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Deutsche Kinoschätze

Jochen Kürten7. Mai 2007

Die neue DVD-Box "Parallelwelt: Film - ein Einblick in die DEFA", herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung, erlaubt einen fundierten Einblick in 44 Jahre ostdeutsche Filmgeschichte.

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Filmszene: Spur der Steine mit Manfred Krug
Der DEFA-Klassiker "Spur der Steine" mit Manfred Krug ist auch auf der DVDBild: DHM

Das deutsche Nachkriegskino gibt es gleich zweimal. In der Bundesrepublik blühte in den 1950er Jahren der Heimatfilm, später verschafften Regisseure wie Fassbinder, Herzog und Wenders dem deutschen Kino Weltrenommee. In der DDR war es die staatliche Produktionsgesellschaft DEFA, die das ostdeutsche Kino prägte.

Natürlich entstanden Filme, die das Weltbild der SED-Funktionäre auf die große Leinwand transportieren sollten. Doch die DEFA stand auch für ein anderes Kino. Regisseure wie Konrad Wolf und Frank Beyer gehören zu den herausragenden Protagonisten der deutschen Filmgeschichte. Sie und viele andere stehen für großes handwerkliches Können. Abgesehen von der inhaltlichen Themensetzung können viele DDR-Filme so auch heute noch bestehen.

Parallelwelt Film

Die "Bundeszentrale für politische Bildung" hat in Zusammenarbeit mit der "Stiftung Deutsche Kinemathek", der "DEFA-Stiftung", dem "Bundesarchiv" und der Firma "Icestorm" eine DVD-Edition herausgebracht, die die Beschäftigung mit einem wichtigen Kapitel deutscher Filmgeschichte ermöglicht. In der Box sind unter Kapitelüberschriften wie "Geschichte und Inszenierung" oder "Arbeit und Alltag" sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilmen versammelt. Insgesamt gibt es zwölf Filme auf zehn DVD's, darunter diese drei:

"Ich war Neunzehn" (1968)

Konrad Wolfs Alter Ego Leutnant Gregor Hecker kehrt in den letzten Kriegswochen nach Deutschland zurück, als Angehöriger einer sowjetischen Aufklärungseinheit wird er in die Wirren der Zeit hineingezogen und muss Stellung beziehen. Konrad Wolf: "Umfangreiche Dokumente, politische, militärische, historische Literatur bildeten die Ausgangsbasis der tagebuchähnlichen filmischen Erzählweise, in die meine eigenen Aufzeichnungen, die ich damals als neunzehnjähriger Leutnant der Roten Armee festhielt, eingeflossen sind."

"Berlin - Ecke Schönhauser Straße" (1957)

In den 1950er Jahren beschäftigten sich Filmregisseure in aller Welt mit den Problemen Jugendlicher auf der Straße, in Beruf und Alltag. "Berlin - Ecke Schönhauser Straße" von Gerhard Klein zeigt eine Gruppe Heranwachsender in Ostberlin zwischen rebellischem Verhalten und beruflichen Zwängen: Der Film "zeigt ohne Beschönigung, dass das damals behandelte Problem der Halbstarken auch in Ostberlin existierte. Als Ursachen für das Verhalten dieser Jugendlichen werden mangelndes Verständnis und ungesunde Verhältnisse im Elternhaus sowie schädliche Einflüsse aus dem westlichen Teil der Stadt dargestellt, aber der Film unterschlägt auch nicht eine Abneigung der jungen Halbstarken gegenüber Versuchen der staatlichen Jugendorganisation FDJ, sie zu bevormunden." (Heinz Kersten).

"Der Dritte"

In "Der Dritte" (1972) zeigt Regisseur Egon Günther, auf welche Schwierigkeiten die beruflich erfolgreiche Mathematikerin Margit in ihrem Umfeld trifft. Sie ist allein erziehende Mutter von zwei Kindern von unterschiedlichen Vätern.

Der Filmregisseur Peter Kahane (Archiv)
Der Filmregisseur Peter Kahane (Archiv)Bild: dpa

"Die Struktur des Films hebt ihn aus dem Gleichmaß der DEFA-Ästhetik hervor. Günther arbeitet mit deutlich von einander abgesetzten Bausteinen, bürstet den Erzählfluß immer wieder gegen den Strich einer harmonischen Lesart." (Claus Löser)

In der Box sind darüber hinaus auch "Die Architekten" (1990) von Peter Kahane und "Sieben Sommersprossen" (1978) von Regisseur Hermann Zschoche enthalten sowie DEFA-Klassiker wie "Spur der Steine" (1966) und frühe Dokumentationen wie "Einheit SPD-KPD" (1946) von Kurt Maetzig.