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Exporte: Absturz im April

9. Juni 2020

Der vergangene April wird in die Geschichte des deutschen Außenhandels eingehen: als Monat mit einem historischen Einbruch. Mehr als 30 Prozent Minus im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das gab es noch nie seit 1950.

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Pressebild Hamburger Hafen | Ersteinlauf Containerschiff HMM Algeciras
Bild: HHM/T. Reincke

Die deutschen Exporte sind in der Coronakrise so stark eingebrochen wie noch nie. Darin spiegelt sich insbesondere auch die Rezession bei wichtigen Handelspartnern wie den USA und Frankreich wider. Im April verkauften die deutschen Unternehmen Waren im Wert von nur noch 75,7 Milliarden Euro ins Ausland und damit 31,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Dies ist der größte Rückgang seit Beginn der Datenerhebung 1950, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.

"Der Exporteinbruch ist an Dramatik kaum zu überbieten", sagte der Außenhandelschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Trotz wieder geöffneter Grenzen und anziehender Konjunktur in vielen Ländern droht den Exporteuren auch im Gesamtjahr 2020 ein beispielloser Einbruch. Der DIHK und der Industrieverband BDI erwarten ein Minus von 15 Prozent.

"Vom Boom ist nicht viel übrig"

"Vom Exportboom der vergangenen zehn Jahre ist wenig übrig geblieben", kommentierte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. Der Welthandel kam durch die Pandemie in weiten Teilen zum Erliegen. Die Ausfuhren nach China - wo die Pandemie begann - sanken im April vergleichsweise moderat um 12,6 Prozent. Die Exporte in die von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Staaten Frankreich (minus 48,3 Prozent), Italien (minus 40,1 Prozent) und USA (minus 35,8 Prozent) nahmen dagegen überdurchschnittlich stark ab.

Ein rascher Aufstieg aus dem Corona-Tal ist nicht in Sicht. "Zwar dürfte der April den Tiefpunkt markiert haben und die Ausfuhren seit Mai wieder aufwärtsgerichtet sein", sagte der Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Stefan Kooths. "Die Erholung ist aber noch zu kraftlos, um die krassen Einbrüche schnell wieder aufzuholen." Darauf deutet auch die Entwicklung der Aufträge in der exportabhängigen Industrie hin. Die Bestellungen aus dem Ausland brachen im April im Rekordtempo von 28,1 Prozent zum Vormonat ein, da sich wichtige Abnehmerländer wie der Exportkunde Nummer eins - die USA - wegen der Coronakrise in einer Rezession befinden und weniger Waren "Made in Germany" nachfragen.

Das war einmal: Reger Umschlag von Containern im Hamburger Hafen
Das war einmal: Reger Umschlag von Containern im Hamburger HafenBild: picture-alliance/dpa/B. Thissen

Deutschland könnte besser durch Krise kommen

Die deutschen Importe brachen im April mit 23,6 Prozent zum Vorjahresmonat auf 72,2 Milliarden Euro so stark ein wie seit der globalen Finanzkrise 2009 nicht mehr. Im Vergleich zum März fielen sie sogar in Rekordtempo. "Der im Vergleich zu den Ausfuhren deutlich schwächere Rückgang der Importe zeigt, dass Deutschland insgesamt noch besser durch die Krise kommt als seine Handelspartner", sagte IfW-Experte Kooths. Die Bundesregierung hat vergangene Woche ein 130 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket geschnürt, um Europas größte Volkswirtschaft anzuschieben. Es sieht unter anderem vor, die Mehrwertsteuer in der zweiten Jahreshälfte von 19 auf 16 Prozent zu senken.

Dennoch dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr so stark abstürzen wie noch nie in Friedenszeiten. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet mit einem Rückgang von 6,5 Prozent. "Die Erholung wird sich bis weit ins Jahr 2022 erstrecken", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang.

Der im Ausland viel kritisierte deutsche Exportüberschuss schmolz im April auf nur noch 3,5 Milliarden Euro ab, weil die Ausfuhren stärker abnahmen als die Einfuhren. "Damit wurde der niedrigste Exportüberschuss Deutschlands seit Dezember 2000 nachgewiesen", erläuterten die Statistiker. Vor einem Jahr lag er noch bei fast 18 Milliarden Euro. Deutschland wird immer wieder vorgeworfen, zu sehr auf den Export zu setzen und zu wenig zu Hause zu investieren. Der BDI fordert von der Bundesregierung ein "großangelegtes zehnjährigen Investitionsprogramm". Es soll ein Volumen von etwa ein bis 1,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung haben.

ar/hb (rtr)