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Deutsche haben keine Lust auf Kinder

17. Dezember 2012

Als Hauptgrund für die niedrige Geburtenrate nennt eine neue deutsche Studie die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Elternschaft. Laut OECD ist das Rentengefälle zwischen Männern und Frauen nirgends so groß wie hier.

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Mutter mit Säugling (Foto: dpa picture alliance)
Bild: picture alliance / JOKER

Die Gründe für das fehlende Interesse der Deutschen an Nachwuchs sind laut einer neuen Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, das dem Bundesinnenministerium unterstellt ist, vielschichtig und lassen sich nicht allein auf die ökonomische Situation reduzieren. Neben mangelhaften Betreuungsangeboten für kleine Kinder spielten auch soziale und kulturelle Faktoren wie die fehlende gesellschaftliche Anerkennung für berufstätige Mütter eine große Rolle, schreiben die Sozialforscher.

Daran hätten auch die zahlreichen familienpolitischen Leistungen der vergangenen Jahre nichts geändert. So sei das Leitbild von der "guten Mutter", die mindestens bis zum dritten Lebensjahr des Kindes zu Hause bleibt, vor allem in Westen noch weit verbreitet. Wählen Frauen nicht diesen Weg, gelten sie im Westen schnell als "Rabenmütter", wie es in der Studie heißt. Entscheidungen gegen Kinder würden so begünstigt. Zudem entschieden sich hochqualifizierte Frauen wegen der schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Job oft gegen Kinder.

Der Direktor des Bundesinstituts, Norbert Schneider, fordert laut "Süddeutscher Zeitung", die zuerst über die Studie berichtet hatte, weniger Geld in direkte Transferleistungen zu stecken, zu denen Kindergeld, Elterngeld oder das Betreuungsgeld gehören. Wichtiger sei es, Eltern flexiblere Arbeitszeiten zu ermöglichen. Mit dem Ausbau der Kinderbetreuung müsse zudem eine Imagekorrektur kultureller Leitbilder und die Gleichstellung der Geschlechter einhergehen.

Insbesondere nordeuropäische Länder wie Schweden, Norwegen und Dänemark sowie Frankreich verfügen mit rund zwei Kindern über eine deutlich höhere Geburtenrate als Deutschland. Dies begründet die Studie mit der Familienpolitik, die dort über Jahrzehnte hinweg ausgerichtet gewesen sei auf das Vereinbaren von Familie und Beruf sowie die Gleichstellung der Geschlechter.

Deutschland gehört bereits seit Mitte der 1970er Jahre weltweit zu den Ländern mit der niedrigsten Geburtenziffer. Zudem hat die Bundesrepublik einen der höchsten Anteile dauerhaft kinderloser Frauen. Die statistische durchschnittliche Kinderzahl pro Frau liegt derzeit bei 1,39. Europaweit hat Deutschland damit das elftniedrigste Geburtenniveau. Lettland ist mit 1,17 das Schlusslicht.

Geschlechtergleichheit in Deutschland?

Geschlechtergerechtigkeit in weiter Ferne

Auch bei der Geschlechtergerechtigkeit schneidet Deutschland in einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schlecht ab. Wie die OECD in ihrem jüngsten Bericht über die Gleichberechtigung von Frauen erläutert, ist Deutschland, was das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen angeht, unter allen 34 OECD-Ländern auf dem drittschlechtesten Platz.

Der wichtigste Grund dafür sind laut OECD fehlende Betreuungseinrichtungen für Kinder. Die vielen Teilzeitstellen führten zu einem krassen Lohn- und Rentenfälle. 62 Prozent der Frauen zwischen 25 und 54 Jahren arbeiten in Deutschland auf Teilzeitstellen. In Frankreich etwa sind es nur 26 Prozent. Das begrenzt die Karrierechancen und lässt Frauen mit zunehmendem Alter hinter die Männer zurückfallen. Die Lohnlücke ist bei den Frauen über 40 Jahren dreimal so hoch wie bei den jüngeren, denn häufig misslingt der berufliche Aufstieg nach einer Erziehungspause.

Was Frauen in Spitzenpositionen angeht, liegt Deutschland auf dem letzten Platz noch hinter Japan. Weniger als sechs Prozent der Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder in börsennotierten Unternehmen sind Frauen. Für mittlere Einkommen liegt die Gehaltslücke für Frauen bei 22 Prozent. Im OECD-Durchschnitt beträgt das Lohngefälle nur 16 Prozent.

qu/sti (dpa, afp, epd, dapd)