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DFB: Mit Flick und dem Bus in die neue Zeit

Marko Langer
1. September 2021

Vor der Premiere des neuen Bundestrainers Hansi Flick ist die Stimmung beim DFB prächtig. Der "Teamplayer" Flick muss sich allerdings für das erste Spiel noch einen Kapitän suchen, da Neuer ausfällt - ebenso wie Müller.

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Stuttgart Nationalmannschaft Training Hans-Dieter Flick
Trainingseinheit vor der Abfahrt zum Spiel gegen Liechtenstein: Coach Flick und die NationalspielerBild: THOMAS KIENZLE/AFP/Getty Images

"Ein guter Anfang braucht Begeisterung, ein gutes Ende Disziplin." Hansi Flick, von nun an Deutschlands wichtigster Fußballtrainer, hat diesen Satz schon mehrfach zitiert. Und da Flicks Fußballlehrer-Erkenntnisse in seiner Vergangenheit beim FC Bayern schon zu so vielen Erfolgen führten, kann man dem Aufbruch beim Deutschen Fußball-Bund und der Nationalmannschaft durchaus mit Zuversicht entgegensehen. Zumal: Es ist keine so schwere Aufgabe zum Start. 

Kurz vor der Abfahrt nach St. Gallen zum WM-Qualifikationsspiel am Donnerstag gegen Liechtenstein (20.45 Uhr) zitierte der neue Bundestrainer Flick erneut diesen Satz und gab zugleich Einblick in den Zauber, der ja auch einem Anfang innewohnen soll. Auf zwei  Zauberlehrlinge allerdings wird Flick bei seinem ersten Spiel verzichten. Statt Manuel Neuer wird Bernd Leno das Tor hüten. "Belastungssteuerung", heißt das (Zauber-)Wort, das die Personalie im Tor erklärt. Der angeknockte Neuer soll nicht übermäßig belastet werden. Bei Thomas Müller ist die Sache klarer. Eine Adduktorenverletzung zwingt den Bayern zur Abreise. Zur Not hätten die Mediziner ihn für das dritte der nun bevorstehenden Spiele am kommenden Mittwoch gegen Island fit bekommen, sagt Flick. Aber der neue Trainer will das Risiko für Müller nicht eingehen und sagt auch: "Wir haben genügend Spieler an Bord und können ihn auch ersetzen."

Kimmich erläutert das "Spielsystem Flick"

Deutschland Fußball Nationalmannschaft PK Hansi Flick
Hansi Flick bei der Pressekonferenz am Mittwoch Bild: Tom Weller/dpa/picture-alliance

Dass Flick somit für seine Premiere noch einen Mannschaftskapitän braucht, "habe ich mir auch unter der Dusche gerade überlegt", sagte der Trainer frisch geduscht vor den Journalisten. Wer das sei, wollte er noch nicht verraten. Aber der nach ihm auf dem Podium folgende Joshua Kimmich gab schon einmal seine Bewerbung ab. Nicht nur, weil er hoffte, dass der Bizeps nun kräftig genug sei, um der Kapitänsbinde Halt zu bieten, wie Kimmich lachend schilderte. Sondern auch, weil er das Spielsystem unter Flick nach dem guten erfolgreichen Bayern-System ohne Zögern erläutern mag. "Die Spielidee ist klar", so der 26-Jährige. Hoch pressen, frühe Ballgewinne und dann "versuchen, nicht lange zu fackeln und dann das Tor zu erzielen".

So einfach kann Fußball klingen. Doch Kimmich weiß auch, dass sich die deutsche Nationalmannschaft damit zuletzt häufiger schwer getan hat. "Es geht immer um Chancen im Leben. Wir haben leider die beiden letzten in den Sand gesetzt", so Kimmich. Aber auch bei der nächsten Weltmeisterschaft in Katar gehe er in das Turnier, um zu gewinnen, so Kimmich. So wie auch Manuel Neuer zu Beginn der Woche klar gemacht hatte: Weltmeister zu werden, das muss das Ziel sein.

Flick: "Es gibt keinen Cheftrainer"

Vorher heißt das Ziel aber: St. Gallen. Beim DFB hatte man sich entschlossen, die Distanz vom Treffpunkt Stuttgart in die Schweiz nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Bus zu absolvieren. Während Flick noch ausgiebig zu bedenken gab, dass der Verkehr rund um Stuttgart ja manchmal dicht sein könne und jede Stunde der Regeneration wichtig sei, machte Kimmich kurzen Prozess mit der internen Diskussion. Wie beantwortet man eine Reporterfrage erschöpfend? "Sagt Ihr, easy, das schaffen wir schon?" Die Antwort auf diese Frage lautete: "Easy, das schaffen wir schon."

Deutschland - Lettland EURO2020 Manuel Neuer Joshua Kimmich
Kimmich ist dabei, Neuer nicht - der Torwart wird noch geschontBild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance

Kimmich kann auch deshalb so klar und selbstbewusst auftreten, weil der Bundestrainer ihm vorher die zentrale Position der "6" zugesagt hat. Etwa so, wie Louis van Gaal einst bei den Bayern erklärte: "Thomas Müller spielt immer." Wobei die Zusage von Flick vielleicht noch einen größeren Wert hat, weil sie nicht nur von ihm selbst kommt. Denn der von nun an wichtigste Fußball-Übungsleiter Deutschlands hatte für die Berichterstatter noch eine Überraschung. "Es gibt keinen Cheftrainer", sagte Flick denen, die ihn ja doch irgendwie für den Chef halten. Nach außen sei er der Bundestrainer, klar, aber ansonsten: keine Hierarchie im Trainerteam. Er sei Teamplayer, sagte Flick. Und danach: ab zum Bus.