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Kammerphilharmonie Bremen gewinnt "Gramophone Award"

Kevin Tschierse
5. Oktober 2023

Das Orchester unter der Leitung von Paavo Järvi hat mit dem "Orchestra of the Year 2023"-Award eine der wichtigsten Auszeichnungen der klassischen Musik gewonnen.

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Paavo Järvi mit Musikern der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen auf einer Treppe
Die strahlenden Gewinner des "Klassik-Oscars": die Deutsche Kammerphilharmonie BremenBild: Julia Baier

Die diesjährigen "Gramophone Classical Music Awards" stehen unter einem ganz besonderen Zeichen: Das traditionsreiche britische Klassik-Magazin Gramophone, das den Preis vergibt, feiert sein 100-jähriges Jubiläum.

Bei der Preisverleihung am Abend des 4. Oktobers in London stand allerdings nicht das Magazin im Mittelpunkt, sondern ein deutsches Orchester: Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen wurde mit dem renommierten "Orchestra of the Year 2023"-Award ausgezeichnet. Der Preis ist einer der wichtigsten der klassischen Musik und wird seit 1977 jährlich vergeben.

Mit ihm werden Orchester gewürdigt, die im vergangenen Jahr herausragende Aufnahmen produziert haben. Das Besondere: Die Entscheidung über den Gewinner liegt in den Händen des Publikums, das in einem Online-Voting abstimmt. 

Die "Oscars" der klassischen Musik

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Chefdirigent Paavo Järvi erhielt die Auszeichnung für ihre Interpretation der "Londoner Sinfonien" von Joseph Haydn. Sie setzte sich gegen neun andere internationale Spitzenorchester durch, die um den gemeinhin als "Oscar" der klassischen Musik geltenden Preis konkurrierten. Darunter Größen wie die Berliner Philharmoniker, das London Philharmonic Orchestra oder das Orchestre de Paris. 

Dirigent mit Dirigierstock
Paavo Järvi leitet die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen seit 2004Bild: GAETAN BALLY/KEYSTONE/picture alliance

Die Nominierungen basierten auf Aufnahmen der Orchester aus den letzten 12 Monaten und umfassten ein breites Repertoire von George Walker über Franz Schubert und Igor Strawinsky bis hin zu Dmitri Schostakowitsch.

"Wir, die Kammerphilharmonie und ich, sind begeistert und freuen uns ungemein über die Auszeichnung", äußerte sich Chefdirigent Paavo Järvi zum Gewinn. "Das bestätigt einmal mehr unsere Arbeit und wie unsere energetische Spielweise weltweit wahrgenommen wird. Das ist ein besonderer Award für besondere Musikerinnen und Musiker, die außergewöhnlich, leidenschaftlich und mutig sind. Oder, wie der ehemalige Bundespräsident Gauck sagte, es gäbe 'kein anderes Orchester dieser Art in Deutschland'."

 Paavo Järvi brachte die Kammerphilharmonie zu Weltruhm

Der gebürtige Este Paavo Järvi ist seit 2004 künstlerischer Leiter der Kammerphilharmonie Bremen. Er gehört zu den erfolgreichsten Dirigenten des internationalen Musiklebens. Unter seiner Leitung etablierte sich die Kammerphilharmonie Bremen als musikalische Größe. Ein zehn Jahre andauerndes Beethoven-Projekt setzte Maßstäbe. Gefolgt wurde es von einem Schumann-Zyklus, der ebenfalls weltweite Anerkennung erntete. Ab 2015 fokussierte sich das Ensemble mit großer Hingabe auf ein Brahms-Projekt und erzielte wiederum große Erfolge - darunter bei einer gefeierten Aufführung des Requiems im Dom zu Bremen und mit der preisgekrönten TV/DVD-Dokumentation "The Brahms Code".

Der Brahms Code - Teil 1

Während der Corona-Pandemie musizierten die Musiker in kleineren Besetzungen und präsentierten im Herbst 2021 ihre Interpretation der Londoner Sinfonien von Haydn. Dieses einzigartige Projekt begann in Wien und führte sie auf eine Asien-Tour. Im Frühjahr 2023 veröffentlichten sie mit großem Erfolg die erste CD mit zwei der zwölf Londoner Sinfonien von Haydn. Für diese Einspielung erhielt das Orchester jetzt die Auszeichnung.

Öffentliche Abstimmung mit maximaler Transparenz

Die Möglichkeit, das "Orchester des Jahres" mitzuwählen, hatte das Publikum in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal in Folge. Die Stimmabgabe erfolgte per Online-Voting über ein Portal des Gramophone-Magazins. 

Um den Wählern die Auswahl zu erleichtern und die Nominierten gebührend vorzustellen, hatte Gramophone exklusive Apple Music-Wiedergabelisten für jedes Ensemble erstellt. Diese Playlists enthielten nicht nur aktuelle Aufnahmen, sondern auch Schätze aus den Archiven der Orchester. Zusätzlich stand eine regelmäßig aktualisierte Wiedergabeliste mit allen zehn nominierten Ensembles zur Verfügung, die auf Apple Music sowie auf der Gramophone-Website zu finden war.

Neben der "Orchestra of the Year"-Auszeichnung wurden bei der Veranstaltung auch weitere bedeutende Preise vergeben: Die französische Sopranistin Véronique Gens wurde als "Artist of the Year" geehrt, die US-amerikanische Geigerin Stella Chen als "Young Artist of the Year". Dame Felicity Lott, eine englische Opern- und Konzertsängerin, bekam den Award für ihr Lebenswerk. Auch das schwedische Klassik-Label BIS wurde ausgezeichnet.

In den vergangenen Jahren zählten zu den Gewinnern des renommierten Gramophone-Awards das Budapest Festival Orchestra, das Minnesota Orchestra, das Philadelphia Orchestra, die Hong Kong Philharmonic und das Seattle Symphony Orchestra.