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Industrieaufträge über Vorkrisenniveau

4. Dezember 2020

Die Auftragsbücher der deutschen Industrie haben sich auch im Oktober weiter gefüllt. Sie sind jetzt dicker als vor Beginn der Corona-Krise - vor allem wegen der Nachfrage außerhalb Europas.

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Deutschland Symbolbild Maschinenbauer
Bild: picture-alliance/dpa/F. Kästle

Die Auftragseingänge der deutschen Industrie wuchsen im Oktober um 2,9 Prozent zum Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 1,5 Prozent gerechnet. Im September hatte es einen Zuwachs von revidiert 1,1 (bisher: 0,5) Prozent gegeben.

Durch die Aufholjagd ist das Niveau von vor der Krise inzwischen leicht übertroffen worden: Gemessen am Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, liegen die Bestellungen inzwischen um 0,8 Prozent höher.

"In den zurückliegenden Monaten hat sich die Nachfrage nach Industriegütern sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland weiter belebt", betonte das Ministerium.

Der Industriesektor ist für Deutschland wichtiger als für die meisten anderen Länder. 2019 lag der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung in Deutschland bei 24 Prozent - annähernd doppelt so hoch wie in den beiden anderen großen Volkswirtschaften Europas: In Frankreich und Großbritannien beträgt er nur jeweils 13 Prozent.

Chinas Erholung hilft

Die Aufträge aus Deutschland legten im Oktober um 2,4 Prozent zu, die aus dem Ausland sogar um 3,2 Prozent. Dabei nahmen die Bestellungen aus der Euro-Zone um 0,5 Prozent zu, die aus dem restlichen Ausland um 4,8 Prozent.

"Die fortgeschrittene Konjunkturerholung in China sorgt zwar für reichlich Unterstützung, sie allein kann den Knoten jedoch nicht lösen", kommentierte Alexander Krüger, Chefvolkswirt vom Bankhaus Lampe. Da die Lockdown-Maßnahmen noch bis mindestens Januar anhalten, könne die Produktion die Aufträge nur eingeschränkt abarbeiten.

Insgesamt seien die Auftragszahlen aber "gute Nachrichten", sagte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). "In der Industrie läuft es wieder. Die Konjunkturschwäche, die wir pandemiebedingt haben, hängt mehr oder weniger mit dem Service-Sektor zusammen."

Rückschlag zum Jahresende?

Das Bruttoinlandsprodukt ist im Sommerquartal im Rekordtempo von 8,5 Prozent gewachsen, nachdem es im Frühjahr wegen der Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie mit 9,8 Prozent so stark gefallen war wie noch nie.

Im laufenden vierten Quartal rechnen viele Experten mit einem Rückschlag, da seit November neue Corona-Beschränkungen in Deutschland gelten.

Die Auftragseingänge der Industrie machten nun allerdings "Hoffnung, dass die Wachstumsrückgänge im laufenden Quartal nicht ganz so stark ausfallen werden", so Thomas Gitzel von der VP Bank.

bea/hb (Reuters)