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Außenhandel bleibt auf Rekordkurs

Rolf Wenkel
4. Oktober 2016

Der deutsche Außenhandelsverband rechnet mit Rekorden in diesem Jahr. Er will Globalisierungängsten entgegentreten und sich für weniger Steuern einsetzen - und zwar für die Arbeitnehmer.

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Deutschland Anton F. Börner BGA-Präsident
Bild: DW/N. Jolkver

Die deutschen Groß- und Außenhändler haben eine Krise der Globalisierung ausgemacht. "Alleine der Begriff macht vielen Menschen Angst, und die Offenheit gegenüber dem Freihandel sinkt, und zwar nicht nur in Deutschland", erklärte Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) am Dienstag in Berlin.

Tatsache sei aber auch, dass die deutsche Wirtschaft dank der Möglichkeiten der Globalisierung in den vergangenen 30 Jahren extrem erfolgreich gewesen sei - und dies auch in den nächsten 30 Jahre sein könne. "Dafür müssen insbesondere die Weltmärkte offen bleiben", erklärte Börner in Berlin. "Uns ist bewusst, dass wir damit im Widerspruch zur veröffentlichten Meinung und zur derzeitigen Mehrheitsmeinung stehen, was etwa das angestrebte transatlantische Abkommen TTIP betrifft."

Abkühlung spürbar

Derweil kühlen sich die Außenhandelsaktivitäten auf absehbare Zeit weiter ab. An allen Ecken und Enden der Welt kriselt es, nicht zuletzt vor den Toren Europas und auch innerhalb des wichtigsten Kernmarktes für die deutschen Exporteure. Vor dem Hintergrund der daraus resultierenden Verunsicherung und Zurückhaltung erwartet der BGA für dieses Jahr bei den Ausfuhren immerhin noch ein kleines Wachstum von maximal zwei Prozent auf 1.220 Milliarden Euro - und damit trotz aller Sorgen einen neuen Rekord der deutschen Ausfuhren. Gleiches gilt auch für die Einfuhren, die aber lediglich um 0,5 Prozent auf 953 Milliarden Euro steigen werden.

Das schwierige weltwirtschaftliche Umfeld wird sich nach Ansicht des BGA auch in den kommenden Monaten fortsetzen. So stehen alleine in Europa zahlreiche Wahlen und wichtige Entscheidungen mit völlig ungewissem Ausgang an, etwa in Italien, den Niederlanden, Frankreich und in Deutschland. Auch bleibe abzuwarten, wie die Weichen in Bezug auf den Brexit gestellt werden.

Auch nächstes Jahr ein Plus

Daher geht der BGA davon aus, dass 2017 mit einem Wachstum der Ausfuhren von höchstens zweieinhalb Prozent auf dann 1.250 Milliarden Euro gerechnet werden kann. Bei den Importen erwartet der BGA ein Anziehen der Energie- und Rohstoffpreise, was zu einem Wachstum von 1,5 Prozent auf 967 Milliarden Euro führen kann.

Rückgänge bei den Ausfuhren gab es im ersten Halbjahr sowohl bei den chemischen Erzeugnissen als auch bei den Maschinen. Nur bei Kraftfahrzeugen und Autoteilen konnte noch ein Zuwachs von 2,2 Prozent im Vorjahresvergleich erzielt werden.

Für offene Märkte und weniger Steuern

"Trotz großer Herausforderungen müssen wir keine Angst vor der Zukunft haben", erklärte Börner in Berlin. "Wir können so viele Dinge exklusiv, die andere nicht können, so dass wir immer auf eine Nachfrage stoßen werden. Die Welt braucht uns 80 Millionen Deutsche in den Bereichen Ingenieurskunst, technische Lösungen und Vieles mehr".

Bester Beweis sei die Vergangenheit: Seit zehn Jahre seien die Schwellenländer auf dem Vormarsch, müssten China, Brasilien und andere Deutschland längst überholt haben. "Fakt ist ganz etwas anderes: dass wir immer mehr Umsätze machen, weil auf der ganzen Welt immer mehr 'Made in Germany' gebraucht wird. Deshalb braucht sich niemand ängstigen. Auch unsere Enkel werden noch riesige Erfolge auf den Weltmärkten haben", so Börner.

Nach zehn Jahren Aufschwung, in denen sich die Steuereinnahmen verdoppelt hätten, womit vor allem eine Konsolidierung des Haushalts finanziert worden sei, aber auch teure Wahlgeschenke, wie die Mütterrente und die Rente mit 63, sei es überfällig, zumindest einen Teil der Mehreinnahmen denen zu lassen, die sie bezahlen müssten, anstatt sie in neue sogenannte soziale Wohltaten zu stecken und die Umverteilungsschraube noch weiterzudrehen."Wir wollen deshalb nicht mehr Geld für die Unternehmen, wir wollen mehr Geld für die Leute in unseren Unternehmen, die unsere Unternehmen voranbringen", so Börner.