Deutsche Agrarinvestitionen in Sambia
16. Januar 2014George Allison streckt dem Besucher einen steinharten Brocken Erde von rund fünf Kilogramm entgegen. Die Böden auf diesem unerschlossenen Stück Land in Sambia seien von Natur aus verwittert, nährstoffarm und sauer, sagt der in Simbabwe geborene Agrarwissenschaftler, der in Großbritannien studiert hat. Zusammen mit zwei Freunden und der deutschen Investmentfirma Sapinda, die 50 Millionen US-Dollar investierte, gründete er das deutsch-sambische Unternehmen Amatheon. Gemeinsam pachteten sie zunächst 30.000 Hektar in Big Concession, einem 260.000 Hektar großen Block von Farmland in Sambia, der zuvor kaum bewirtschaftet wurde. Die Produktion von Weizen und Soja begann 2012. Die traditionelle Bearbeitung dieses Landes mit dem Pflug durch Kleinbauern habe die Erde ausgelaugt und verklumpt, so Allison.
"Investiere ich auf solchem Land viel Geld in Bewässerungssysteme und die dazugehörige Stromversorgung, muss ich diese Böden sorgsam aufpäppeln“, betont der Agrarwissenschaftler. "Mit denen muss ich ja 20 oder 30 Jahre arbeiten. Ich kann nicht einfach - wie ein lokaler Kleinbauer - immer neues Land roden. Dazu habe ich zu viel Kapital investiert."
Hightech-Produktion auf großen Flächen
Damit die Böden im Norden Sambias irgendwann große Mengen Weizen und Soja hervorbringen, muss Amatheon viel Geld in die Hand nehmen. Experten müssen prüfen, wie viel Grundwasser für die Bewässerung zur Verfügung steht, Arbeiter müssen Tausende Tonnen Kalk ausbringen, um die sauren Böden zu neutralisieren. Vertragsfirmen haben die Aufgabe, quadratkilometerweise Busch zu roden. Danach müssen die sensiblen Böden äußerst sorgsam bewirtschaftet werden.
Im provisorischen Hauptquartier der Farm, einem Zeltlager, zeigt Allison stolz seinen Maschinenpark: neue Bagger, Bulldozer und Traktoren, eine 15 Meter breite, reich mit Elektronik bestückte Pflanzmaschine, die in rasendem Tempo Furchen schneiden kann, um Saatgut und Dünger einzubringen. Amatheon will auf seinen großen Flächen so effizient und modern wie möglich produzieren.
Ausländische Agrarinvestoren gelten in armen Ländern oft als skrupellose Landräuber, die Kleinbauern vertreiben. Solche Bauern sind in Sambia vom Engagement ausländischer Investoren aber nur selten direkt betroffen. Denn Unternehmen wie Amatheon pachten in der Regel Staatsfarmen, die zuvor brach lagen. Ein großes Problem sambischer Kleinbauern ist, dass sie mit der so arbeitsintensiven wie ineffizienten Agrarpraxis der Landwechselwirtschaft nur kleinste Flächen überhaupt bearbeiten können. Amatheon will - nicht zuletzt im eigenen Interesse - dabei helfen, diese kleinbäuerliche Landwirtschaft zu modernisieren.
Auch lokale Kleinbauern profitieren
"Allein dadurch, dass wir hier operieren, kommen schon große Mengen Saatgut und Dünger in die Region, die wir den Kleinbauern günstig anbieten können", sagt George Allison. "Dank unserer Transportkapazitäten können wir den Bauern auch Produkte wie Soja oder Mais zu einem besseren Preis abkaufen, als sie ihn anderswo bekommen würden. Und in Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten können wir sie darin ausbilden, ihre Erträge zu verbessern."
Das allerdings geht nur, wenn die Bauern - wie Amatheon - sorgsam mit ihren sensiblen Böden umgehen, wenn sie eine sogenannte konservierende Landwirtschaft betreiben: Dazu gehört ein regelmäßiger Fruchtwechsel. Der Boden wird nicht gepflügt, sondern für die Aussaat nur aufgeritzt und bleibt stets mit organischem Material bedeckt, um die Fruchtbarkeit zu erhöhen. Dünger und Pflanzenschutzmittel werden zum richtigen Zeitpunkt und präzise dosiert eingesetzt. Um lokalen Kleinbauern diese Prinzipien zu vermitteln, hat Amatheon einen Landwirt als Berater eingestellt.
Distriktsekretär hegt große Hoffnungen
"Schon jetzt hat die Firma ja etliche Arbeitsplätze geschaffen", sagt der Distriktssekretär Aaron Kamalando in der Stadt Mumbwa. "Und ein großer Anteil der Gebühren, die sie zahlt, kommt dem Distrikt zugute. Außerdem schafft das Unternehmen Infrastruktur, es fördert mit seinen Investitionen den Wirtschaftskreislauf aus Handel und Handwerk. Und es gibt vielen Kleinbauern die Chance, sich zu kommerziellen Bauern zu entwickeln."
Im Farmgebiet Big Concession, sagt er, sei davor keine einzige Farm ausreichend entwickelt worden. Auch deshalb sei es schwierig, die Ernährungssicherheit in der Region zu gewährleisten. Kamalondo hofft, dass sich dies durch das Engagement der Firma Amatheon ändert.