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Deutsche Bank will 18.000 Jobs abbauen

Mischa Ehrhardt
7. Juli 2019

Die Deutsche Bank hat einen radikalen Sparkurs beschlossen. Dem wird weltweit jeder fünfte Arbeitsplatz zum Opfer fallen. Durch einen internen Umbau will die Bank aus ihrer Krise kommen - nach weiteren Verlusten.

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Deutschland Frankfurt am Main | Zentrale der Deutschen Bank
Bild: Getty Images/AFP/Y. Schreiber

Nun ist es offiziell - der Deutschen Bank steht ein rigoroses Spar- und Umbauprogramm bevor. Am Sonntag hat der Aufsichtsrat des Geldhauses beschlossen, in den kommenden drei Jahren rund 18.000 Jobs abzubauen. Seit einigen Tagen kursierten Gerüchte, dass ein Kahlschlag in dieser Größenordnung geplant sei. Aktuell arbeiten weltweit knapp 92.000 Mitarbeiter für das Kreditinstitut, bis 2022 sollen es nur noch rund 74.000 sein. Nach Angaben von Arbeitnehmerseite sollen in Deutschland allein zwischen 6.000 und 10.000 Stellen abgebaut werden.

Um wieder profitabler zu werden, sollen durch den Personalabbau die bereinigten Kosten um etwa sechs Milliarden Euro auf dann 17 Milliarden Euro fallen. Bereits im vergangenen Jahr waren mehrere tausend Stellen im Konzern gestrichen worden. Vor einigen Tagen wurde ebenfalls bekannt, dass durch die Integration der Postbank rund 2000 Stellen in dem Kreditinstitut wegfallen werden.

Wie erwartet plant die Bank im Zuge ihrer Neuausrichtung auch große Umbauten im Konzern. Es trifft hier vor allem die Investmentbank. Dort hat das Institut bereits am Freitag den Rückzug des zuständigen Vorstandes, Garth Ritchie, bekanntgegeben. Deutsche Bank-Chef Christian Sewing verantwortet dieses Segment künftig selbst, macht es somit zur Chefsache. Zum Investmentbanking zählen traditionell der Handel mit Wertpapieren und Devisen aller Art sowie die Betreuung von Firmenübernahmen, Fusionen und Börsengängen.

Deutschland Hauptversammlung Deutsche Bank in Frankfurt
Deutsche Bank-Chef Christian Sewing im Mai bei der HauptversammlungBild: Reuters/K. Pfaffenbach

Die Deutsche Bank will sich in diesem Bereich aus dem Aktienhandelsgeschäft zurückziehen. Auch der Handel mit Zinsprodukten, also beispielsweise Anleihen, soll einer Schrumpfkur unterzogen werden. Es wird zudem einen neuen Namen und Zuschnitt erhalten: Unter der Überschrift "Unternehmensbank" wird das Ressort künftig das Geschäft mit Unternehmens- und Firmenkunden bündeln; die lagen vorher im Bereich der Privat- und Firmenkundenbank. Außerdem gliedert sich die Transaktionsbank in den neuen Bereich ein. Die ist unter anderem zuständig für den weltweiten Zahlungsverkehr, kümmert sich aber auch um Wertpapier- und Kreditgeschäfte für Unternehmen, Finanzinstitute und andere Großkunden.

Bad Bank beschlossen

Das Geldhaus will auch seine Kapitalpolster abschmelzen - künftig setzt es sich eine harte Kernkapitalquote von mindestens 12,5 Prozent zum Ziel, nachdem bislang mindestens 13 Prozent angestrebt wurden. Die Deutsche Bank gründet eine interne Bad Bank, um Bilanzpositionen abzuwickeln, die aus den Geschäftsfeldern stammen, die aufgegeben oder verkleinert werden sollen. Sie wird ein Volumen von 74 Milliarden Euro an Bilanzrisiken umfassen - rund ein Fünftel des Gesamtbestandes.

In Folge dieser harten Einschnitte erwartet die Bank für das kommende Jahr wieder einen Verlust in ihrer Bilanz. Denn ein derartig drastischer Abbau von Personal kostet zunächst viel Geld, weil kündigungswillige Mitarbeiter mit Abfindungen geködert sein wollen. Belastungen von 7,4 Milliarden Euro sieht das Institut bis 2022 durch die Umbaupläne auf sich zukommen. Bereits im laufenden zweiten Quartal dieses Jahres wird die Bank voraussichtlich einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro nach Steuern schreiben. Im vergangenen Jahr hatte die Bank nach drei verlustreichen Jahren erstmals wieder einen - wenn auch bescheidenen - Gewinn verbucht.

Auch aus diesem Grund sind Anleger aus den Papieren der Deutschen Bank in den vergangenen Jahren geflüchtet, das Papier ist an der Börse nur noch rund sieben Euro Wert, vor der großen Finanzkrise vor gut zehn Jahren waren es noch 90 Euro. Die Bank plant, die Umbaumaßnahmen ohne eine weitere Kapitalerhöhung über die Bühne bringen zu können - soweit die gute Nachricht für Anleger. Allerdings wird die Bank in diesem und im nächsten Jahr auch keine Dividende an die Aktionäre ausschütten.

Der Umbau geht auch am Vorstand nicht spurlos vorbei. Nachdem der Investmentvorstand Ende Juli aus der Bank ausscheiden wird, werden der Privatkundevorstand - Frank Strauß und die für Regulierung zuständige Vorständin Sylvie Matherat - das Unternehmen ebenfalls verlassen. Christiana Riley, Bernd Leukert und Stefan Simon werden zu neuen Vorständen berufen.