Design für den Wandel: "Making Africa"
Ist Design mehr als nur schön? Kann es zum Beispiel Länder in Afrika gesellschaftlich beeinflussen? Dieser Frage geht das Vitra Design Museum nach: mit einer Ausstellung über zeitgenössisches afrikanisches Design.
Was ist "afrikanisch"?
Hungernde Kinder, korrupte Staatschefs, Bürgerkrieg. Und dann noch ein bisschen Safari, wilde Tiere, endlose Steppe. Wer dieses klischeehafte Afrika-Bild im Kopf hat, verschläft, dass sich der Kontinent im Wandel befindet. Und afrikanische Designer prägen diese Veränderung mit: selbstbewusst, aktiv, kreativ. Das Bild zeigt Lethabo Tsatsinyane, fotografiert von Chris Saunders in Kapstadt.
Die afrikanische Perspektive
Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein widmet dem zeitgenössischen afrikanischen Design eine große Ausstellung: Der Kenianer Cyrus Kabiru stellt dort zum Beispiel seine "C-Stunners" aus: Überdimensionale Brillen aus Metallteilen und anderen Versatzstücken, die wenig gemein haben mit dem perfekt geschliffenen Design westlicher Prägung. Und die doch - oder gerade deswegen - futuristisch anmuten.
Ein Stuhl, auf dem man nicht sitzen will
Dieser "Thron" (2012) von Gonçalo Mabunda besteht nicht aus Gold und Samt, sondern aus Kalaschnikows. Der Künstler aus Mosambik hat gleich mehrere dieser Sitzmöglichkeiten aus Gewehren, Pistolen und anderen Waffen angefertigt. Nur sitzen möchte darauf niemand. Er erinnert an Gewaltexzesse und Kindersoldaten. Und an Warlords, die durch Gewalt an die Macht gekommen sind.
Mehr als eine schöne Tapete
"The Studio of Vanities": Der Senegalese Omar Victor Diop setzt seine Modelle ins rechte Licht - und die entsprechende Umgebung. Hier sieht man "Aminata", wie sie im ersten Augenblick fast mit dem Hintergrund verschmilzt. Ihr roter Fächer hilft ihr, sich abzuheben.
Der Typ hat Stil
Mário Macilau lichtet die Jugend seiner Heimat Mosambik ab. Hier sieht man "Alito, The Guy with Style" aus der Serie "Moments of Transition" (2013).
Haar-Kunst aus Nigeria
J.D. 'Okhai Ojeikere hat sich auf die Fotografie afrikanischer Frisierkunst spezialisiert: Die Kreation "Onile Gogoro Or Akaba" lässt sich vielfältig interpretieren: Ist das Gebilde aus Haarzöpfen eher ein Nest, das Geborgenheit gibt, oder sind es eher die Gitterstäbe eines Gefängnisses?
Traditionelle Kunst...
...modern interpretiert: Fabrice Monteiro & Miswudé inszenierten und fotografierten in ihren "Waxology series" westafrikanische Baumwolltücher (2014).
Futuristisches Möbeldesign
Nicht nur Bilder, Fotografien und Collagen, auch Raumobjekte sind bei "Making Africa" zu sehen: Der Designer Cheick Diallo aus Mali hat diese symmetrischen Sessel entworfen und nennt sie "Fauteil Sansa bleu" (2011). Sie als Sitzmöbel zu benutzen, dürfte etwas unbequem sein.
Musik & Design
"The Kingdom of Taali M" (2012) ist eine Website für die französisch-kongolesische Sängerin Taali M. Entworfen hat sie der Designer Pierre-Christophe Gam, der afrikanische Vorfahren hat.
Nigeria im Jahr 2081
Wie sieht das Afrika der Zukunft aus? Olalekan Jeyifous stellt es sich so vor - und malte den "Idumota Market, Lagos 2081 A.D.". Die Illustration stammt aus einer Serie für die Menswear Kollektion von Ikiré Jones.
Den Blickwinkel erweitern
Die Ausstellung "Making Africa" im Vitra Design Museum in Weil am Rhein ist noch bis zum 13.09.2015 zu sehen. Anschließend soll sie in einigen europäischen Häusern und mindestens einer afrikanischen Metropole gezeigt werden. "Making Africa" wurde von Kuratorin Amelie Klein und Okwui Enwezor, dem Kurator der diesjährigen Biennale, entwickelt und wird von der Kulturstiftung des Bundes gefördert.