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Die Finals: Deutsche Meisterschaften und Olympia-Flirt

Tobias Oelmaier
4. Juli 2023

159 deutsche Meistertitel in 18 Sportarten - an vier Tagen versammelt sich die nationale Sportelite, um ihre Besten zu küren. Allerdings will man der Welt auch zeigen: Wir stehen bereit für Olympia 2036 in Deutschland!

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Florian Reindl im Turnwettbewerb Sprung bei den Finals 2021
Florian Reindl im Turnwettbewerb Sprung bei den Finals 2021 Bild: Edith Geuppert/GES/picture alliance

Wann und wo finden die Finals statt?

Los geht es am Donnerstag, 6.7.2023. Über vier Tage, bis zum Sonntag, werden die deutschen Titelträger in insgesamt 18 Sportarten ermittelt. Dabei stehen 159 Entscheidungen in den einzelnen Disziplinen auf dem Programm. Die meisten Wettbewerbe finden in Düsseldorf und in Duisburg statt, die der Schwimmer in Berlin und die der Leichtathleten - mit einer Ausnahme - in Kassel.

Zum Teil wird in klassischen Sportarenen um Medaillen gekämpft, aber die Veranstalter gehen auch auf das Publikum zu: Der Stabhochsprung zum Beispiel findet als einziger Leichtathletik-Wettbewerb in Düsseldorf statt - nicht in einem Stadion, sondern am Rheinufer. Diese eindrucksvolle Kulisse soll auch das 3x3-Basketballturnier medienwirksam pushen. Der Triathlon wird im und um den Düsseldorfer Medienhafen ausgetragen, die Bogenschützen schießen auf Ziele, die auf dem Wasser schwimmen. Duisburgs Innenhafen dient als Gastgeber für die Kanuten bei deren Regatten sowie im Kanu-Polo und auch für die Stand-Up-Paddler, in verschiedenen Landschaftsparks der Stadt tummeln sich BMX-Radsportler oder Kletterer.

Das Konzept hat sich im vergangenen Jahr bei den European Championships in München bewährt, als hunderttausende Zuschauer - zum Teil auch kostenlos - die Wettbewerbe mit Begeisterung verfolgt haben. 2024 wird es wegen den Olympischen Spiele von Paris keine Finals geben, im Jahr 2025 werden sie in Dresden stattfinden.

Welche Sportarten sind dabei?

Olympische Kernsportarten wie Leichtathletik, Schwimmen und Turnen bilden das Gerüst. Darum herum haben sich aber auch Trendsportarten wie Breakdance, Stand-Up-Paddeling, Klettern oder 3x3-Basketball ihren Raum geschaffen.

Dazu gibt es außerdem Wettbewerbe in Rhythmischer Sportgymnastik, Tischtennis, Triathlon, BMX-Radsport, Klettern (Bouldern und Speed), Bogenschießen, Judo, Kanu, Kanu-Polo, Trampolinturnen, Taekwondo und Karate.

Warum "Die Finals"?

Die Sportverbände versprechen sich durch ihren Zusammenschluss eine höhere Aufmerksamkeit in den Medien und bei den Zuschauern vor Ort. Das Konzept scheint sich immer weiter durchsetzen. Diese vierte Auflage wird mehr als 25 Stunden live in den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern übertragen, dazu kommen noch rund 70 Stunden in Streams.

Vorbild München: Auch Rhein-Ruhr erhofft sich spektakuläre Bilder von spektakulären Sportarten
Vorbild München: Auch Rhein-Ruhr erhofft sich spektakuläre Bilder von spektakulären SportartenBild: Angelika Warmuth/picture alliance/dpa

Vorbild sind die Wintersportarten, die an Wochenenden zwischen Oktober und März oft Millionen Zuschauer für Stunden vor die Fernseher locken, wenn in schneller Abfolge vom Biathlon zum Rennrodeln, vom alpinen Skirennen zum Skispringen geschaltet wird. "Sichtbarkeit ist für die faszinierende Vielfalt in den Sportarten unserer Verbände überlebenswichtig", sagt der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Weikert, "deshalb sind Finals, European Games, Championships und ganz oben auf dem Treppchen Olympische Spiele so immens wichtig".

Wie ist die Resonanz bei den Aktiven?

Gerade in den "kleinen" Randsportarten ist die Begeisterung groß. Für die Athleten sind die Finals eine Gelegenheit, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Ähnlich dürften es die Stabhochspringer sehen, wenn sie - herausgelöst vom Rest der Leichtathletik - am Rheinufer ihr Können zeigen dürfen. Für die meisten anderen Leichtathleten werden die deutschen Meisterschaften in Kassel Business as usual sein, mit dem Unterschied, vielleicht etwas mehr Übertragungszeit im Fernsehen zu erhaschen. Bei ihnen überwiegt die sportliche Bedeutung: In Kassel winken WM-Tickets für Budapest Ende August.

Bei den Schwimmern passen die Finals nicht in den dicht gedrängten internationalen Terminplan. Ihre Weltmeisterschaft beginnt Mittel Juli in Japan, daher befinden sich die Topstars der Szene in der unmittelbaren Vorbereitung oder sie sind bereits unterwegs nach Fukuoka. Auch die weniger bekannten Teilnehmer werden wenig mitbekommen vom Flair der Finals, sind sie doch in Berlin fernab vom Kern des Geschehens.

Ist eine Olympiabewerbung realistisch?

Die Rhein-Ruhr-Metropolregion liebäugelt schon seit Jahren mit der Idee, sich um die Ausrichtung Olympischer Sommerspiele zu bewerben. Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller von der CDU sieht in den Finals "eine gute Möglichkeit zu zeigen, dass wir in der Lage sind, große Sportveranstaltungen auszurichten, die eben nicht nur in einer Stadt stattfinden, sondern in Kooperation der Städte untereinander zum Erfolg geführt werden können". Er "stehe voll hinter der Bewegung, die versucht, Olympia an Rhein und Ruhr auszurichten. Das wäre eine Riesenchance für Nordrhein-Westfalen und für die Rhein-Ruhr-Region ganz besonders."

Ähnlich sieht es Kellers Duisburger Amtskollege Sören Link von der SPD: "Wir müssten keine Olympiastadien aus dem Boden stampfen, sondern wir haben die Infrastruktur".

Der Düsseldorfer Medienhafen: Hier finden Bogenschießen und Triathlon statt
Der Düsseldorfer Medienhafen: Hier finden Bogenschießen und Triathlon stattBild: Daniel Kalker/picture alliance

Allerdings bleibt auch festzuhalten, dass die letzten Bewerbungsversuche aus Deutschland zum Teil kläglich gescheitert sind: die von Berlin für die Spiele 2000 schaffte es immerhin noch in die Abstimmung, ging dort aber mit nur neun Stimmen unter. Die Kampagne von Leipzig für 2012 wurde im IOC noch nicht mal angenommen, mögliche Winterspiele 2022 in München und Garmisch-Partenkirchen und Sommerspiele 2024 in Hamburg wurden von der Bevölkerung mittels Referenden schon im Vorfeld abgelehnt.

Der nächstmögliche Termin wäre 2036. Wegen der sich dann zum 100. Mal jährenden Nazi-Spiele von Berlin dürften sich erneute Sommerspiele in Deutschland ausgerechnet dann schwer vermitteln lassen. Zudem hat die Region Rhein-Ruhr international keinen Glamour-Faktor. Aber wenigstens für ein positives Votum der Bevölkerung und der Zuschauer können die Finals 2023 beitragen.