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240 deutsche Dschihad-Kämpfer

21. Dezember 2013

Immer mehr radikale Muslime aus Deutschland kämpfen in Syrien auf der Seite islamistischer Rebellen. Laut einem Zeitungsbericht sind mittlerweile 240 Personen am Bürgerkrieg gegen Truppen von Staatschef Assad beteiligt.

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Jugendlicher Kämpfer in Syrien (Foto: Mahmud Al-Halabi/AFP/Getty) Images
Bild: Mahmud Al-Halabi/AFP/Getty Images

Diese Zahl von deutschen Dschihad-Kämpfern nennt der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Im Juni 2013 seien es noch 60 Personen gewesen, sagte Maaßen. Zudem häuften sich in den vergangenen Monaten die Todesmeldungen, fügte er hinzu. Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass sich die Zahl der getöteten deutschen Dschihad-Kämpfer bereits in "einem unteren zweistelligen Bereich" bewegt.

Maaßen nannte es sehr "Besorgnis erregend", dass die Salafisten die am schnellsten wachsende islamistische Gruppierung in Deutschland seien. "Im nächsten Verfassungsschutzbericht 2013 werden wir möglicherweise von 5500 Salafisten in Deutschland sprechen". Das wären 1000 mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Salafismus wird nach seiner Einschätzung auch 2014 zunehmen. "Ich sehe unverändert eine abstrakt hohe Terrorgefahr für Deutschland. Wir haben keine konkreten Fälle, aber das muss man als eine realistische Gefahr sehen", sagte Maaßen auch vor dem Hintergrund möglicher Gefahren durch zurückkehrende Kämpfer aus Syrien.

Anwerben mit Koran-Verteilaktionen?

Der Nachrichtendienst sieht vor allem die Verteilung von Koran-Büchern durch Salafisten in Einkaufsstraßen, Marktplätzen oder vor Schulen äußerst kritisch. "Es gibt immer wieder Fälle, wo wir feststellen, dass Personen, die nach Syrien gereist sind, bei Koran-Verteilaktionen angesprochen wurden. Oder sie standen selbst hinter dem Verteiltisch. Insoweit sehe ich einen deutlichen Zusammenhang zwischen dieser Verteilaktion und Dschihadisten, die in Syrien kämpfen", sagte Maaßen.

In Syrien kämpfen nach einer Studie 3300 bis 11.000 Ausländer aufseiten der Aufständischen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Die meisten von ihnen stammten aus arabischen Ländern wie Jordanien, Saudi-Arabien und dem Libanon, heißt es in der Dokumentation, die das Zentrum für Radikalisierungsstudien (ICSR) Anfang dieser Woche in London veröffentlichte.

Die Zahl der Kämpfer aus Westeuropa wird in der Studie mit 396 bis 1937 angegeben. Seit April dieses Jahres habe sich ihre Zahl verdreifacht: Damals hatten die Forscher ein Potenzial von 135 bis 590 Kämpfern aus Westeuropa ermittelt.

Das Assad-Regime wird von Einheiten der libanesischen Hisbollah-Miliz, von schiitischen Freiwilligen aus dem Irak und von Militärberatern aus dem Iran unterstützt. Zahlen hierzu gibt es in der Studie nicht.

pg/SC (rtr, dpa, epd)