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Die Brüssel-Erweiterung

Maximilian Hofmann1. Mai 2004

Vertreter von 25 Staaten arbeiten ab 2004 in Brüssel für die erweiterte Europäische Union. Die Zahl der Amtssprachen wird sich verdoppeln. Doch es warten noch mehr Herausforderungen auf die EU-Hauptstadt.

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Für jede Sprache 40 Übersetzer pro TagBild: The European Commission

Seit dem 1. Mai 2004 ist es soweit: Die Europäische Union (EU) hat zehn weitere Mitgliedsstaaten! Da muss an einiges gedacht werden: zum Beispiel an den Gaumen der neuen EU-Parlamentarier. Wird denn auch die Kantine erweitert? Eric Mamer, Pressesprecher des Kommissariates für die Verwaltungsreform der Europäischen Union, verspricht "neue Geschmäcke" auszuprobieren. "Das gehört auch dazu. Also wenn Sie einmal bei uns in der Kantine essen, werden Sie sehen, dass es schon sehr, sehr international ist", so Mamer.

Doppelt so viele Amtssprachen

Neben den kulinarischen müssen auch andere praktische Dinge für die neuen EU-Parlamentarier organisiert werden. Um in Brüssel zu überleben, braucht jeder mindestens einen Stuhl, einen Tisch und einen Knopf im Ohr. Das ist die Minimal-Ausstattung. Viele brauchen noch Büros, Parkplätze oder Computer .

Außerdem muss noch irgendjemand dafür sorgen, dass sich alle verstehen. Anstelle der momentan elf Sprachen müssen bald insgesamt 20 hin- und her übersetzt werden. Chefdolmetscher Ian Andersen erzählt von einer Sitzung im Europäischen Parlament in Straßburg, zu dem alle Kandidaten eingeladen waren, also auch die Türkei, Rumänien und Bulgarien. Ein Art Generalprobe: "Wir mussten 23 Sprachen in 23 Sprachen übersetzen", sagt er stolz, "sie werden sehen, mit den neuen Sprachen wird es gut gehen. Ich sehe da kein technisches Problem."

Ein Berg von Arbeit


Auch wenn wirklich alles so glatt läuft, wie Andersen erwartet, ist die Erweiterung für seine Dolmetscher-Abteilung ein riesiges Stück Arbeit. Für jede der zehn neuen Sprachen braucht man um die 40 Übersetzer pro Tag. "Die größte Schwierigkeit ist es, Übersetzer zu finden", so Andersen. Außerdem braucht man zum Beispiel Stühle, Räume, Mikrofone. "Man muss materiell bereit sein, die Neuen zu empfangen. Das braucht Zeit. Es ist fast einfacher, zehn Übersetzer auszubilden als etwas zu bauen, wo man sie reinsetzen kann."

Die praktischen Dinge wie Stühle und ähnliches könnten also für kleinere Pannen sorgen. Der Platz aber eigentlich nicht. Davon gibt es genug im Europa-Viertel. Momentan stehen der Union in Brüssel 700.000 Quadratmeter zur Verfügung. 2004 wird darüber hinaus das Berlaymont geöffnet. Das große Glasgebäude wurde in den letzten Jahren saniert. Laut Mamer können im Berlaymont bis zu 3000 Menschen arbeiten.

Mehr Verkehr, mehr Müll

Räumlichkeiten, Kantine, Übersetzung und Stühle sind also keine echte Herausforderung für das Europa-Viertel. Aber ein bereits bestehendes Problem wird durch die Erweiterung wohl doch verschlimmert. Schon jetzt ist die Verkehrslage katastrophal. Staus soweit das Auge reicht. Die beiden
Hauptstraßen im Viertel gelten als die Brüsseler Smogherde.

Ein Schuster, der direkt an einem U-Bahn Ausgang im Europa-Viertel arbeitet, kennt das Problem schon jetzt zu Genüge. "Jeden Tag, das ganze Jahr, gibt es immer mehr Autos und ich glaube, dass man totale Einschränkungen erlassen muss, sonst gibt's da keine Fortschritte." Mehr Parlamentarier, mehr Verkehr im Europa-Viertel: Die Rechnung ist ganz einfach. Noch einfacher, und doch hochinteressant sind die Neuigkeiten eines Müllmanns im Europa-Viertel. Er weiß genau, was die EU-Erweiterung mit sich bringt. "Mehr Menschen machen mehr Dreck im Europa-Viertel", meint er. So einfach ist das mit der EU-Erweiterung.