Deutsche Oscar-Preisträger von den Anfängen bis heute
Mit vier Trophäen zählte das Drama "Im Westen nichts Neues" zu den großen Gewinnern der Oscars 2023. Die Liste der deutschen Oscar-Preisträger reicht bis 1929 zurück - eine Zeitreise.
1929: Der erste deutsche Preisträger hieß Emil Jannings
Er war der Megastar des deutschen Kinos der 1920er Jahre - und der erste Schauspieler, der überhaupt mit einer goldenen Oscar-Statue ausgezeichnet wurde: Emil Jannings erhielt die Trophäe bei der ersten Oscar-Verleihung im Jahr 1929 als bester Schauspieler für gleich zwei Filme: Für "Der Weg allen Fleisches" von 1927 und "Sein letzter Befehl" (1928).
Späterer Nazi-Kollaborateur
In "Sein letzter Befehl" von Josef von Sternberg spielt Emil Jannings (im Bild) einen zaristischen General, der Jahre nach dem russischen Bürgerkrieg als Statist in Hollywood lebt. Nach einigen Jahren in Amerika kehrte Jannings nach Deutschland zurück. Wegen seiner Nähe zu den Nationalsozialisten belegten ihn die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Auftrittsverbot.
1937 und 1938: Luise Rainer
Nur eine Deutsche konnte bisher einen Oscar in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" ergattern - der gebürtigen Düsseldorferin Luise Rainer gelang das sogar gleich zweimal: Zunächst 1937 für ihre Rolle in der "Der große Ziegfeld" (im Bild), im Jahr darauf dann auch für Sidney Franklins Romanverfilmung "Die gute Erde".
1960: Bernhard Grzimek
Wenn es um "großes Kino" und Oscar-Glamour geht, droht sein Name unter den Tisch zu fallen - zu Unrecht: Denn es war Bernhard Grzimek, der gemeinsam mit seinem Sohn Michael und dem Dokumentarfilm "Serengeti darf nicht sterben" über den Serengeti-Nationalpark in Tansania den ersten Oscar nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland holte.
1972: Oscar für das Szenenbild von "Cabaret"
Lang ist die Liste deutscher Oscar-Preisträger, die hinter der Kamera beteiligt waren. Dazu gehören auch die Filmarchitekten Hans Jürgen Kiebach, Herbert Strabel und Rolf Zehetbauer, die 1972 für das Szenenbild von Bob Fosses Film "Cabaret" geehrt wurden.
1980: Ein Oscar für Klein-Oskar
Es sollte bis 1980 dauern, bis ein Oscar in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" nach Deutschland ging: Zuteil wurde diese Ehre Volker Schlöndorff für seine Verfilmung des Günter-Grass-Romans "Die Blechtrommel". Im Bild trommelt David Bennent in der Rolle des Oskar Matzerath, der im Alter von drei Jahren beschließt, nicht mehr zu wachsen.
2003: Caroline Link für "Nirgendwo in Afrika"
Regisseurin Caroline Link erhielt den "Auslands-Oscar" 2003 für "Nirgendwo in Afrika", basierend auf dem autobiografischen Roman von Stefanie Zweig. Die Geschichte erzählt von einer jüdischen Familie, die 1938 vor dem NS-Regime aus dem Deutschen Reich nach Kenia flüchtet.
2007: Gefeiertes Stasi-Drama
Das Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" war das dritte deutsche Werk, das als bester internationaler Film den Oscar erhielt. Eine seltene Erfolgsgeschichte, schließlich war es Florian Henckel von Donnersmarcks Spielfilmdebüt. Der Regisseur war 2019 erneut für den "Auslands-Oscar" nominiert, ging für "Werk ohne Autor" aber leer aus.
2009 und 2012: Tarantinos Liebling Christoph Waltz
Der deutsch-österreichische Schauspieler Christoph Waltz erhielt gleich zweimal einen Oscar als bester Nebendarsteller in Filmen des Kultregisseurs Quentin Tarantino: 2009 für seine Darstellung eines SS-Offiziers in "Inglourious Basterds" (im Bild) und 2012 für die des Kopfgeldjägers Dr. King Schultz in "Django Unchained".
1995 und 2022: Mr. Soundtrack Hans Zimmer
Kinofans kommen an ihm nicht vorbei: Hans Zimmer hat für zahlreiche Kassenschlager die Musik komponiert, zwölfmal war er für den Oscar nominiert, zum ersten Mal 1989 für "Rain Man". Gewonnen hat Zimmer die goldene Statue 1995 für seinen Soundtrack zu "Der König der Löwen" und 2022 für die Romanverfilmung von "Dune".
2018 und 2022: Gerd Nefzer für die Special Effects
2018 hatte der Spezialeffektkünstler Gerd Nefzer (Zweiter von rechts im Bild) auf der Rückreise aus Hollywood nach Deutschland seinen ersten Oscar im Gepäck. Der studierte Agrartechniker war zusammen mit drei weiteren Kollegen für die Spezialeffekte im Film "Blade Runner 2049" verantwortlich. 2022 bekam das Team den zweiten Oscar für "Dune".
2023: Antikriegsfilm schreibt Geschichte
Kein deutscher Film zuvor hat mehr Oscar-Nominierungen erhalten als die Netflix-Produktion "Im Westen nichts Neues". In neun Kategorien ging die Romanverfilmung ins Rennen, vier Trophäen konnte das Werk von Regisseur Edward Berger einheimsen - darunter die für den besten internationalen Film.