den Terroranschlägen von Brüssel der Tourismus eingebrochen. Die Buchungszahlen der Hotels der belgischen Hauptstadt gingen in den drei Monaten nach den Attacken vom 22. März drastisch zurück, wie aus der aktuellen Statistik hervorgeht. Die Brüsseler Museen zählten im April, Mai und Juni jeweils 35 bis 38 Prozent weniger Besucher als ein Jahr zuvor. Auf die Zahlen wies ein Sprecher des Tourismusbüros "Visit Brussels" hin.

Der Grand Place in der belgischen Hauptstadt (Foto: Getty Images/AFP/T. Monasse)
Der Grand Place in der belgischen HauptstadtBild: Getty Images/AFP/T. Monasse

Die Hotels der Hauptstadt waren demnach im April nur zu 53,9 Prozent ausgelastet, ein Minus von 22,1 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Mai lag die Auslastung bei 59,0 Prozent und damit 21,3 Punkte unter dem Vorjahreswert, im Juni waren es 66,3 Prozent oder 19,6 Punkte weniger.

Rückgang der Urlauberzahlen auch in Brügge

Auch der Touristenmagnet Brügge beklagt heftige Einbußen. So verzeichneten die Boote auf den berühmten Kanälen der belgischen Stadt in den ersten sechs Monaten 2016 nur 400.280 Passagiere, gut 22 Prozent weniger als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Die Stadt führt dies laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Belga direkt auf die Folgen des Terrors zurück.

Am 22. März hatten Selbstmordattentäter am Flughafen und in der U-Bahn von Brüssel 32 Menschen ermordet. Schon nach den Anschlägen von Paris im November hatte es in Belgien immer wieder Terrorwarnungen und verschärfte Sicherheitsvorkehrungen gegeben. Unter anderem patrouillieren nach wie vor Soldaten auf öffentlichen Plätzen. Das Wirtschaftsministerium hatte schon Ende Juli in einer Zwischenbilanz zu den Folgen der Terroranschläge einen Rückgang der Steuereinnahmen um 760 Millionen Euro gemeldet. Die Studie weist allein für März 2016 ein Viertel weniger Übernachtungen in Brüsseler Hotels aus als ein Jahr zuvor.

Musliminnen verlassen Frankreichs Strände Richtung Italien

Unterdessen weichen Musliminnen wegen des an vielen französischen Stränden geltenden Burkini-Verbots an grenznahe italienische Küsten aus. Im ligurischen Alassio waren nach Angaben der italienischen Tageszeitung "La Stampa" am Wochenende deutlich mehr Badende im Burkini an den Stränden als sonst. Von etwa 100 Musliminnen im Burkini zwischen Touristen in Bikinis und Badeanzügen berichtete ein Bademeister der Zeitung. Mehrere Muslime hätten ihm erzählt, dass sie aufgrund des Verbots in Frankreich ins nahe gelegene Alassio gekommen seien.

sti/stu (afp, dpa, kna, rtr)