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Deutschlandtrend: Die SPD überholt Grüne

5. August 2021

Fünf Wochen vor der Bundestagswahl liefern sich die Sozialdemokraten mit ihrem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz bei der Wählerzustimmung ein Kopf an Kopf Rennen mit den Grünen. Die Unionsparteien verlieren ihren Vorsprung.

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Berlin SPD Zukunftscamp
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat gut lachen angesichts steigender Zustimmung für ihn und seine Partei Bild: Fabian Sommer/dpa/picture alliance

Wer folgt auf Angela Merkel? Ende 2020 sprach im Deutschlandtrend fast alles für einen klaren Sieg der Christlich-Demokratischen Union (CDU) und ihrer bayerischen Schwesterpartei CSU, die Armin Laschet im April zu ihrem Kanzlerkandidaten gekürt haben. Rechnerisch zeichnete sich über Monate klar eine Koalition mit den Grünen ab. Zusammen kamen sie damals auf satte 57 Prozent. Auch als das Unionslager schwächelte und im Mai in der regelmäßig durchgeführten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap vorübergehend von der Umweltpartei überholt wurde, schien es vor allem um eine Frage zu gehen: Beerbt Armin Laschet die seit 2005 regierende Angela Merkel oder Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock?  Anfang August 2021 sahen die Zahlen zur Wählergunst so aus:

Infografik Deutschlandtrend Sonntagsfrage
Eine Ampelkoalition könnte für eine Regierungsmehrheit reichen

Doch der Wind drehte sich: Im Deutschlandtrend von Anfang August summiert sich der Umfragewert für Schwarz-Grün auf 46 Prozent. Exakt auf das gleiche Ergebnis kommen SPD, Freie Demokraten (FDP), Alternative für Deutschland (AfD) und Linke, wenn man deren Zahlen addiert. Mehr denn je müssen sich die Parteien also Gedanken darüber machen, mit wem sie sich nach der Bundestagswahl am 26. September eine gemeinsame Regierung vorstellen könnten. Beinahe täglich verändert sich das Stimmungsbild bei den Wählern. Der Wahlkampf, der zuerst langweilig zu werden schien, wird spannend. Dazu tragen sicherlich auch Versäumnisse von Politikern bei der Flutbewältigung in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie aktuell beim Krisenmanagement Deutschlands (Evakuierung bedrohter Menschen) in Afghanistan bei.

Direktwahl ginge an Olaf Scholz

Plötzlich darf sich sogar SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz Hoffnungen machen, eine rot-grün-gelbe Regierung anzuführen. Zusammen mit Grünen und der FDP wäre im Moment eine sogenannte Ampel-Koalition theoretisch denkbar. Sollte sich der Trend zugunsten der SPD weiter fortsetzen und die Union nicht weiter verlieren, könnte es am Ende sogar wieder für eine schwarz-rote Mehrheit reichen. Ob man dann auch inhaltlich zusammenfände, ist eine ganz andere Frage.

Könnten die Deutschen ihren Bundeskanzler oder ihre Bundeskanzlerin direkt wählen, hätte Olaf Scholz ohnehin die Nase vorn. Mit 44 Prozent liegt der SPD-Kandidat derzeit klar vor Armin Laschet (21%) und der weit abgeschlagenen Annalena Baerbock (16%). Noch deutlicher ist der Vorsprung bei der Frage, wie zufrieden die Wählerinnen und Wähler mit der politischen Arbeit des Trios sind: Scholz liegt mit 48 Prozent klar an der Spitze, Baerbock kommt auf 27 und Laschet auf 24 Prozent.

Infografik Deutschlandtrend Kanzlerschaft Merkel
Die meisten Parteianhänger attestieren Angela Merkel eine gute Kanzlerschaft

Angela Merkel weiter die beliebteste Politikerin

Unangefochtene Nummer eins in dieser Kategorie ist und bleibt auch am Ende ihrer vierten Amtszeit Angela Merkel mit 66 Prozent. Die nach 16 Jahren nicht mehr kandidierende Langzeit-Kanzlerin darf sich auch sonst über viel Zustimmung in der Bevölkerung freuen: 75 Prozent meinen, die Christdemokratin sei eine gute Kanzlerin gewesen. Die hohe Zustimmung bekommt sie mit Ausnahme der AfD von Anhängern aller Parteien. Deutlich über zwei Drittel finden Angela Merkel kompetent, führungsstark, glaubwürdig und sympathisch. Eigenschaften, mit denen die 67-Jährige Deutschland noch so lange regieren wird, bis der neue Bundestag über ihren Nachfolger oder ihre Nachfolgerin abstimmen wird.

Infografik Deutschlandtrend Angela Merkel
75 Prozent meinen, Angela Merkel sei eine gute Kanzlerin gewesen

In der verbleibenden Zeit wird Angela Merkel weiterhin mit einer der größten Krisen und Herausforderungen während ihrer Amtszeit zu tun haben: der Corona-Pandemie. Auch dazu wurden im Deutschlandtrend August wieder mehrere Fragen gestellt. Unter anderem wollten die Meinungsforscher-Teams wissen, wie es um die Impfbereitschaft bestellt ist? Demnach wollten sich Anfang August insgesamt 12 Prozent "wahrscheinlich nicht" oder "auf gar keinen Fall" impfen lassen. Als Hauptgrund nennen 69 Prozent mögliche unbekannte gesundheitliche Folgeschäden.      

Infografik Deutschlandtrend Corona-Impfbereitschaft
12 Prozent wollen sich "wahrscheinlich nicht" oder "auf gar keinen Fall" impfen lassen
Deutsche Welle Marcel Fürstenau Kommentarbild ohne Mikrofon
Marcel Fürstenau Autor und Reporter für Politik & Zeitgeschichte - Schwerpunkt: Deutschland