DHB hält nach EM-Aus an Prokop fest
25. Januar 2018Trotz des sportlichen Debakels bei der EM in Kroatien hält der Deutsche Handballbund (DHB) an Bundestrainer Christian Prokop fest. "Der Trainer steht nicht zur Disposition. Das Ziel ist es, mit ihm weiterzumachen", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning am Donnerstag in Varazdin. Am Tag zuvor hatte der Titelverteidiger durch ein 27:31 gegen Spanien den Einzug ins Halbfinale verpasst. In den kommenden vier bis sechs Wochen solle das erneut schwache Abschneiden bei einem Großturnier nun analysiert werden. "In der Analyse müssen wir uns alle hinterfragen, was wir zu tun haben und was wir zu lassen haben", sagte Hanning. "Angefangen bei mir bis hin zum Trainerstab und jedem einzelnen Spieler." Zuvor hatte Hanning eine "ernste, ehrliche und harte Analyse" angekündigt.
Keine atmosphärischen Störungen
Prokop selbst dementierte atmosphärische Störungen in der Zusammenarbeit zwischen ihm und der Mannschaft und schloss einen Rücktritt vom Posten des Bundestrainers aus. "Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken drüber, weil ich hier auch Großes vorhabe", sagte der 39-Jährige, der im März 2017 die Nachfolge des Europameister-Trainers von 2016, Dagur Sigurdsson, angetreten hatte und erklärte im Hinblick auf die EM: "Ich habe gesagt, dass ich hier viele Erfahrungen sammeln konnte. Sicherlich auch viele negative dazu."
Rückendeckung von prominenter Stelle
Auch aus der deutschen Handball-Fachwelt erfährt Prokop nach dem EM-Aus und der katastrophalen zweiten Halbzeit im entscheidenden Spiel gegen Spanien Rückendeckung. "Wenn man ihm das Vertrauen geschenkt hat, muss man ihm die Freiheit geben, seine Dinge durchziehen. Wie er selbst gesagt hat, hat er mit Sicherheit einige Dinge gelernt", sagte der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand, der 2007 mit dem DHB-Team bei der Heim-WM den Titel holte.
Dem schloss sich der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, Frank Bohmann, an. "Es war für ihn sein erstes großes Turnier. Da muss man ihm zugestehen, dass er noch ein bisschen lernen muss. Die gegnerischen Trainer waren meist viel erfahrener", sagte er. Bohmann forderte die Verantwortlichen des DHB aber zu einer schonungslosen Aufarbeitung auf. "Sie müssen in sich gehen und schauen, woran es gelegen hat." Man müsse die richtigen Schlüsse ziehen und daraus lernen, so Bohmann, der dem DHB auch die Unterstützung aus der Liga zusagte. Man müsse sich hinterfragen, so Bohmann, "mit der Liga stehen wir da in der zweiten oder dritten Reihe. Wo wir helfen können, helfen wir aber gerne."
dvo/asz (dpa, sid)