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Deutsche Wirtschaft zum Jahresende geschrumpft

30. Januar 2023

Ukraine-Krieg und Energiekrise belasten die deutsche Wirtschaft, so dass sie mit einem Bein in der Rezession steht. Im Schlussquartal 2022 fällt vor allem der Privatkonsum als wichtige Konjunkturstütze aus.

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Deutschland, Köln | Fiesta Produktion im Ford Werk
Arbeiterin im Werk des Autoherstellers Ford in KölnBild: Thomas Imo/photothek/picture alliance

Rekordinflation und Energiekrise haben die Konjunktur in Deutschland zum Ende des vergangenen Jahres ausgebremst. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im vierten Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte. Zunächst war die Wiesbadener Behörde von einer Stagnation der Wirtschaftsleistung im Zeitraum Oktober bis Dezember ausgegangen.

Damit wird eine Rezession  wahrscheinlicher: Die meisten Experten rechnen mit einem erneuten Schrumpfen von Europas größter Volkswirtschaft im laufenden ersten Quartal. Ökonomen sprechen erst bei zwei negativen Quartalen in Folge von einer Rezession. Ab Frühjahr wird wieder mit einem leichten Aufwärtstrend gerechnet.

Düstere Prognosen nicht erfüllt

Insgesamt wuchs Europas größte Volkswirtschaft im vergangenen Jahr trotz des Gegenwinds um 1,8 Prozent. Das ist etwas weniger als die zunächst geschätzten 1,9 Prozent. Die angesichts des Ukraine-Krieges lange Zeit düsteren Prognosen erfüllten sich damit aber nicht.

Baukräne auf einer Großbaustelle
Drehen sich auch nicht mehr so schnell: Baukräne auf einer GroßbaustelleBild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/picture alliance

Im vierten Quartal fielen den Angaben zufolge vor allem die privaten Konsumausgaben, die die deutsche Wirtschaft im bisherigen Jahresverlauf gestützt hatten, niedriger aus als im Vorquartal.

Volkswirte optimistischer für dieses Jahr

Volkswirte schätzen auch die Aussichten für dieses Jahr längst nicht mehr so trüb ein wie zunächst nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar des vergangenen Jahres. Nach Ansicht vieler Ökonomen wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr allenfalls leicht schrumpfen. Weil der Staat Privathaushalte und Unternehmen mit Milliardensummen bei den kräftig gestiegenen Energie-Kosten entlastet, erwarten manche Volkswirte ein leichtes Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr.

Stefan Schneider, Chefvolkswirt Deutschland von Deutsche Bank Research, geht davon aus, davon aus, dass das BIP im ersten Quartal um etwa 0,25 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurückgehen dürfte, "sodass Deutschland am Ende doch eine technische Rezession erleben könnte." Es handele sich dann allerdings "wirklich nur um eine technische Rezession - also zwei aufeinanderfolgende Quartale mit schrumpfendem BIP - und nicht um einen bis vor Kurzem befürchteten Wachstumsrückschlag."

Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank kommentiert die Zahlen mit den Worten:  "Die Wirtschaftsleistung hat zwar abgenommen, ein Konjunkturabsturz ist aber ausgeblieben." Dennoch gebe es keinen Grund zu Wachstumseuphorie. "Gewachsene Strukturschwächen lassen erwarten, dass Wohlstandsverluste noch jahrelang bestehen bleiben. Es sieht so aus, als werde die deutsche Wirtschaft der Musik in anderen Ländern für längere Zeit hinterherlaufen."

Bundesregierung befürchtet keinen Einbruch der Konjunktur

Die Bundesregierung rechnet inzwischen mit einem Plus von 0,2 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt. Die Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik zum Jahreswechsel 2022/23 dürfte kürzer und milder ausfallen als noch im Herbst erwartet, hieß es im jüngsten Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung. Einen tiefen Konjunktureinbruch in diesem Jahr gebe es nicht, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Die schlimmsten Szenarien seien verhindert worden.

Die Stimmung der Unternehmen und Verbraucher verbessert sich seit geraumer Zeit. Das Konsumklima ist nach Angaben des Nürnberger Marktforschungsunternehmens GfK das vierte Mal in Folge gestiegen. "Auch wenn das Niveau noch sehr niedrig ist, hat der Pessimismus zuletzt doch nachgelassen", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl jüngst. Unternehmen starteten zuversichtlicher ins neue Jahr. Das Ifo-Geschäftsklima legte im Januar zum Vormonat um 1,6 Punkte auf 90,2 Zähler zu. Es war ebenfalls der vierte Anstieg in Folge.

ul/hb (dpa, rtr)