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DFL stoppt Investoren-Einstieg in Fußball-Bundesliga

22. Februar 2024

Die Deutsche Fußball Liga beugt sich den massiven Protesten der Fans und beendet den Prozess, bei dem Medienrechte der Bundesliga an einen Investor verkauft werden sollten. Wie kam es dazu und was sind die Folgen?

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Banner mit Aufschrift "Nein zu Investoren" auf der Tribüne in Augsburg beim Spiel FC Augsburg gegen FC Bayern Ende Januar 2024
Die Fans haben sich durchgesetzt - es wird keinen Investoren-Deal in der Fußball-Bundesliga gebenBild: Frank Hoermann/Sven Simon/IMAGO

Lieber eine Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende? In Anbetracht der seit Wochen anhaltenden, massiven Fan-Proteste hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Reißleine gezogen und den geplanten Investoren-Deal in die Fußball-Bundesliga gestoppt. Die DFL ist der Ligaverband. Sie ist verantwortlich für Organisation und Vermarktung des deutschen Profifußballs, also der 36 Vereine, die in der 1. und 2. Liga spielen. Die DFL hatte den Plan, Gelder zu generieren, indem man Teile der Medienrechte an einen externen Geldgeber verkauft. Dagegen hatten sich viele Fans gewehrt, indem sie in gemeinsamen Aktionen immer wieder Spiele der 1. und 2. Liga gestört und unterbrochen hatten. Während sie zunächst zu Beginn der Spiele zwölf Minuten lang schwiegen, warfen sie zuletzt beispielsweise Tennisbälle und Schokoladentaler auf den Rasen und fuhren mit ferngesteuerten Spielzeugautos über den Platz. Einige Partien wurden dadurch so lange unterbrochen, dass sie kurz vor dem Abbruch standen.

Nun hat das DFL- Präsidium reagiert und bei einer Krisensitzung in Frankfurt am Mittwoch "einstimmig" für den Abbruch der Gespräche gestimmt. Es gab nur noch einen potentiellen Investor: CVC, ein Finanzunternehmen aus Luxemburg. Der zweite Bewerber, die Firma Blackstone aus den USA, hatte sich zuvor aus dem Bieterverfahren zurückgezogen. Letztlich macht die DFL gar keinen Deal. Damit ist auch der zweite Investoren-Anlauf der DFL gescheitert. 

Was bedeutet das? 

Den 36 Profi-Vereinen der Bundesliga und 2. Liga entgeht damit eine Summe von 800 Millionen bis einer Milliarde Euro. Für dieses Geld hätte ein Investor für 20 Jahre sechs bis acht Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft erhalten. In diese Gesellschaft wären die kompletten Medienrechte ausgelagert worden.

TV Kameramann mit Logo der Bundesliga auf der Jacke am Spielfeldrand in der Arena in München
Die Medienrechte der Fußball-Bundesliga bleiben unangetastet - demnächst werden sie für die nächste Rechteperiode versteigertBild: Michael Weber IMAGEPOWER/IMAGO

Die Einnahmen sollten genutzt werden, um den deutschen Profi-Fußball fit für die Zukunft zu machen und das Produkt Bundesliga aufzuwerten. Alles sollte digitaler und internationaler werden. Die DFL hatte den Plan, eine eigene Streaming-Plattform aufzubauen, um so die Vermarktung im Ausland anzuschieben. Die Idee war, auf diese Weise höhere Erlöse zu erzielen, als man vertragsgemäß an den Investor hätte auszahlen müssen.  

Wird es einen dritten Versuch geben? 

Davon ist nicht auszugehen. Das Modell ist auf absehbare Zukunft vom Tisch, weil nicht zu erwarten ist, dass die Fans bei einer neuen Runde anders reagieren als jetzt. Zudem haben offenbar einige Vereine angesichts der Fanproteste umgedacht. Zwischendurch hatte es viele Klubs gegeben, die eine neue Abstimmung gefordert hatten.

