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Die Findemaschine

Michael Knigge10. Januar 2002

Die Luft in der Internetbranche ist rauh. Während viele Firmen Pleite gehen oder sich gesund schrumpfen, setzt Google zum Höhenflug an.

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In nur vier Jahren avancierte Google zur Nummer Eins der Internet-Suchmaschinen.Bild: Google

Bis vor vier Jahren war die Suche im Internet zeit- und nervraubend. Das Angebot an Suchmaschinen war genauso groß wie die Qualitätsunterschiede der verschiedenen Betreiber. Während die einen schnelle Ergebnisse – nur häufig nicht die gewünschten – lieferten, wusste der erfahrene Surfer von anderen Anbietern, dass er sich bis zur Trefferanzeige erst mal in Ruhe einen Kaffee aufsetzen konnte. Unvergesslich auch die heftigen Debatten, welches denn nun die beste Suchmaschine im Netz sei. Während die einen auf Altavista setzten, schwörten andere auf Northern Light. Überzeugen ließen sich nur die wenigsten.

Northern Light schließt, Google boomt

Heute ist die Suche im Internet einfach und schnell. Und auch die Frage, nach der besten Suchmaschine scheint gelöst. Die Antwort heisst Google und den Beweis liefern harte Zahlen. Google verzeichnete im September 18 Millionen "Unique Users", während die früher weltweit bekannteste Suchmaschine Altavista nur noch 6,8 Millionen Nutzer anzog. In den USA zählt Google nach Angaben der Marktforscher von Jupiter Media Metrix inzwischen zu den 20 meistbesuchten Websites und erhält täglich rund 120 Millionen Anfragen. In Deutschland zeichnete die Stiftung Warentest Google vor einigen Monaten als beste Suchmaschine aus. Damit scheint Google dem rauhen Wind der Internetbranche trotzen zu können. Erst kürzlich kündigte Wettbewerber Northern Light an, ab dem 16. Januar keine kostenlose Suche im Netz anbieten zu wollen. Stattdessen setzt Northern Light in Zukunft ganz auf Geschäftskunden.

Vom Geheimtipp zum Mainstream

Während Konkurrenten wie Northern Lights oder TerraLycos sich auf kostenpflichtige Angebote konzentrieren, ist Google auf Expansionskurs. Aber selbst für Experten kam der rasche Erfolg des 1998 in Kalifornien von zwei Doktoranden der Stanford University gegründeten Unternehmens unerwartet. "Es ist schon überaschend, wie sich Google so schnell von einer Suchmaschine für Computerfreaks zur Suchmaschine für den Mainstream gemausert hat", sagte Jens Ohlig, Sprecher des Chaos Computer Club.

Spartanischer Auftritt

Viel geändert hat sich seit der Gründung nicht am Internet-Auftritt der Suchmaschine. Das bunte Namenslogo des Unternehmens prangt weiterhin ganz oben auf der Seite, darunter ein simples Kästchen für die Eingabe des Suchbegriffes. Genau darin liegt jedoch nach Ansicht von Ohlig der Reiz der Suchmaschine: "Vielen Internetnutzern gefällt die spartanische Gestaltung der Google-Seite, wo man sich nicht noch mit unzähligen Werbebannern herumschlagen muss und einem auch keine kostenlose Mailadresse angedreht werden soll."

Als einzige Änderungen wurden im Laufe der Zeit eine übersichtliche Auswahl an Kategorien und Sprachen eingeführt. Ansonsten hat sich am Konzept von Google nichts geändert. Nicht nur die Internet-Seite, auch das Unternehmen selbst unterscheidet sich von der Konkurrenz. Google ist im Gegensatz zu Unternehmen wie das zum Nasdaq-Unternehmen CMGI gehörende Altavista oder Netzgigant Yahoo nicht Teil eines Großkonzerns und nicht börsennotiert.

Großer Index und schnelle Suche

"Der Index, den Google durchsucht, ist größer als bei vielen anderen Maschinen und ich denke, dass Google auch schneller Ergebnisse liefert als andere Suchangebote", beschreibt Chaos Computer Club-Sprecher Ohlig die Vorteile von Google. Ein weiterer Pluspunkt der Suchmaschine aus dem kalifornischen Mountain View ist nach Einschätzung von Experten, dass Google die gefundenen Treffer für einen Suchbegriff zusätzlich noch nach Popularität bewertet. Dadurch landen die am häufigsten im Netz genannten Treffer bei der Ergebnisausgabe ganz oben.

Gegen Netzzensur mit Google

Für Informationsjunkies bietet Google noch ein besonders Bonbon, betont Computer-Experte Ohlig. "Spannend ist, dass Google auch als Zensurumgehungsangebot fungiert. Da Google viele Texte von Seiten im Cache speichert, sind sie auch noch findbar, nachdem die Original-Seite schon vom Netz genommen wurde." Als Beispiel nennt Ohlig die Veröffentlichung der Namen aller britischen Geheimagenten im Internet. Obwohl die Original-Seite kurz nach der Publizierung der Namen aus dem Netz genommen wurde, konnte man sie durch eine Suche bei Google noch finden.

Bekannte Namen als Kunden

Geld verdient die Firma vor allem durch die Lizenzierung der Suchtechnologie an Konzerne wie Cisco, Yahoo und die Washington Post. Mit Werbung auf der eigenen Website geht Google dagegen bisher sparsam um. Seit einiger Zeit können Firmen jedoch Anzeigen, die optisch den Suchergebnissen ähneln und ganz oben auf der Seite erscheinen, buchen.

Die Erfolgsgeschichte von Google scheint weiter zu gehen. Auch international ist die Suchmaschine längst ein Begriff. Mehr als die Hälfte aller Suchanfragen kommen inzwischen von außerhalb der USA, weshalb das Unternehmen weltweit mehrere Niederlassungen, darunter ein Vertriebsbüro in Deutschland, betreibt. Aufgrund seiner Bekanntheit dürfte allein der Markenname Google Millionen wert sein. Chaos Computer Club-Sprecher Ohlig bewertet die Aussichten der Suchmaschine deshalb auch positiv: "Das Konzept von Google sich ganz auf die Suche zu konzentrieren ist sehr schlüssig und dürfte sich auch in Zukunft weiter durchsetzen."