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Der US-Markt: Volkswagens Achillesferse

Janelle Dumalaon, dk21. September 2015

VW-Chef Winterkorn wollte für seine Autos einen bedeutenden Rang auf dem US-Markt erobern - nun sind die eher berüchtigt als beliebt. Der Betrug bei den Abgaswerten könnte das Ende seines Traums bedeuten.

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VW Logo Symbolbild mit US-Flagge
Bild: picture-alliance/dpa

Es ist nicht das erste Mal, dass Probleme auf dem US-Markt VW-Vorstandschef Martin Winterkorn heimsuchen. Der Streit zwischen ihm und dem damaligen Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch im April dieses Jahres hatte sich auch um die Frage gedreht, wer für das schwache Abschneiden von VW auf dem US-Markt verantwortlich sei.

Der Zwist hatte mit Piëchs Rücktritt geendet - ein klarer Sieg für Winterkorn. Aber der aktuelle Skandal um manipulierte Abgaswerte auf dem wichtigsten Automarkt der Welt zeigt: Winterkorns Sorgen sind noch längst nicht ausgestanden. Und die Probleme in den USA haben sich noch verschärft: Das Ziel, 2018 insgesamt 800.000 Autos auf diesem Markt zu verkaufen, ist weiter entfernt denn je.

VWs Schwachpunkt

Für VW waren die USA immer eine besondere Herausforderung, lange bevor der Abgas-Betrug ruchbar wurde. Die Verkäufe schwächeln seit Jahren, weil sich der US-Autofahrer eher für die Modelle von Ford oder General Motors begeistern will.

Volkswagen Passat HyMotion
So möchte VW in den USA gerne wahrgenommen werden: sauber und modern. Jetzt ist das etwas schwieriger geworden.Bild: Volkswagen AG

Seit dem Beginn der 90er Jahre bemühen sich Volkswagen und andere europäische Hersteller wie Renault oder Fiat verzweifelt, den Import-Erfolgen der japanischen Konkurrenz auf diesem großen Markt etwas entgegenzusetzen. VW gelang es immerhin, mit der Einführung des neuen Käfers 1997 einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Aber die folgende Dekade war geprägt von nicht gerade beeindruckenden Neuvorstellungen. Die Modelle Jetta, Golf und Passat haben die Marke VW in den USA nicht weitergebracht.

Neuer Kopf, alte Probleme

Nach 2013 fielen die US-Verkaufszahlen von VW um sieben und der Marktanteil um mehr als zwei Prozent. Winterkorn ersetzte daraufhin den Chef der VW-Amerika-Gruppe durch Michael Horn, der diesen Posten auch heute noch inne hat.

Horn setzte sich für kürzere Produkt-Zyklen ein, um dem amerikanischen Kunden entgegen zu kommen. Der erwartet nämlich durchschnittlich alle fünf Jahre eine neues Modell - oder wenigstens eines, das neu aussieht. Das jedenfalls gilt als Horns wichtigste Errungenschaft.

Aber zu einer Wende hat das nicht geführt. 2014 verkaufte Volkswagen weltweit 6,1 Millionen Autos, aber nur einen kleinen Tel davon in den USA: rund 370.000.

Dieser Misserfolg hat viele Väter

Es gibt viele Erklärungen für den schwachen Auftritt von VW in den USA. Die Niedersachsen mussten zugeben, den Geschmack der amerikanischen Kunden nicht zu verstehen - und der unterscheidet sich deutlich von dem der Kunden in Europa und auf den anderen Märkten. So hatte VW der Nachfrage nach Pick-Up-Trucks, also PKW mit offener Ladefläche, nichts entgegenzusetzen.

Ein anderer Kritikpunkt ist, dass das Ziel, 2018 der größten Autobauer der Welt zu sein, schlicht zu ehrgeizig ist. Und dass sich die Wolfsburger nicht auf ein Ziel konzentrieren können, hat zum Misserfolg auf dem US-Markt beigetragen: So ist China für die internationalen Verkäufe immer wichtiger geworden, während gleichzeitig Südamerika als Expansionsmarkt ins Auge gefasst wurde.

Doch all diese Erklärungen verblassen vor den Nachrichten der vergangenen Tage. Martin Winterkorn steht vor der härtesten Herausforderung seiner Karriere, wenn er VW in den USA wieder auf die Überholspur bringen will. Eine Aufgabe, bei der ein guter Ausgang alles andere als gewiss ist.