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DFB bestätigt Beckenbauers Unterschrift

10. November 2015

DFB-Interimspräsident Koch erklärt, was alle Spuren andeuteten: Der damalige OK-Präsident Franz Beckenbauer hat einen Vertrag mit Jack Warner unterzeichnet. Das Dokument legt versuchten Stimmenkauf nahe.

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Franz Beckenbauer (Foto: Getty Images/Bongarts/A. Hassenstein)
Bild: Getty Images/Bongarts/A. Hassenstein

Franz Beckenbauer hat nach DFB-Angaben vier Tage vor Vergabe der WM 2006 eine vertragliche Vereinbarung mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner unterschrieben. Das bestätigte DFB-Interimspräsident Rainer Koch am Dienstag in München. Das Skandal-Dokument legt im Zuge der WM-Affäre 2006 versuchten Stimmenkauf nahe und bringt den Deutschen Fußball-Bund (DFB) schwer in Bedrängnis

Vertragspartner Warner aus Trinidad und Tobago, Ex-Präsident des Verbands für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF), ist inzwischen lebenslang für alle Tätigkeiten im Fußball gesperrt. Zu der Sperre kam es im September auf Grundlage einer Untersuchung der FIFA-Ethikkommission zur Vergabe der WM-Turniere 2018 und 2022. Die Kommission sah in Warner einen "Drahtzieher von Systemen, die die Gewährung, Annahme und den Empfang verdeckter und illegaler Zahlungen beinhalteten".

"Ich würde mir von Franz Beckenbauer wünschen, dass er die Gelegenheit nutzt, und sich zu diesen Dingen erklärt", sagte der andere DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball gegenüber Sky Sport News. "Allerdings ist mit dem vorformulierten Vertrag und der Unterschrift schwer etwas auszuräumen."

Die Agentur Beckenbauers, die MHM Group GmbH aus Kitzbühel, gab zunächst keine Stellungnahme ab. Die "Bild"-Zeitung sowie die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuvor bereits über Beckenbauers Beteiligung an dem Vertragsentwurf aus dem Jahr 2000, kurz vor der Vergabe der Endrunde 2006, berichtet.

Auch Radmann involviert

Auch der Name von Beckenbauers "Schattenmann" Fedor Radmann, später auch im WM-Organisationskomitee, soll in dem Papier auftauchen. Koch führt seit dem Rücktritt von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gemeinsam mit DFL-Präident Reinhard Rauball die Amtsgeschäfte beim DFB.

Fedor Radmann (Foto: Getty Images/AFP/S. Zimmerli)
Fedor RadmannBild: Getty Images/AFP/S. Zimmerli

Laut "SZ" geht es in dem Entwurf um eine "umfangreiche Kooperation" mit Warner, der immer wieder mit TV-Rechten gehandelt hatte. Nach Angaben aus DFB-Kreisen soll es unter anderem um Freundschaftsspiele und Tickets gegangen sein. Deutschland gewann die Abstimmung des FIFA-Exekutivkomitees zur WM-Vergabe am 6. Juli 2000 mit 12:11 Stimmen gegen Südafrika. Die drei CONCACAF-Mitglieder im FIFA-Exekutivkomitee stimmten damals allerdings nach Informationen des Sportinformationsdienstes (SID) komplett für Südafrika.

Freitag: "Andere, die mehr wissen"

Bevor Koch die Unterschrift Beckenbauers bestätigte hatte die Sportausschuss-Vorsitzende im deutschen Bundestag, Dagmar Freitag, in der WM-Affäre Aufklärung von Beckenbauer gefordert. "Es ist ganz wichtig, deutlich zu machen, dass Wolfgang Niersbach nur eine der handelnden Personen war", sagte die SPD-Politikerin dem Südwestrundfunk nach dem Rücktritt des DFB-Präsidenten.

"Gestern hat es erste Forderungen aus dem DFB von Interims-Präsident Rainer Koch gegeben, dass zum Beispiel Franz Beckenbauer seine sehr deutliche Zurückhaltung aufgeben muss und Antworten liefern muss. Es geht auch nicht anders. Es gibt andere, die viel mehr wissen als Wolfgang Niersbach."

Dagmar Freitag EINSCHRÄNKUNG
Freitag: Beckenbauer muss mitspielenBild: Büro Dagmar Freitag

In der Amtsaufgabe des bisherigen Chefs des Deutschen Fußball-Bundes sieht die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag eine Chance für den Verband. "Der Deutsche Fußball-Bund steht vor einer Zäsur", sagte Freitag. "Er hat jetzt die ganz große Chance, anders, unbelasteter aufzuklären als es bis gestern möglich war. Es gibt aber Chancen, die gibt es nur einmal."

sw/asz (dpa, sid)