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Der Traum vom Stern

Günther Birkenstock31. Januar 2003

Im französischen Lyon ging es zwei Tage höchst kulinarisch zu. Der deutsche Spitzenkoch Claus Weidbrecht erkochte sich Bronze auf dem Internationalen Kochwettbewerb Bocuse d’Or. Ein Besuch zuhause.

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Internationaler Kochwettbewerb: Spitzenkoch Claus Weidbrecht bei der Vorbereitung

Ein Luftkurort im nördlichen Schwarzwald, Wildberg an der Nagold. 10.000 Einwohner soll das Städtchen haben, doch die sind dem Ort nicht anzusehen. Das Gasthaus "Talblick", einen Steinwurf von der Dorfkirche entfernt, gibt sich bescheiden. Auf der Speisekarte am Eingang stehen Maultaschen und Wurstplatte, Rostbraten und Spätzle, Typisches aus der Region zum günstigen Preis. Der Blick ins Innere entspricht dem Angebot, rot weiße karierte Deckchen auf schweren Eichenholztischen, Bierkrüge an der Wand. Dahinter befindet sich das Reich von Claus Weitbrecht, und seiner Familie. In dem 3-Generationen-Haus helfen alle mit. Überall Edelstahl und modernste Geräte, reichlich Platz für eine engagierte Küche. Kochen auf hohem Niveau bedeutet risikoreiche Investitionen, im Fall der neuen Küche satte 600.000 Euro.

Schwäbische Maultaschen mit Champignons mit Thumbnail
Schwäbische Maultaschen mit ChampignonsBild: Illuscope

Eine ungewöhnliche Mischung, die das Gasthaus anstrebt, Traditionelles neben Feinem, Bodenständiges aus der Region und internationale Spitzenküche unter einem Dach. Den Koch stört das nicht. Er betont, dass es genauso schwierig ist einen guten Schweinebraten zu machen wie den optimalen Garpunkt beim Hummer zu treffen.

Üben am heimischen Herd

Claus Weitbrecht hat die beste Schule gewählt, in vier deutschen und französischen 3 Sterne-Küchen hat er sein Handwerk gelernt, bevor er damit begann, den elterlichen Betrieb zu erweitern. Und bisher hat der junge Schwabe noch jeden Wettbewerb gewonnen, zu dem er angetreten ist, ob in Hamburg, Bordeaux oder Budapest. In Lyon gewann Weidbrecht nun immerhin Bronze für seine Kochkünste.

Paul Bocuse Kochwettbewerb
Internationaler Kochwettbewerb Paul Bocuse d'OrBild: AP

Die Vorgaben waren für alle gleich: Rinderfilet, Fjordforelle und Ochsenschwanz. Die Beilagen dürfen die Köche selbst bestimmen. Originell und professionell muss die Zubereitung sein, und natürlich muss das Ergebnis gut schmecken. Um das Küchenwunder zu bewirken, hatte Claus Weidbrecht in den letzten Wochen immer wieder die Rezepte mit seinem Assistenten gekocht und verbessert.

Internationaler Kochwettbewerb Bocuse D'Or in Lyon
Internationaler Kochwettbewerb Bocuse D'Or in Lyon: Trüffel aus Frankreich

Vor allem das Timing muss stimmen, die Stoppuhr läuft bei der Zubereitung mit. In Lyon zählt jede Minute. Claus Weitbrecht ist von seinen Küchenfähigkeiten überzeugt, beneidet aber zum Beispiel die skandinavischen Länder um ihre Möglichkeiten. So stehen den norwegischen Teilnehmern am Wettkochen mehrere Hunderttausend Euro Sponsorengeld zu Verfügung.

Wiener Würstchen nebst Trüffel

Weitbrecht kocht neben seinem Training Wiener Würste mit Linsen und Rumpsteak, das Alltagsgeschäft. Dann wieder widmet er sich einem Kilo schwarzer Trüffel, die morgens frisch aus Frankreich gekommen sind. Der Postbote hatte nicht wenig gestaunt über das 800 Euro teure Paket mit der Aufschrift "Frische Pilze".

Bisher gibt's die feine Küche im Haus Talblick nur auf Bestellung. Das soll in der Zukunft anders werden, wenn die Kunden mitmachen. Der Traum von Claus Weitbrecht: Irgendwann für seine Küche einen Stern im Guide Michelin zu bekommen.