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Somalias Nachbarn in Angst

Dirk Bathe4. Oktober 2006

Die Geschichte zwischen Somalia und den benachbarten Staaten ist von einer permanenten Furcht geprägt. Sorgen um ihre eigene Sicherheit machen sich vor allem Äthiopien und Kenia.

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Blicken angstvoll in Richtung Mogadischu: Äthiopien und Kenia haben kaum Kontrolle über die Grenzen mit Somalia
Blicken angstvoll in Richtung Mogadischu: Äthiopien und Kenia haben kaum Kontrolle über die Grenzen mit SomaliaBild: picture-alliance/dpa report

Was ist Somalia und vor allem: wie groß ist es? Für viele Somalis ist die Antwort klar: Überall wo mehrheitlich Somalis leben ist auch Somalia. Die heutigen Grenzen seien nur ein willkürliches Produkt der Kolonialzeit. Und notfalls müsse verlorenes Terrain eben mit Waffengewalt zurückgeholt werden.

Die Versorgung der somalischen Flüchtlinge in Kenia wird immer schwieriger. Tägliche kommen hunderte Neue hinzu
Die Versorgung der somalischen Flüchtlinge in Kenia wird immer schwieriger. Tägliche kommen hunderte Neue hinzuBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

So wie 1976. Damals drangen somalische Soldaten auf äthiopisches Territorium vor. Ihr Ziel: Die Region Ogaden zurückerobern. Ogaden, ein Gebiet von der Größe Deutschlands und mit sechs Millionen Einwohnern ist Teil Äthiopiens, wird aber mehrheitlich von Somalis bewohnt. Aus dem Grenzkonflikt entwickelte sich ein Krieg, der bis März 1978 dauerte. Somalia unterlag, somalische Rebellen in Ogaden aber fordern bis heute die Abspaltung von Äthiopien. Auch aus diesem permanenten Bedrohungsszenario heraus entwickelte Äthiopien ein starkes Interesse daran, die somalische Übergangsregierung zu unterstützen - und so Einfluss nehmen zu können. Auch die angeblichen häufigen Einsätze äthiopischer Soldaten an und hinter der Grenze zu Somalia dienen wohl zunächst der eigenen Sicherheit - sollen doch über die kaum kontrollierbare Grenze immer wieder somalische Hilfen an Rebellen in Ogaden geliefert worden sein. Äthiopien hat diese Einsätze immer wieder dementiert, Augenzeugen berichten aber von Kontakten mit äthiopischen Soldaten in Somalia.

Somalische Nomaden ziehen in Regionen außerhalb des Landes, wo sie auf mehr Wasser hoffen. Der Druck auf die Anrainerstaaten Somalias steigt
Somalische Nomaden ziehen in Regionen außerhalb des Landes, wo sie auf mehr Wasser hoffen. Der Druck auf die Anrainerstaaten Somalias steigtBild: dpa

Auch der südliche Nachbar, Kenia, hat Grund zur Sorge. Entlang der Grenze leben auf kenianischem Gebiet viele Somalis, allein 130.000 im Flüchtlingslager Dadaab, und zehntausende weitere in Dörfern und Städten. In diesen Regionen hat die kenianische Zentralgewalt kaum noch Einfluss. Angeblich sollen über diese Lager auch die Attentäter auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam geschleust worden sein. Sicher ist, dass tausende Waffen aus Somalia über diesen Weg ins südlichere Afrika geschmuggelt werden. Direkt auf die Sicherheit in Kenia haben sich die Folgen einer langen Dürreperiode ausgewirkt. Somalische Nomaden treiben ihr Vieh immer öfter und tiefer hinein in kenianisches Terrain, der Kampf um die knappen Ressourcen zwischen heimischen Viehhaltern und Nomaden hat schon zu Toten und Verletzten geführt.