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KatastropheSpanien

Die fieberhafte Suche nach Vermissten geht in Spanien weiter

4. November 2024

Immer noch werden in Valencia Flutopfer in den Trümmern gesucht. Schlimmste Befürchtungen haben sich aber bislang nicht bestätigt. Zusätzliche Soldaten sollen jetzt im Katastrophengebiet helfen.

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Spanien | Ein Feuerwehrmann stützt eine ältere Frau, ein Helfer folgt mit einem Besen (04.11.2024)
Katastrophenhelfer im Einsatz in Alfafar bei ValenciaBild: JOSE JORDAN/AFP via Getty Images

So viel ist bislang sicher: 217 Menschen verloren in den Fluten ihr Leben, die vergangenen Dienstag die Region Valencia im Osten Spaniens überschwemmten. Und immer noch wird zwischen Schlamm und Geröll, in den Wassermassen untergegangenen Autos und überfluteten Kellern nach weiteren Opfern gesucht. Und da richteten sich seit Tagen bange Blicke auf die unterirdischen Parkhäuser von Einkaufszentren, die komplett geflutet wurden und aus denen nun langsam das Wasser abgepumpt ist.

Rettungsteams suchen in den Tiefgaragen immer noch nach Leichen, unter anderem in einem Parkhaus mit 5000 Stellplätzen beim Einkaufszentrum Bonaire in der Nähe des Flughafens von Valencia. Die gute Nachricht: Es seien keine weitere Toten in dem Parkhaus Bonaire gefunden worden, berichtete der Radiosender SER unter Berufung auf die Polizei.

Übertriebene Darstellungen im Umlauf

Im Einkaufszentrum in Aldaia, einem Vorort der Provinzhauptstadt Valencia, sind die Rettungsmannschaften noch auf der Suche. Auf dessen unterirdischem Parkplatz haben bis zu 2700 Autos Platz. Aber auch dort gibt es eine vorsichtige Entwarnung: "Die Einsatzkräfte haben bereits rund 20 Fahrzeuge durchsucht, aber keine Körper gefunden", sagte Aldaia-Bürgermeister Guillermo Luján am Montagvormittag im staatlichen Fernsehsender RTVE.

Feuerwehrleute stehen an der Einfahrt zur Tiefgarage des Einkaufszentrums Bonaire in Aldaia (04.11.2024)
Bergungsarbeiten an der Tiefgarage des Einkaufszentrums Bonaire in AldaiaBild: Eduardo Manzana/dpa/EUROPA PRESS/picture alliance

Luján relativierte die dramatisierenden Berichte in einigen Medien. "Der Parkplatz war fast leer, wir schätzen, dass dort zum Zeitpunkt der Überschwemmung weniger als 100 Fahrzeuge parkten." Man müsse vorsichtig sein, es seien übertriebene Darstellungen im Umlauf.

Positive Nachrichten gibt es inzwischen vielerorts, weil als vermisst geltenden Personen sich melden oder einigermaßen wohlbehalten gefunden werden. Zuletzt die Rentnerin Josefa, wie der Polizeibeamte Iván García dem RTVE schilderte. "Die Freude der Angehörigen und Freunde war beim Wiedersehen riesengroß, unbeschreiblich", berichtete der Polizist. "Sie war die ganze Zeit zu Hause, hatte aber nicht kontaktiert werden können." Es gebe weiterhin auch "viele Menschen, die völlig desorientiert sind".

Zusätzliche Soldaten im Einsatz

Die Aufräum- und Bergungsarbeiten kommen derweil immer besser auf Touren. Rund 10.000 Polizisten der Policía Nacional und der Guardia Civil sind im Einsatz. Sie werden von Feuerwehr und Zivilschutz sowie von unzähligen Freiwilligen unterstützt. Das Militär beorderte zudem bereits am Wochenende 5000 Soldaten ins Katastrophengebiet, um bei der Verteilung von Nahrungsmitteln und Wasser, beim Aufräumen der Straßen und Schutz von Geschäften und Häusern vor Plünderern zu helfen.

Spanische Soldaten laufen eine schlammbedeckte Straße in Massanassa entlang (03.11.2024)
Spanische Soldaten im Hilfseinsatz in Massanassa (am Sonntag)Bild: Susana Vera/REUTERS

Nun würden sich ihnen 2500 weitere anschließen, sagte Verteidigungsministerin Margarita Robles in einem RNE-Interview. Ein Kriegsschiff mit 104 Marineinfanteristen werde zudem Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Wasser nach Valencia bringen.

Am Wochenende hatte sich der Zorn der Menschen in der vom Unwetter betroffenen Region entladen als König Felipe VI. und Königin Letizia die Flutopfer besuchten. Die Demonstranten bewarfen das Königspaar und Ministerpräsident Pedro Sanchez mit Schlamm und skandierten: "Mörder, Mörder!" Der Ärger richtete sich vor allem gegen die verspäteten Warnungen der Behörden vor der Überschwemmungsgefahr und die vermeintlich verzögerte Reaktion der Rettungsdienste.

In Valencia hatte es am Dienstag in einigen Ortschaften innerhalb weniger Stunden so viel Regen gegeben wie sonst in einem Jahr. Laut Prognosen wird es nun aber im Katastrophengebiet erst mal keine nennenswerten Niederschläge mehr geben.

Warnstufe Rot in Barcelona

Neue Unwetterwarnungen des Wetterdienstes Aemet gibt es hingegen für Teile von Extremadura im Westen des Landes sowie von Katalonien im Nordosten mit seiner berühmten Metropole Barcelona. Dort galt zwischenzeitlich die höchste Warnstufe Rot.

Der Flughafen der Millionenstadt musste aufgrund starker Niederschläge am Montagvormittag bereits 15 Flüge umleiten, teilte der spanische Verkehrsminister Óscar Puente mit. In einigen Bereichen der Terminals und der Parkplätze des Airports Barcelona gebe es Lecks.

Überschwemmte Straße nach Unwetter in Barcelona (04.11.2024)
Überschwemmte Straße nach Unwetter in BarcelonaBild: Kike Rincón/Europa Press/IMAGO IMAGES

Auf Antrag des Zivilschutzes sei außerdem der gesamte regionale Bahnverkehr vorläufig eingestellt worden. Puente berichtete auch von einem Erdrutsch auf der Autobahn 27, der den Verkehr beeinträchtige. Bald werde dort aber eine Spur geöffnet werden können.

Wie spanische Medien melden, wurden mehrere Straßen in Katalonien überflutet. 150 Bildungseinrichtungen sagten den Unterricht ab. Anwohner erhielten auf dem Handy Warnmeldungen des Zivilschutzes unter anderem mit der Empfehlung, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben und unnötige Fahrten zu vermeiden.

AR/fab (dpa, rtr)