"Dieses Thema mit einem Partner, der sich an einer Tochtergesellschaft beteiligt oder so, das werden wir nicht weiter verfolgen", sagte auch Hans-Joachim Watzke, der Sprecher des DFL-Präsidiums und Geschäftsführer von Borussia Dortmund.

Warum haben die Fans so massiv protestiert? 

Viele Anhänger, vor allem die organisierte Fanszene und die sogenannten Ultras, lehnen eine immer weiter fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs strikt ab. Durch den möglichen Einstieg eines Investors haben sie den basisorientierten Volkssport Fußball in Gefahr gesehen. Auch wenn die DFL zunächst nur einen kleinen Anteil der Medienrechte verkaufen wollte, sahen sie langfristig die in Deutschland geltende "50+1-Regel" gefährdet. Diese besagt, dass immer mindestens 50 Prozent plus ein Anteil der Klubrechte in Händen des Vereins bleiben müssen, damit kein externer Geldgeber die Mehrheit hat und alleine bestimmen kann.

Borussia Dortmunds Julian Brandt und Ordner räumen im Dortmunder Stadion Schokoladentaler vom Rasen, die von den Fans aus Protest geworfen wurden
Golden eingepackte Schokoladentaler auf dem Rasen: Borussia Dortmunds Julian Brandt hilft beim AufräumenBild: Gerhard Schultheifl/IMAGO

Zudem war den Fans der Ablauf des Prozesses nicht demokratisch genug. Besonders in der Kritik stand Martin Kind. Der Klubchef von Zweitligist Hannover 96 hatte offenbar bei der geheimen Investoren-Abstimmung der Vereine im Dezember nicht dagegen gestimmt, wie es der Verein ihm vorgegeben hatte, sondern für einen Investor. Die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit war mit genau 24 von 36 Stimmen zustande gekommen. Im Nachhinein wollte Kind nicht verraten, welcher Seite er seine Stimme gegeben hatte.

Die Fanvertreter waren dementsprechend zufrieden mit dem Abbruch: "Der deutsche Fußball, egal wie kommerzialisiert er sein mag, durch Ausgliederung und dergleichen, gehört am Ende immer noch den Mitgliedern und Fans und nicht wenigen Reichen, die noch reicher werden wollen", sagte Thomas Kessen, Sprecher des Fan-Verbands "Unsere Kurve". "Das ist durch diesen Prozess sehr klar geworden. Und deswegen ist der heutige Tag ein großer Tag für den deutschen Fußball."

Wie reagieren die Vereine? 

Der FC Bayern München äußerte sich zunächst nicht. Klubs wie der VfB Stuttgart, der FC Augsburg oder Hertha BSC begrüßten die Entscheidung der DFL. "Nun gilt es, die Rückschlüsse aus den vergangenen Wochen zu ziehen und hieraus eine von möglichst allen mitgetragene Basis für eine Weiterentwicklung des deutschen Profifußballs zu schaffen. Das können Verbände, Vereine und Fans nur gemeinsam", teilte Stuttgart mit. 

Wie geht es weiter? 

Die DFL wird in den nächsten Wochen die Klubs zu Gesprächen einladen, um das Vorgehen zu erörtern. "Wir müssen jetzt einfach mal ganz neu anfangen", sagte Watzke: "Eins ist natürlich klar: Die Allermeisten werden schon sehen, dass wir irgendwie etwas machen müssen, wenn wir uns im Ausland als Bundesliga ein bisschen besser präsentieren wollen oder besser vermarkten wollen". 

Fraglich ist noch, ob der geplatzte Deal einen Einfluss auf die anstehende Vergabe der TV-Rechte hat. Eigentlich hätte der Investoren-Deal abgeschlossen sein sollen, ehe im April die TV-Rechte an der Bundesliga und der 2. Liga ab der Saison 2025/26 versteigert werden. Einen Schub sollten die Manager nach all dem Wirbel, dem Machtkampf zwischen Klubs und Fans für das Bieterverfahren aber nicht erwarten. Große Veränderungen sorgen im deutschen Fußball für massive Kontroversen, das werden mögliche Interessenten sicher im Hinterkopf haben.

asz/mb (dpa/SID)