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Deutsche Hightech-Bäume filtern Feinstaub

Christina Röder 1. August 2016

In großen Städten ist Feinstaub eine ernsthafte Gesundheitsgefahr. Abhelfen können "City Trees" - künstliche Bäume mit speziellem Moos, die soviel Feinstaub filtern wie ein ganzer Park.

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Dresden - City Tree
Bild: DW/C. Röder

Hightech-Bäume gegen Smog

Es sieht aus wie ein hängendes Blumenbeet: In einem Gitterrahmen hängen 300 Töpfe voll Moos. "Wir haben hier praktisch den ersten Ast unseres City Trees eingesetzt", erklärt Victor Splittgerber stolz. Er ist einer der vier Gründer von "Green City Solutions", einem Dresdner Startup, das die Luftverschmutzung in Städten bekämpfen möchte.

Heute stellen er und seine Kollegen acht City Trees auf - mitten in Dresden, auf dem großen steinernen Platz direkt vor der Frauenkirche, wo es sonst keine Bäume gibt. Drei Monate werden sie dort stehen - und die Luft verbessern.

Bäume mit Internet-Anschluss

Optisch ähneln die "City Trees" normalen Bäumen nicht unbedingt. Eher begrünten Wänden. Eine Bank davor lädt zum Sitzen und Ausruhen ein. Wer sich dort niederlässt, sitzt quasi in einem kleinen Park, denn ein "City Tree" kann so viel Feinstaub aus der Luft filtern wie rund 250 normale Bäume.

Möglich machen das eigens gezüchtete Moose. Moose haben bis zu 30 000 kleine Blättchen auf einem Quadratmillimeter und dadurch eine riesengroße Oberfläche. Als Feinstaubfilter sind sie deshalb normalen Bäumen weit überlegen.

Normalerweise allerdings wachsen Moose im schattigen Wald und nicht mitten in der Stadt wie an der Dresdner Frauenkirche. Hier würden die Moose in der Sonne schlichtweg verdorren, erklärt Peter Sänger, Mitgründer von "Green City Solutions". Sie hätten dann keinen Effekt mehr. Deshalb haben er und seine Kollegen ein intelligentes Bewässerungssystem entwickelt. Die hängenden Beete werden von der Rückseite mit Wasser versorgt. Und zwar punktgenau: Jeder "City Tree" ist mit Sensoren bestückt und hat einen Internetanschluss. So könne der City Tree praktisch seine ganze Umgebung erfassen und analysieren, erklärt Victor Splittgerber. "Und dann steuern wir die Anlage so, dass die Pflanzen optimal wachsen und die Luft filtern und kühlen".

Dresden - City Tree
Ein "City Tree" vor der Frauenkirche in Dresden; Er filtert so viel Feinstaub wie ein ganzer Park.Bild: DW/C. Röder

Spin off von Dresdener Hochschulen

Entwickelt haben die Gründer den "City Tree" mit Unterstützung der Dresdner Hochschulen. Dort untersuchen sie auch mit einem speziell entwickelten Computer-Programm, wie die Schadstoffe aus der Luft am effektivsten gefiltert werden können. Das Ziel von "Green City Solutions" sei es, vor der Aufstellung eines City Trees immer eine genaue Standortanalyse zu machen, erklärt Mitarbeiterin Dr. Ge Gao und zeigt auf ihrem Bildschirm auf eine schematische Karte der Stadt Leipzig: "Vor allem die Windrichtung und Windgeschwindigkeit beeinflussen die Strömung der Schadstoffpartikel".

Mit diesen Parametern berechen Gao und ihre Kollegen den optimalen Standort der City Trees, so dass er die Schadstoffe so effektiv wie möglich einfangen kann. So haben sie es an der Frauenkirche in Dresden gemacht, und in Paris, wo zeitgleich gerade drei weitere City Trees aufgestellt wurden. Außerdem steht nun auch der erste City Tree in Hongkong. Für die Gründer ist der Schritt auf den asiatischen Markt sehr wichtig, denn Städte von Shanghai bis Tokio haben weltweit die größten Probleme mit Smog. Aus Asien erwartet das Startup deshalb in der Zukunft die meisten Aufträge.

Städte von Paris bis Hongkong testen

Viele werden die City Trees vermutlich wie in Dresden erstmal für einige Monate mieten, um sie zu testen. Die Start-Up-Unternehmer aber bieten sie auch zum Verkauf an - für 22 000 Euro, inklusive technischem Service. Zusätzliche Features kosten extra, denkt Splittgerber schon weiter – zum Beispiel ein LED-Display an der Seite, eine aufwändige Beleuchtung oder ein integrierter WLAN-Hotspot. Viele Möglichkeiten, die ein normaler Baum nicht hat.

Vor der Frauenkirche in Dresden ist es Nachmittag geworden und alle acht City Trees stehen. Es war ein heißer Sommertag. Victor Splittgerber und Peter Sänger lassen sich zufrieden auf eine der am quadratischen Moosbaum montierten Bänke fallen. Zeit für eine Verschnaufpause. Schließlich haben sie gerade acht City Trees aufgebaut und so - was saubere Luft angeht - quasi 2000 echte Bäume gepflanzt.