Deutsche Designklassiker aus Ost und West
Die Dresdner Ausstellung "Deutsches Design 1949-1989" spürt mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall der ostdeutschen und westdeutschen Designgeschichte nach.
"Senftenberger Ei"
Der robuste klappbare Kunststoffsessel "Senftenberger Ei", den der gebürtige Ungar Peter Ghyczy 1968 entworfen hat, erreichte in den 1990er-Jahren Kultstatus. Es ist eines von 390 Exponaten, die aktuell in der Kunsthalle im Lipsiusbau der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ausgestellt werden. Zu sehen sind ikonische Möbel und Leuchten, Grafiken und Mode sowie Schmuck und Fahrzeugdesigns.
Zwei Länder, eine Geschichte
Chronologisch folgt die Ausstellung den wichtigsten politischen Ereignissen von 1949 bis 1989: Sie startet mit dem Wiederaufbau, setzt sich mit den unterschiedlichen Gesellschaftsformen auseinander und blickt auf die Krisen und Proteste in den 1970er- und 1980er-Jahren. Design sei in beiden deutschen Staaten auch ein Werkzeug für die jeweilige Identitätsbildung gewesen, so die Ausstellungsmacher.
Z-Stuhl
Der ikonische Z-Stuhl - in Westdeutschland 1971 vom Produktdesigner Ernst Moeckl entworfen - gilt bis heute als ein Designklassiker des 20. Jahrhunderts, der in den 1970er-Jahren Ost- und Westdeutschland gleichermaßen populär war. Ab 1973 wurde der Freischwinger aus Kunststoff in der DDR hergestellt. Seit einiger Zeit fertigt ein Chemnitzer Unternehmen den Stuhl wieder in Handarbeit an.
RK 5 "Sensit"
Die Schau stelle das Design beider deutscher Staaten "auf Augenhöhe" gegenüber, so Thomas A. Geisler, Direktor des Kunstgewerbemuseums. Sie präsentiere eine faszinierende Vielfalt an Entwurfsstilen und Positionen, nicht nur "ideologische Gegensätze zwischen Ost und West". Ein DDR-Designklassiker ist die 1967 von Karl Clauss Dietel und Lutz Rudolph kreierte Musikanlage RK 5 "Sensit".
Tabletts und Schalen
Nicht immer ist die Herkunft eines Designs sofort erkennbar. Stammt dieses zeitlose Design aus Ostdeutschland oder Westdeutschland? In diesem Fall gehen die pastellfarbenen Kunststofftabletts und Schalen auf einen Entwurf des ostdeutschen Industriedesigners Albert Krause aus dem Jahr 1959 zurück. Seine Berufsbezeichnung in der DDR war jedoch nicht Designer, sondern Industrieformgestalter.
Zweifingerring
Bis heute sei der Blick auf deutsches Design zwischen 1949 und 1989 geprägt von "Antagonismen zwischen Ost und West sowie Klischees", erklärt Mateo Kries, Direktor des Vitra Design Museums. "Die Ausstellung zeigt, dass die Realität komplexer war und dass es neben Trennendem viele Verbindungen zwischen Ost und West gab." Den Edelstahl-Zweifingerring gestaltete der Dresdner Rainer Schuhmann 1986.
Anbaumöbel Typensatz 602
Das Design entwickelte sich nach 1949 in beiden deutschen Staaten unter völlig unterschiedlichen Bedingungen. Dennoch gab es auch viele Gemeinsamkeiten, gerade in der Alltagskultur. Diese zu zeigen, ist auch ein Ziel der Dresdner Wanderausstellung, die 2022 im Ausland präsentiert werden soll. Anfragen gebe es den Ausstellungsmachern zufolge bereits aus Europa und Asien.