Deutsches Start-up startet Rakete mit Kerzenwachsantrieb
3. Mai 2024Das deutsche Raumfahrtunternehmen Hyimpulse hat nach eigenen Angaben erfolgreich eine Rakete getestet, die mit Paraffin (Kerzenwachs) und Sauerstoff angetrieben wird. Die einstufige Trägerrakete hob am Freitag in Südaustralien ab, wie das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Neuenstadt am Kocher bei Heilbronn bekannt gab. Das Unternehmen testete damit seine Technologie vor dem ersten geplanten Flug in den Orbit Ende 2025.
Nach den Worten von Mitgründer Mario Kobald setzt Hyimpulse damit "ein Zeichen für die Leistungsfähigkeit der Raumfahrtnation Deutschland und erweitert den Zugang Europas zum Weltraum". Das Start-up wurde 2018 gegründet beschäftigt 65 Mitarbeiter.
Angeblich keine Explosionsgefahr
Hyimpulse setzt auf einen innovativen Antrieb, der flüssigen Sauerstoff mit Paraffin kombiniert und bei dem nach eigenen Angaben "keine Explosionsgefahr" besteht. Paraffin sei preiswert und erfordere eine weniger komplexe Technologie, erklärte Hyimpulse. Der Bau des Trägerfahrzeugs sei "etwa 40 Prozent billiger als bei herkömmlichen Antriebssystemen".
Die Trägerrakete SR75 von Hyimpulse kann eine Nutzlast von 250 Kilogramm transportieren und ist nach Angaben von Firmenmitgründer Christian Schmierer auch in der Lage, ins All zu fliegen. Diesmal war jedoch nur eine Höhe von 60 Kilometern geplant, sodass die Grenze zum Weltraum nicht überschritten werden sollte.
Wie hoch sie tatsächlich flog, weiß man nach Auskunft des Unternehmens erst, wenn die Rakete geborgen ist, und der Flugschreiber ausgewertet wurde. Dies werde ein paar Tage dauern. Die suborbitale Trägerrakete ist dafür ausgelegt, eine Höhe von 250 Kilometern zu erreichen. Ziel des Starts in Australien war es, Daten über die Funktionsweise des Antriebs und der Kontrollsysteme zu sammeln.
Größere Rakete in Arbeit
Mit diesen Daten wird das Start-up die Entwicklung seiner 32 Meter langen SL1-Rakete verfeinern, deren Erstflug für Ende 2025 geplant ist. Sie soll in der Lage sein, bis zu 600 Kilogramm Nutzlast in eine Höhe von 500 Kilometern zu befördern. Ein Start dieser größeren Rakete kostet laut Schmierer etwa sechs Millionen Euro. Pro Kilogramm Nutzlast wolle das Unternehmen etwa 6500 Euro berechnen. Zu den Kunden gehört laut Schmierer etwa die Automobilindustrie, die Satelliten für die Navigation und das autonome Fahren braucht.
Bei Raketen der neuartigen Bauweise sinken Unternehmensangaben die Kosten, um Satelliten ins Weltall zu transportieren, um rund 50 Prozent. Laut Schmierer will HyImpulse mit der Trägerrakete ein besseres Angebot für Kleinsatelliten machen. Der Bedarf an kommerziellen Transportraketen in Europa sei riesig. "Entsprechend haben wir mit weit über 100 Millionen Euro bereits ein hohes Volumen im Orderbuch, das monatlich steigt", so Schmierer.
In Europa liefern sich mehrere Unternehmen einen Wettbewerb bei der Entwicklung von Miniträgerraketen. In Deutschland tritt Hyimpulse gegen die von Isar Aerospace aus München und Rocket Factory Augsburg entwickelten Raketen an, in Frankreich gegen Maiaspace und Latitude oder in Spanien gegen PLD Space.
kle/sti (afp, dpa)