Patentanmeldungs-Boom hält an
16. März 2021Erfindungen im Gesundheitswesen haben 2020 die Arbeit beim Europäischen Patentamt (EPA) maßgeblich bestimmt, wie der heute veröffentlichte Patent Index 2020 der europäischen Behörde mit Sitz in München zeigt. Daraus geht hervor, dass die Medizintechnik das anmeldestärkste Technologiefeld war und die Bereiche Arzneimittel und Biotechnologie am meisten gegenüber 2019 zulegen konnten.
Bei den Arzneimitteln lag das Plus bei 10,2 Prozent, in der Biotechnologie bei 6,3 Prozent. Die Medizintechnik eroberte ihren Spitzenplatz im Technologieranking mit einem Zuwachs bei den Patentanmeldungen von 2,6 Prozent zurück, nachdem 2019 die Digitale Kommunikation der aktivste Bereich war. Trotzdem bleiben die Anmeldungen auf diesem Feld durch den Ausbau der 5G-Netzwerke und durch zahlreiche Erfindungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz hoch und legten weiter zu. Deutlich zurück gingen dagegen die Patentanmeldungen aus der von der Corona-Krise besonders stark gebeutelten Luft- und Raumfahrtbranche: Hier lag das Minus gegenüber 2019 bei 24,7 Prozent. Glimpflicher war der Rückgang in der Automobiltechnik mit einem Minus von 1,6 Prozent.
China und Südkorea mit rasantem Wachstum
Die fünf aktivsten Ursprungsländer von Patentanmeldungen waren 2020 wie in den Jahren zuvor die USA (44.293 Patentanmeldungen), gefolgt von Deutschland (25.954), Japan (21.841), China (13.432) und Frankreich (10.554). Bei den Wachstumsraten zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede: Wie 2019 kamen die größten Zuwächse von chinesischen (+9,9 Prozent) und südkoreanischen Anmeldern (+9,2 Prozent). Unternehmen aus China reichten in München mehr Patentanmeldungen in den Segmenten Biotechnologie, Elektrische Maschinen, Geräte und Energie ein. Innovative Klimatechnologien und Digitale Kommunikation 'Made in China' legten hier deutlich zu.
Unternehmen aus Südkorea waren besonders aktiv in den Bereichen Elektrische Maschinen, Geräte und Energie, in der Telekommunikation, bei Halbleitern und in der Computertechnik. Beim internationalen Unternehmens-Ranking des EPA teilen sich die beiden südkoreanischen Konzerne Samsung und LG die ersten drei Plätze mit dem chinesischen 5G-Platzhirsch Huawei.
Auffallend ist auch die starke Patent-Bilanz des amerikanischen Hightech-Chip-Produzenten Qualcomm oder des Netzwerkspezialisten Ericsson aus Schweden.
Deutschland verteidigt Platz 2 im weltweiten Vergleich
Mit Siemens, Robert Bosch und BASF rangieren gleich drei deutsche Unternehmen unter den Top 10 der innovativsten Patentanmelder. Aus europäischer Sicht erfreulich ist das gute Abschneiden mit gleich fünf Unternehmen aus Europa in den Top 10, so viele hatten es seit 2014 nicht mehr in die Gruppe der innovativsten Unternehmen weltweit geschafft.
Obwohl aus Deutschland insgesamt drei Prozent weniger Patente beim EPA beantragt wurden als 2019, hatten deutsche Erfinder und Unternehmen 2020 mit 25.954 Patentanmeldungen im europäischen Vergleich weiter die Nase vorn, mit einem deutlichen Abstand zu Frankreich mit 10.554 Anmeldungen.
An erster Stelle im Länder-Ranking stehen aber nach wie vor die USA, die trotz eines Rückgangs von 4,1 Prozent mit 44.293 Patentanmeldungen beim EPA ihre technologische Dominanz in zahlreichen Zukunfts-Technologien unterstrichen haben.
EPA-Geltungsbereich größer als EU
Mit 6400 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München hat und über Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien verfügt, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Nach eigenen Angaben ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
tko/hb (EPA)