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Derbysieg für Bremen, Darmstadt vertagt Abstieg

Sarah Wiertz
16. April 2017

Drei Punkte gegen den Rivalen und gegen den Abstieg: Für Bremen endete das Duell gegen den HSV erfreulich. Erschreckend war aber, was sich einige Werder-Fans vor dem Spiel leisteten. Darmstadt vertagt den Abstieg.

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Deutschland Werder Bremen v Hamburger SV
Bild: picture alliance/dpa/C. Jaspersen

Eine hirnlose wie asoziale Aktion rund eine Stunde vor Anpfiff vermieste die Vorfreude auf das Derby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV, das 2:1(1:1) endete: Anhänger von Bremen attackierten den Mannschaftsbus des HSV, bewarfen ihn mit harten Gegenständen sowie grüner und weißer Farbe. Das Fahrzeug - unter anderem auch eine Fensterscheibe - wurde beschädigt. Zum Glück verletzte sich keiner der Insassen. Fünf Tage nach dem Sprengstoffanschlag auf den Team-Bus von Borussia Dortmund vor dem Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco eine nicht akzeptable Provokation.

Die Unterhaltung, die das 106. Derby zwischen Werder und dem HSV während des Spiels bot, verdrängte die Attacke fast schon wieder aus dem Bewusstsein. 33 Sekunden nach Anpfiff entwischte Bremens Zlatan Junuzovic dem Gegner auf der rechten Seite und passte den Ball in den Strafraum, wo Stürmer Max Kruse heraneilte. Aus neun Metern schoss Kruse jedoch nicht platziert genug. HSV-Ersatz-Torwart Christian Mathenia parierte zur Ecke.

Buhmann Aaron Hunt

Die Gastgeber machten ordentlich Tempo und der Hamburger SV spielte mit. Dabei wurde der Ex-Bremer Aaron Hunt bei jedem Ballkontakt lautstark ausgebuht. Genau dieser Profi leitete das erste Tor ein. Auf der rechten Seite schlug er eine Flanke zentimetergenau auf den Kopf von Michael Gregoritsch. Der drückte den Ball in das Tornetz - die Führung für den HSV (6. Minute).

Kein anderes Duell gab es bisher so oft in der Bundesliga wie das zwischen Werder Bremen und dem HSV. Es ist immer ein emotionales Spiel, bei dem es darum geht, wer die sportliche Nummer eins im Norden Deutschlands ist. Und deshalb ist es auch immer ein Spiel, bei dem die Fans beider Vereine aneinander geraten. Schon vor dem Anschlag am Dienstag waren für diese Partie 1.000 Ordner und Polizisten eingeplant.

Bremen muss lange auf das Tor warten

In der 22. Spielminute hatten die Bremer-Fans bei Junuzovics Freistoß schon den Torschrei auf den Lippen. Doch der Ball knallte an den linken Pfosten. Die Mannschaft von Trainer Alexander Nouri hatte noch einige gute Chancen, um den Ausgleich zu erzielen. Unter anderem durch Fin Bartels, der vier Minuten später von der rechten Strafraumecke nicht zu seinen Teamkollegen passte, sondern selbst abzog – und links vorbei schoss (28).

Deutschland Werder Bremen v Hamburger SV | Jubel
Er war der beste Bremer: Stürmer Max Kruse (mitte), der zusammen mit seinen Teamkollegen den Ausgleich feiertBild: Getty Images/Bongarts/M. Rose

Kurz vor der Pause belohnten sich die Bremer für ihre Offensivbemühunge dank eines schnell ausgeführten Konters, den Max Kruse einleitete, über Santiago Garcia und Bartels ging und der letztendlich wieder im Strafraum bei Kruse landete. Der ehemalige Nationalspieler nutzte diesmal seine Chance und drückte den Ball mit dem Kopf ins Netz - der Ausgleich zum 1:1 (41.).

"Menschen sind wichtiger als der Profit"

Das Banner, das die Bremer Fans zeitweise hochhielten, verhöhnte einerseits und versöhnte gleichzeitig ein wenig für die Tat einiger weniger Anhänger vor dem Spiel. "Menschen sind wichtiger als der Profit" war auf dem Spruchband zu lesen. Damit brachten die grün-weißen Zuschauer ihren Unmut über die UEFA zum Ausdruck, die das Spiel zwischen Dortmund und Monaco nicht mal 24 Stunden nach dem Anschlag neu angesetzt hatte.

Im Vergleich zur ersten Halbzeit gab es in der zweiten deutlich weniger klare Torchancen - eine davon in der 56. Minute, als HSV-Spieler Matthias Oszolek am linken Fünfereck frei vor Felix Wiedwald stand. Aber der Werder-Schlussmann zeigte, wie schon seit Wochen, auch hier eine glänzende Parade. Das Siegtor erzielte eine Viertelstunde vor Abpfiff ein Joker. Zwölf Minuten nach seiner Einwechslung vollendete Florian Kainz den Spielzeug nach Vorlage von Kruse (75.), der hier im Derby eine ganz starke Leistung zeigte.

Der HSV muss noch weiter zittern

 "Wir haben heute intensiv und konsequent gearbeitet, den HSV fast die komplette zweite Halbzeit vom Tor ferngehalten", sagte Bremens Sportchef Frank Baumann gegenüber dem Fernsehsender Sky. Für Bremen war es der 37. Sieg im Derby gegen Hamburg, der HSV bleibt bei 34 Erfolgen. Die drei Punkte waren wichtig für Werder, um mit dem Abstieg wohl nichts mehr zu tun zu haben. Mit nunmehr 39 Punkten rückt Bremen auf Platz acht vor, sieben Zähler vom Relegationsplatz und kurioserweise in dieser Saison, nur zwei von einem Europapokalplatz entfernt. "Wir schauen aber jetzt nicht nach oben oder unten, sondern nur auf uns. Wir sind weder theoretisch noch praktisch gerettet", so Baumann.

"Werder hat verdient gewonnen. Das war zu wenig von uns heute", meinte Rückkehrer Hunt nach der Partie. Der HSV ist fünf Spieltage vor Saisonende nur einen Punkt von Rang 16, also dem Relegationsrang, entfernt - der Klassenerhalt ist für die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol damit noch längst nicht sicher. Sicher ist dagegen, dass Ermittlungen gegen die Menschen laufen, die den HSV-Bus vor dem Spiel angegriffen haben. "Man hat schon ein wenig ein blödes Gefühl, wenn es auf einmal knallt von allen Seiten".

Führung. Elfmeter gehalten. Ausgleich. Siegtor

Deutschland SV Darmstadt 98 v FC Schalke 04 | Elfmeter
Darmstadts Torwart Esser hält mit dem Fuß den ElfmeterBild: Getty Images/Bongarts/A. Grimm

Überraschend hat Tabellenschlusslicht SV Darmstadt 98 durch den 2:1 (1:0)-Erfolg gegen den FC Schalke 04 seinen vorzeitigen Abstieg verhindert. Fünf Spieltage vor Saisonende haben die Lilien 14 Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Darmstadt ging früh in Fürhung durch Mario Vrancic (11. Minute). Zudem parierte Torwart Michael Esser einen Elfmeter von Guido Burgstaller (58.). Der Abstieg schien besiegelt durch den Ausgleich, für den der Spanier Coke mit seinem ersten Bundesligator sorgte (75.). Aber Jerome Gondorf erzielte in der Nachspielzeit (90. +3) das vielumjubelte Siegtor.

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online