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Deutsche Exporte holen langsam auf

8. September 2020

Exporte aus Deutschland legen weiter zu, bleiben aber noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Im Juli gab es den dritten Monat in Folge ein Wachstum, und doch ist der Export elf Prozent schwächer als vor einem Jahr.

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Deutschland Exporteinbruch Containerhafen Duisburg
Bild: picture-alliance/dpa/B. Thissen

Im Vergleich zum Vormonat zogen die deutschen Ausfuhren im Juli um 4,7 Prozent an. Im Juni hatte es noch zu einem Plus von 14,9 Prozent gereicht, im Mai von 9,0 Prozent. Von Januar bis Juli sanken die Ausfuhren unter dem Strich trotz der Aufholjagd der vergangenen Monate aber um 13,1 Prozent auf 679 Milliarden Euro.

Dabei schrumpfte das Geschäft mit den EU-Staaten um 13,6 Prozent, das mit dem Rest der Welt um 12,4 Prozent. Im April waren die Exporte um um mehr als 30 Prozent eingebrochen - so stark wie noch nie seit Beginn der Außenhandelsstatistik im Jahr 1950. Auch bei den Importen liegt das Niveau weiterhin unterhalb der Werte vor der Corona-Krise: Gegenüber Februar betrug das Minus hier 11,5 Prozent.

"Nach einem krassen Einbruch vor allem im zweiten Quartal sind jetzt die ersten Zeichen einer Erholung im Außenhandel sichtbar. Die Talsohle scheint damit überwunden zu sein", stellte die Vizepräsidentin des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Ines Kitzing, fest. "Noch ist es allerdings zu früh, Entwarnung zu geben."

Nach wie vor viele Risiken

"Die Exporte kriechen nur mühsam aus dem Pandemie-Tal", sagte der Außenhandelschef des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. "Die leichte Belebung im Juli ist vor allem krisenbedingten Nachholeffekten zu verdanken. Die Erholung des Außenhandels bleibt insgesamt aber enttäuschend."

"Tatsächlich leidet der deutsche Exportsektor nach wie vor unter strukturellen Herausforderungen wie Handelsspannungen, Brexit und Unterbrechungen in der globalen Lieferkette sowie Schwierigkeiten seiner wichtigsten Handelspartner, mit dem Virus fertig zu werden", sagte ING-Ökonom Carsten Brzeski.

Auch Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe äußerte sich vorsichtig zu den Zahlen: "Über den Exportanstieg darf man sich verhalten freuen", befand "Die wieder besser gefüllten Auftragsbücher sprechen zwar für eine zunehmende Auslastung. Die Corona-Pandemie wird jedoch den Takt vorgeben, wie rasch diese abgearbeitet werden können."

Arbeit wird teurer

Dabei wurde die Arbeit in Deutschland im zweiten Quartal aufgrund der Corona-Einschränkungen - statistisch gesehen – deutlich verteuert. Die Kosten je geleisteter Arbeitsstunde stiegen nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - und damit so stark wie noch nie zum Vorjahr seit dem Beginn der Erhebung dieser Daten im Jahr 1996.

Die Arbeitskosten setzen sich aus Bruttoverdiensten und Lohnnebenkosten zusammen. Die Bruttoverdienste erhöhten sich im zweiten Quartal dieses Jahres zum Vorjahresquartal um 4,9 Prozent, die Lohnnebenkosten stiegen um 5,7 Prozent. Damit liegt Europas größte Volkswirtschaft allerdings genau im EU-Schnitt.

ar/hb (rtr, dpa, afp)