Das Milliardengeschäft mit digitalen Karten
21. Juli 2015Es besteht kaum noch ein Zweifel: Die deutschen Autobauer Audi, BMW und Daimler stehen als Käufer des Nokia-Kartendienstes Here so gut wie fest. Der Kaufpreis liege bei rund 2,5 Milliarden Euro, melden übereinstimmend das "Manager Magazin" und das "Wall Street Journal", nach Reuters-Informationen können es auch drei Milliarden werden. Nach der Übernahme wollen die Käufer offenbar auch anderen Herstellern anbieten, bei Here einzusteigen. Die drei deutschen Autokonzerne lehnen noch Stellungnahmen ab.
Selbstfahrende Autos brauchen hochpräzise Straßenkarten, um den Verkehr zu meistern. Und die Automobilindustrie will verhindern, dass IT-Konzerne wie Google die Kontrolle über die Schlüsseltechnologie gewinnen. Dann könnten sie die Preise diktieren und alle lukrativen neuen Geschäfte mit den Daten dominieren. Google arbeitet bereits an einem selbstfahrenden Auto. Auch von Apple werden solche Pläne erwartet.
Wer hat das besssere Konzept?
Der finnische Nokiakonzern hat nach Einschätzung von Experten das am weitesten entwickelte Kartenangebot. Es wird bereits von Audi, BMW und Daimler eingesetzt. Here wurde stark auf Bedürfnisse der Autobranche ausgerichtet und soll vor allem mit detailreichen Karten für selbstfahrende Fahrzeuge punkten. Solche Karten in hoher Auflösung werden Autobauern demnächst für ausgewählte Straßenabschnitte in Deutschland, Frankreich, Japan und den USA angeboten.
Auch der niederländische Navigationsspezialist TomTom hat eine Kooperation mit dem Autozulieferer Bosch bekannt gegeben. Bis Ende 2015 solle es hochgenaue Karten von allen Autobahnen und Autobahn-ähnlichen Straßen in Deutschland geben.
Nokias Here erfasste bisher in Deutschland einen Abschnitt der Autobahn A9 in hoher Auflösung. Die Straßen werden dafür mit speziellen Fahrzeugen abgefahren, die ihre Umgebung auf 10 bis 20 Zentimeter genau scannen.
rb/wl (dpa, rtr)