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Joshua Kimmich "opfert" sich für den Erfolg

Thomas Klein aus Herzogenaurach
14. Juni 2021

Die DFB-Elf trifft im ersten EM-Spiel direkt auf Weltmeister Frankreich. Eine Schlüsselrolle kommt Joshua Kimmich zu, der wahrscheinlich nicht auf seiner Lieblingsposition spielen wird.

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Fußball DFB Natonalmannschaft Joshua Kimmich
Bild: picture alliance / Laci Perenyi

Joshua Kimmich muss nicht besonders kräftig in die Pedale treten. Für den kurzen Weg zum Trainingsplatz nutzen die Nationalspieler in deren "Base Camp" in Herzogenaurach E-Bikes. Kimmich radelt mit gutem Beispiel an den wartenden Journalisten vorbei, lächelt kurz in die Kameras und begibt sich dann ins Fitnesszelt. Die Abläufe sind jeden Tag gleich, wie eigentlich immer im Fußball. Trotzdem, hat Kimmich beobachtet, sei ein wesentlicher Punkt anders als beim letzten großen Turnier, der WM in Russland 2018.

"Ich habe auf jeden Fall ein anderes Gefühl als damals", sagt der Nationalspieler am DW-Mikrofon. Die Stimmung auf und neben dem Platz sei viel besser als vor drei Jahren. "Wir haben eine gute Mischung zwischen Erfahrung, Qualität, Potential und Mentalität. Aber es wird wichtig sein, dass wir alles, was wir haben, auch auf den Platz bekommen."

Mitverantwortlich für den Stimmungsumschwung ist nach Ansicht Kimmichs der Bundestrainer höchstpersönlich. Joachim Löw, der am Dienstag in München gegen Weltmeister Frankreich (Anpfiff um 21 Uhr MESZ) in sein letztes Turnier als Trainer startet, habe sich verändert. "Man merkt ihm an, dass er noch einmal hungrig ist und bei diesem Turnier auch etwas erreichen möchte", beschreibt Kimmich den 61-Jährigen. Löw sende genau das richtige Zeichen an die Mannschaft. "Am Ende liegt es aber an uns."

Kimmich hofft auf EM-Titel

Vor fünf Jahren debütierte Kimmich unter Löw in der DFB-Elf. Der Bundestrainer ließ ihn auf der rechten Verteidigerseite ran. Der 26-Jährige erkämpfte sich noch in der Gruppenphase der EM 2016 in Frankreich einen Stammplatz und ist seitdem nicht mehr aus dem Team wegzudenken. Und Kimmich hat nicht nur in der DFB-Auswahl eine rasante Entwicklung hinter sich, sondern auch bei seinem Verein FC Bayern. 

Fußball Bundesliga | FC Bayern - Borussia Mönchengladbach
Beim Serienmeister FC Bayern ist Joshua Kimmich (r.) als Stammspieler gesetztBild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Unter Trainer Niko Kovac wechselte er in der Saison 2018/19 von der rechten Außenbahn ins zentrale Mittelfeld. Als "Sechser" lenkte er fortan das Spiel des deutschen Serienmeisters und führte seinen Klub 2020, dann unter Trainer Hansi Flick, zum Champions-League-Sieg. Damit machten Kimmich und Co. das zweite Triple der Vereinsgeschichte aus europäischer Königsklasse, DFB-Pokal und Meisterschaft perfekt. Gleichzeit war es der Höhepunkt seiner bisherigen Karriere. Nach dem erneuten Titelgewinn in der Bundesliga in dieser Saison - Kimmichs sechste Meisterschaft in Folge - soll nun auch der erste Erfolg mit der Nationalmannschaft her. "Nur wenn wir gewinnen", so Kimmich zur DW, "wäre die EM sehr, sehr erfolgreich. Sonst fährt man mit einer Niederlage nach Hause, und das wäre am Ende des Tages eine Enttäuschung."

"Dann eben Rechtsverteidiger"

Kimmich hat sich auch in der Nationalmannschaft zum Führungsspieler gemausert - nicht zuletzt dank seines großes Ehrgeizes. Den sieht Bundestrainer Löw allerdings generell in seiner Mannschaft. "Nicht nur Kimmich bringt eine große Siegermentalität mit", sagt Löw. "Alle Spieler hier wissen: Jetzt müssen wir durch die Hölle gehen und leidensfähig sein, wenn wir etwas erreichen wollen." An Kimmich schätzt Löw dessen Vielseitigkeit: "Der Jo spielt sowieso da, wo es das Beste für die Mannschaft ist."

Fußball DFB Natonalmannschaft Joshua Kimmich
Gegen Frankreich wird Kimmich zum 56. Mal das deutsche Nationaltrikot tragenBild: Elmar Kremser/SVEN SIMON/picture alliance

Und das dürfte in Löws bevorzugtem Spielsystem - mit einer Dreierkette und zwei Außenverteidigern davor - eher auf der rechten Seite sein. Kimmich selbst hatte zuletzt erklärt, sich zwar in der Platzmitte wohler zu fühlen. Er sei aber bereit, so der 26-Jährige - für den Erfolg der Nationalmannschaft "Opfer" zu bringen: "Es ist die Entscheidung des Trainers. Wenn er mich als Rechtsverteidiger sieht und das Gefühl hat, dass ich dort der Mannschaft am besten helfen kann, dann spiele ich Rechtsverteidiger." Wahrscheinlich auch gegen den französischen "Wundersturm" um Superstar Kylian Mbappé.