DFB-Team verpasst Sieg gegen Ukraine und wird gefeiert
3. Juni 2024Langsam füllt sich der Platz vor dem Max-Morlock-Stadion in Nürnberg. Hunderte Menschen versammeln sich, machen Selfies und diskutieren über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Die Stimmung ist wenige Tage vor dem Start der Fußball-EM in Deutschland positiv, viele tragen Trikots ihrer Lieblingsspielers. Die Namen von Jamal Musiala, Thomas Müller, Toni Kroos oder auch Ilkay Gündogan sind am häufigsten zu sehen. Die Fans der DFB-Elf sind ein Querschnitt der deutschen Gesellschaft.
Viele von ihnen sind in Deutschland geboren, manche haben ausländische Eltern oder sind aus einem anderen Land eingewandert - alle vereint an diesem Abend der Spaß am Fußball und die Vorfreude auf die anstehende Europameisterschaft.
Die DFB-Elf repräsentiere die deutsche Bevölkerung, weil "sie genauso vielfältig ist wie unser Land", sagt Sabine. Christian fügt hinzu: "Wir sind alle eins. Wir sind eine Mannschaft, ein Land und eine Nation", sagt er und betont: "Es ist mir scheißegal, wer welche Hautfarbe hat oder welche Sprache er spricht."
"Jeder Mensch ist gleich"
Der 26-Jährige nimmt mit seiner Aussage Bezug auf eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Westdeutschen Rundfunks (WDR), in der sich 21 Prozent der Befragten für mehr weiße Spieler in der Nationalmannschaft ausgesprochen haben. Joshua Kimmich und auch Bundestrainer Julian Nagelsmann reagierten empört.
Auch für die Fans in Nürnberg gibt es bei diesem Thema keine zwei Meinungen. "Jeder ist gleich, egal woher er kommt oder wer Mama oder Papa waren", sagt Denise. "Jeder Mensch ist gleich. Und wenn ein Mensch Deutschland repräsentiert und auch noch saugut Fußball spielen kann, dann sollten wir froh sein, dass er für unsere Nationalmannschaft spielt."
Keine Tore, aber gute Stimmung im Stadion
Beim 0:0 im vorletzten Testspiel gegen die Ukraine waren Florian Wirtz vom deutschen Double-Sieger Bayer Leverkusen und Jamal Musiala vom FC Bayern in der ersten Halbzeit die besten Akteure auf dem Platz. Im zweiten Durchgang wechselte Nagelsmann mehrfach und verhalf Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim und Aleksandar Pavlovic zu ihren Debüts im Trikot der Nationalmannschaft. Vor allem Beier sorgte mit zwei starken Aktionen für Aufsehen, doch die Latte verhinderte seine Tor-Premiere. "Man gewinnt lieber", räumte Bundestrainer Nagelsmann nach dem Spiel ein. "Aber der wichtigste Indikator ist, dass ich eine Mannschaft sehen will, die gewinnen möchte. Heute wollten wir gewinnen. Das haben wir gezeigt."
Insgesamt konnte die DFB-Auswahl gegen die Ukraine jedoch nicht an die starken Leistungen der Länderspiele gegen Frankreich und die Niederlande anknüpfen. Laufbereitschaft und Einsatz stimmten, aber die Chancenverwertung war an diesem Abend kritikwürdig. Dennoch wurde das ganze Team von Nagelsmann immer wieder von den Rängen angefeuert. "Deutschland, Deutschland"-Rufe und La-Ola-Wellen machten im Nürnberger Stadion die Runde.
Auch wenn es nicht zu einem Sieg gereicht hat - die Stimmung rund um die Nationalmannschaft ist gut, und die Unterstützung wächst. Am Freitag gibt es ein weiteres Testspiel. Gegner ist dann in Mönchengladbach die Mannschaft aus Griechenland.
Vereint im Fußball
Viele Fans, Spieler und Verantwortliche des DFB hoffen indes auf die vereinende Kraft, die dem Fußball oft nachgesagt wird. Bei der Weltmeisterschaft 2006 hatten die gute Leistungen der DFB-Auswahl für eine Aufbruchstimmung gesorgt. Mannschaft, Fans und Bevölkerung zeichneten damals beim "Sommermärchen" ein Bild Deutschlands, das von Offenheit und gesellschaftlichem Miteinander geprägt war.
"Ich glaube, man kann diese Heim-EM gut dazu nutzen, dass dieses Land wieder - wie 2006 - hinter der Mannschaft steht", sagt Deutschland-Fan Christian. "Ich glaube, wir können ein neues Kapitel schreiben."
Die Hoffnungen, dass die Heim-EM ein geteiltes Deutschland wieder enger zusammenrücken lässt, sind groß. Vielleicht zu groß. Dennoch kann die DFB-Elf mit Spielen wie an diesem Abend für eine gute Atmosphäre im Land sorgen, und vielleicht überträgt sich die Stimmung aus den Stadion dann auch auf den Rest der Bevölkerung.
"Wir Deutschen sind eigentlich immer bekannt dafür, tolerant zu sein. Egal welche Hautfarbe oder wo wir herkommen oder wo unsere Wurzeln liegen", sagt Thomas und macht deutlich: "Gerade beim Fußball gehören wir alle zusammen."
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Deutschland - Ukraine 0:0
Tore: keine
Zuschauer in Nürnberg: 42.789