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Israelis mögen Deutschland

Bettina Marx12. Januar 2015

Wie sehen Israelis und Palästinenser Deutschland? 50 Jahre nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel fördert eine Umfrage überraschende Ergebnisse zutage.

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Symbolbild Deutschland Israel Flaggen
Bild: picture alliance / dpa

Deutschland steht hoch im Kurs bei Israelis und Palästinensern. Das haben Erhebungen von Forscherteams ergeben, die im vergangenen Dezember jeweils 1000 Personen in beiden Bevölkerungen befragt haben.

In Israel haben demnach fast 70 Prozent der Befragten eine gute bis sehr gute Meinung von der Bundesrepublik. Auf der Beliebtheitsskala der europäischen Staaten nimmt sie sogar den Spitzenrang ein. Wirklich negativ wird Deutschland nur von 23 Prozent der Bevölkerung gesehen. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen religiös und säkular eingestellten Israelis. Je religiöser die Befragten waren, desto distanzierter war ihr Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen. Unter den Ultraorthodoxen war die Ablehnung am größten, sagt Mitchell Barack, der für die Konrad-Adenauer-Stiftung die Stimmung unter Israelis ermittelt hat.

Ehemaliges Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
Das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Der Holocaust bleibt prägend für das israelische Deutschlandbild.Bild: picture-alliance/dpa/F.Ostrop

Geschichte und Zukunft

Die Erinnerung an die Schoah spielt zwar nach wie vor eine große Rolle im Verhältnis zwischen Deutschen und Israelis. Auf die Frage, was ihnen bei Deutschland als erstes in den Sinn kommt, nannten fast 400 der 1000 Befragten an erster Stelle den Holocaust. Der deutsche Massenmord an den europäischen Juden bleibt für die Mehrheit der Israelis prägend für das beiderseitige Verhältnis. Daneben werden zunehmend aber gemeinsame Interessen als Bindeglied zwischen beiden Ländern genannt. Ein Drittel der Befragten benutzte für die Beschreibung der deutsch-israelischen Beziehungen 50 Jahre nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen positive Begriffe wie "warm", "sehr eng" oder "freundlich".

Deutschland steht bei den Israelis vor allem als Reiseland ganz hoch im Kurs. Zwei Drittel der sehr reiselustigen Israelis fänden es der Umfrage zufolge reizvoll, Deutschland als Touristen zu besuchen, fast die Hälfte hat dies bereits getan. Nur die wenigsten wollen sich dagegen dauerhaft in Deutschland niederlassen. Obwohl die Lebensqualität in Deutschland als sehr hoch eingeschätzt wird, wäre nur jeder Dritte bereit, seine Heimat zu verlassen und ein Jobangebot in Deutschland anzunehmen.

Angela Merkel Superstar

Großen Zuspruch genießt Bundeskanzlerin Angela Merkel in Israel. In den vergangenen Jahren nahm ihre Popularität noch einmal deutlich zu. 2007 wurde sie von der Hälfte der Bevölkerung positiv eingeschätzt. Im Jahr 2008 hielt sie eineRede im israelischen Parlament, der Knesset, die in Israel mit viel Lob aufgenommen wurde. Inzwischen ist die Zustimmung für sie laut Umfrage auf 70 Prozent gewachsen. Die meisten Israelis halten ihr zugute, dass sie auch in schweren Zeiten zu Israel steht und an ihrer Unterstützung für den jüdischen Staat keinen Zweifel aufkommen lässt. Immer wieder bekräftigt die Bundeskanzlerin, dass die Existenzberechtigung Israels für Deutschland Staatsräson sei.

Angela Merkel vor der Knesset im März 2008 Foto: AP
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer historischen Rede vor der KnessetBild: AP

In den palästinensischen Gebieten ist Merkels Ansehen weniger gut. Nur 37 Prozent der Palästinenser bewerten sie positiv, 32 Prozent sehen sie in einem negativen Licht.

Positives Deutschlandbild in Gaza

Auch die Zustimmung zu Deutschland allgemein ist der Umfrage zufolge in den palästinensischen Gebieten nicht ganz so hoch wie in Israel. Dennoch hat auch hier etwa die Hälfte der Bevölkerung einen guten Eindruck von der Bundesrepublik. Drei Viertel der Befragten wünschen sich engere Beziehungen zu Deutschland.

Allerdings ist die Meinung in den palästinensischen Gebieten je nach Region verschieden: Im Gazastreifen herrscht ein besonders positives Deutschlandbild vor. Zwei Drittel der Menschen dort nutzten deutsche Produkte, das Interesse an Deutschland und besonders an Berlin sei in dem abgeriegelten Gebiet überraschenderweise besonders groß, sagt der palästinensische Meinungsforscher Khalil Shikaki. Viele Menschen hätten Verwandte oder Bekannte in der deutschen Hauptstadt und informierten sich über die Medien und das Internet. 63 Prozent der Befragten in Gaza hätten den Wunsch geäußert, Deutschland zu besuchen. Im Westjordanland seien es mit 43 Prozent deutlich weniger. Etwa die Hälfte der Palästinenser in Gaza kann sich vorstellen, nach Deutschland umzuziehen.

Dr Khalil Shikaki Foto: Kate Shuttleworth
Shikaki: Besonders die Menschen im Gatzastreifen mögen DeutschlandBild: K. Shuttleworth

Viel Verständnis für das spezielle deutsch-israelische Verhältnis

Die meisten der befragten Palästinenser haben den Angaben zufolge Verständnis dafür, dass zwischen Deutschland und Israel eine besondere historisch begründete Bindung besteht. Mehr als die Hälfte der Befragten ist sich der ausgesprochenen Unterstützung der Bundesrepublik für das Existenzrecht Israels bewusst und stellt dies auch nicht infrage. Etwa genau so viele sind jedoch auch überzeugt, dass die Bundesregierung das palästinensische Streben nach einem eigenen Staat unterstützt. Dennoch halten die meisten Palästinenser die Beziehungen zu Deutschland für ausbaufähig. Auf die Frage, mit welchem europäischen Land man die Kontakte vorantreiben sollte, nannte mehr als die Hälfte der Befragten Deutschland an erster Stelle vor Frankreich.