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Deutschland bei PISA wieder nur Mittelmaß

Bei der zweiten weltweiten PISA-Schulstudie landen die deutschen Schüler erneut im Mittelfeld. Die sozial ungerecht verteilten Bildungschancen bleiben das Hauptproblem.

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Fehler machen nicht nur die SchülerBild: dpa

Um ein paar Plätze haben sich die deutschen Schüler bei der zweiten PISA-Studie verbessert. Im internationalen Vergleich bleiben sie aber weiter im Mittelfeld. Positiv: Die 15-Jährigen liegen beim Lösen von Problemen in alltagstypischen Situationen über dem OECD-Durchschnitt. Negativ: In den drei Schwerpunktgebieten der in 2003 erhobenen Studie, Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz, konnten sie dieses pragmatische Potenzial nicht umsetzen.

Die Reaktionen auf das Ergebnis fielen je nach Lager unterschiedlich aus. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen (SPD), hebt vor allem die leichten Leistungsverbesserungen seit der ersten PISA-Studie vor drei Jahren hervor, diese seien eine "Bestätigung für die Arbeit der deutschen Schulen." Der internationale PISA-Koordinator Andreas Schleicher sagte dagegen, Deutschland falle ohne grundlegende Reform seines Bildungssystems im internationalen Wettbewerb weiter zurück.

Soziale Härten

Einer der wichtigsten Kritikpunkte an Deutschland seitens der OECD ist die große Abhängigkeit des Schulerfolges von Einkommen und Vorbildung der Eltern. In keinem anderen vergleichbaren Staat gebe es sie in diesem Maße, so Schleicher, in Deutschland müsse man sich "starke Sorgen machen." Das deutsche Schulsystem versagt nach dem Fazit der Forscher bei der Förderung von Arbeiter- und Migrantenkindern. Bei gleicher Begabung hat ein Akademikerkind in Deutschland eine mehr als dreimal so große Chance, das Abitur zu erlangen, wie ein Facharbeiterkind. Für die neue Studie waren im Frühjahr 2003 bundesweit 50.000 Schüler, in ganz Europa 275.000 getestet worden.

Neuer Streit um das Schulsystem

Nachdem die Ergebnisse von PISA II bekannt gegeben wurden, ist die Debatte über das dreigliedrige System der Oberschulen, mit Gymnasien, Haupt- und Realschulen, neu entbrannt. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hat die Abkehr davon gefordert. Die neue Studie zeige, dass die Hauptschule keine Zukunft mehr habe. Zugleich müsse Deutschland mit einem weiteren Tabu brechen: "Wir müssen uns fragen, ob die frühe Auslese von 10-jährigen Kindern auf unterschiedliche Schulformen der richtige Weg ist."

Den Vorschlag, die Hauptschule abzuschaffen, kritisieren Wirtschaftsvertreter und Lehrer. Auch der deutsche PISA-Koordinator Manfred Prenzel warnt vor einem überstürzten Umbau des Schulsystems. Zwar dürfe "man sich durchaus die Frage stellen, ob das System in seiner Grundstruktur verbessert werden kann", eine langfristige Planung sei jedoch wirkungsvoller.

Lohn der Debatte

Der Streit um das Bildungssystem dürfte auch dieses Mal so lange und intensiv werden, wie nach der Veröffentlichung des ersten PISA-Schultestes im Dezember 2001. Die damalige Debatte war zumindest teilweise fruchtbar. Die Kultusminister verständigten sich auf mehr frühkindliches Lernen schon im Kindergarten. Der Bund unterstützt die Länder beim Aufbau von Ganztagsschulen bis 2007 mit vier Milliarden Euro. Für den Unterricht wurden neue Bildungsstandards entwickelt, die für alle Bundesländer gleichermaßen gelten sollen.

Die Auswirkungen dieser Reformansätze haben sich bei PISA II noch nicht gezeigt. Das wundert weder Politiker noch Bildungs-Experten. Und so mahnen viele Stimmen, den eingeschlagenen Weg nicht wieder zu verlassen. Arbeitgeberpräsident Hundt bringt es auf den Punkt, statt ständiger Sündenbock-Suchen sei "langer Atem erforderlich, um den begonnenen Reformprozess konsequent fortzuführen." In den Bereichen Ganztagsbetreuung, Lehrerbildung und Selbstständigkeit von Schulen seien erste Schritte in die richtige Richtung erfolgt. Diesen Weg müsse man weitergehen. (kas/bde)

Beitrag vom 8.12.2004