Deutsche Einheit zwischen Coca-Cola und Stasi-Akte
Die Mauer war weg - und dann? Kam 1990 die Deutsche Einheit! Aber was bedeutete das eigentlich für die Menschen in Ost und West? Das Deutsche Historische Museum liefert fotografische Einblicke in den Alltag 1990/91.
Hurra, wir sind ein Land!
Das scheinen diese Jungen im Januar 1990 im ostdeutschen Eichsfeld sagen zu wollen. Denn die Mauer ist weg. Die Deutsche Einheit aber lässt noch bis Oktober auf sich warten. So protestieren thüringer Bürger vor den letzten Wahlen der DDR mit Deutschlandfahnen gegen die Macht der Sozialistischen Einheitspartei. Das Deutsche Historische Museum liefert fotografische Einblicke in den Alltag 1990/91.
Ein Ost-West-Provisorium
Noch ist die Einheit nicht gemacht - das gilt auch noch im Sommer 1990 als die Deutsche Bank diesen Bus als mobile Zweigstelle im ostdeutschen Mühlhausen einsetzt. Im größeren Erfurt gibt es bereits eine Filiale der Westdeutschen Bank, die massiv in den Prozess der Deutschen Einheit involviert ist. Für die meisten Menschen im Osten bedeutet das erst einmal: D-Mark statt Ostmark abheben.
Einheitskonsum
Und dann rein ins Einkaufszentrum, wo sich für die meisten Ostdeutschen auf einmal eine völlig neue Welt auftut. Oder nicht? Nach der offiziellen Einführung der D-Mark ab dem 1. Juli 1990 eröffnen überall in der noch existierenden DDR neue - häufig noch provisorische - Einkaufszentren. Doch die sind teuer! Umgerechnet wird 1:1, in der Realität entsprechen eher zwei Ostmark einer D-Mark.
Symbol des Kapitalismus: Die Barbie
Die damals sechsjährige Katharina F. hat Glück. Ihre Eltern kaufen ihr diese Barbiepuppe bereits zum Weihnachtsfest 1989 - von einem Teil des Mauerfall-Begrüßungsgeldes. Über die Währungsunion hingegen ist nicht jeder in Ost wie West glücklich. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl beschließt im Alleingang, dass sie noch vor der politischen Einheit in Kraft treten soll.
Cola statt Lenin
Ob Barbie oder Coca-Cola - große US-Marken sind das Symbol des westlichen Kapitalismus. Vom DDR-Staat mehr als vierzig Jahre als feindliche Ideologie verpönt, werden die Konsumgüter für einige DDR-Bürger zum heiß geliebten Zeichen der Freiheit. Für andere ist es wohl eher ein Schock, dass Lenin-Statuen plötzlich Cola-Plakaten weichen - wie in einer berühmten Szene des Kultfilms "Good Bye Lenin".
Post-DDR-Design
An die Umstellung vom System der volkseigenen Betriebe (VEB) zur Marktwirtschaft müssen sich nicht nur die Konsumenten gewöhnen, sondern vor allem auch die Produzenten. Viele DDR-Betriebe gehen im Zuge der Deutschen Einheit pleite. Die VEB- Fernsehgerätewerke "Friedrich Engels" versuchen sich mit Designer-Fernsehern wie diesem zu behaupten. 1998 übernimmt dennoch Technisat den Betrieb.
Eine saubere Akte?
Dieses Gerät hingegen steht eindeutig für das politische System DDR: Das Umlauf-Karteigerät Typ KG II aus dem Besitz der Staatssicherheit der DDR. Ab Frühjahr 1991 wird es genutzt, um Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes in den neuen Bundesländern auf eine vormalige Zusammenarbeit mit der Stasi zu überprüfen. Bis 1995 werden Personenkarteien von mehr als 1.389.000 Personen eingesehen.
Traurige Wende
Auch das Telefon mit Brandspuren gehört zur Geschichte der Wendejahre: Die Zahl der Straftaten mit rechtsradikalem Hintergrund steigt stark an. Im November 1992 sterben in Mölln drei Menschen bei einem von Rechtsradikalen verübten Anschlag. Danach finden in zahlreichen deutschen Städten Lichterketten und Demonstrationen gegen rechte Gewalt statt. Die Täter werden zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Willkommen im Wunderland
25 Jahre Deutsche Einheit: Im Rückblick lässt sich über den ein oder anderen Unfall - wie diesen, bei dem ein Trabbi und ein West-PKW auf der B91 ineinander krachten - vermutlich lachen. Die Ausstellung "Alltag Einheit. Porträt einer Übergangsgesellschaft" läuft noch bis zum 3. Januar 2016 im Deutschen Historischen Museum in Berlin.