12,3 Millionen für einen Diamanten
14. November 2017Er ist und 300 Jahre alt, hat vier Könige und Königinnen geschmückt und war im Besitz zweier Kaiserinnen und Kaiser: Der Diamant "Le Grand Mazarin" ist nicht nur lupenrein und kostbar, hinter dem gut 19-karätigen, rosafarbenen Diamanten steckt eine beeindruckende Adelsgeschichte. Rund fünf Millionen Euro war der Schätzwert vor der Auktion.
Der Name "Le Grand Mazarin" geht auf den französischen Kardinal Mazarin zurück. Dieser genoss großen Einfluss am französischen Königshof. Bekannt war Mazarin auch für seine große Leidenschaft: Bis zu seinem Tod sammelte er Edelsteine. Seine Juwelen galten als die schönsten des Kontinents. Seine Kollektion umfasste 18 außergewöhnliche Exemplare, die er von europäischen Königshäusern kaufte oder bei Juwelieren aussuchte - darunter auch der "Grand Mazarin". Den vermachte der Kardinal nach seinem Tod König Ludwig XIV., dem französischen Sonnenkönig.
Damit war der Diamant lange Zeit nicht mehr aus dem französischen Königshaus wegzudenken. Die Erste, die den wertvollen Edelstein trug, war Ludwigs Ehefrau Maria-Theresa von Spanien. Nach ihrem Tod wurde der Diamant aus ihrer Krone entfernt und in die Diamantenkette des Sonnenkönigs eingearbeitet.
Fast für immer verloren
In den Wirren der Französischen Revolution wurde der "Grand Mazarin" schließlich in den Besitz des royalen Schatzes gebracht - aufbewahrt in der Garde-Meuble, einem Gebäude, das bis heute in Paris steht. Dort schien er zunächst sicher aufbewahrt zu sein. Allerdings hatte die Veröffentlichung des gesamten Inventars der Schatzkammer 30 Räuber neugierig gemacht.
Sie planten den Coup des Jahrzehnts und stahlen die gesamten französischen Kronjuwelen. Damit verschwand auch der "Grand Mazarin" zunächst. Einer der Räuber allerdings stellte sich der Polizei und verriet, wo sich der "Grand Mazarin" befand. Die anderen Edelsteine der französischen Kronjuwelen wurden hingegen niemals wiedergefunden.
Vom Königshaus in den Privatbesitz
Das Ende der französischen Revolution bedeutete auch eine unsichere Zukunft für den Diamanten. Napoleon I. fand schließlich Verwendung für ihn: Er beauftragte den Juwelier Francois-Regnault Nitot, ein Diadem aus Diamanten für seine Ehefrau, Marie-Louise, anzufertigen. Der "Grand Mazarin" glänzte zwischen den anderen Edelsteinen. Besucher können noch heute im Schloss von Versailles ein Gemälde von Rober Lefevre sehen, auf dem die Kaiserin dieses mit Diamanten besetzte Diadem trägt.
Mit der Thronbesteigung von Ludwig XVIII. fand der Diamant den Weg zurück ans Königshaus, bis er 1887 in privaten Besitz wechselte. Die französische Regierung versteigerte das Prachtstück und andere Schätze der Monarchie, um die hohen Kriegsschulden nach dem deutsch-französischen Krieg (1870/71) an das Deutsche Reiche zurückzuzahlen. Die letzte öffentliche Auktion des Diamanten fand 1962 statt. Der "Grand Mazarin" wurde auf Platz 22 der Auktionsliste geführt. Im gleichen Jahr war der Diamant im Louvre zu sehen. Die Ausstellung "Schätze der französischen Krone" schaffte damals einen neuen Besucherrekord.
Wer damals den Stein ersteigerte, ist ein Geheimnis. Rahul Kadakia, Chef der Juwelen-Fachabteilung von Christie's schweigt dazu. Es sei eine europäische Adelsfamilie gewesen, sagt er. Wer nun der neue stolze Besitzer des "Gran Mazarin" ist, ist ebenso nicht bekannt. Auch nicht, ob er Europa vielleicht verlassen hat.
lih/sam (afp,dpa)