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Frauen des FC Bayern laufen allen davon

Alina Schwermer
10. Oktober 2021

Im Spitzenspiel gegen Hoffenheim unterstreichen die Frauen des FC Bayern, warum sie wohl Bundesliga-Meisterinnen werden. Der SC Sand wird gegen die Großen immer kleiner. Und: Ausgliederungsdebatten.

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Fußball | Frauen Bundesliga | Hoffenheim - Bayern
Bild: Ulrich Gamel/kolbert-press/imago images

Die drei Lungen von Dallmann und Beerensteyn

Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn der FC Bayern diese Saison nicht wieder Meisterin wird. Das Gefühl vermittelte zumindest der 3:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim. In einem überragenden Spiel agierten die Münchnerinnen wie von einem anderen, professionelleren Frauenfußball-Planeten. Herausragende Steilpässe, permanentes Pressing, beeindruckende Kondition und rasende Kombinationen, da konnte die TSG Hoffenheim nicht mithalten. Aus dem brillanten Ensemble ragten neben Doppel-Torschützin Lea Schüller vor allem Linda Dallmann und Lineth Beerensteyn hervor, die beide liefen, als hätten sie drei Lungen.

Hoffenheim, die selbst erklärten Titelträumerinnen, dürften die Schale in dieser Saison nur im Schlaf sehen. Immerhin, es reichte, um in einer höchst unterhaltsamen Partie streckenweise Paroli zu bieten. Nicht zuletzt mit einem Tor des Monats von Nicole Billa und großen Paraden von Martina Tufeković. Ein Spitzenspiel, das den Namen verdiente. Und nicht verhehlen konnte, dass mittelfristig die Langeweile wie in der Männer-Bundesliga droht.

Sand grüßt das Murmeltier

Der SC Sand ist es in Jahr für Jahr gewohnt, gegen den Abstieg zu spielen. Nicht anders sieht es in dieser Saison aus: in einem sehr einseitigen Spiel gegen Bayer Leverkusen, bei dem der Außenseiter aus Sand kaum aufs Tor schoss und sich durch ungestümes Abwehrverhalten – Rote Karte in der 49., Elfmeter in der 66. Minute – selbst schwächte, war das 0:2 noch ein schmeichelhaftes Ergebnis. Zwar hatte Leverkusens stets finster dreinblickender Trainer Achim Feifel in der mittlerweile auch hier üblichen Floskelei vor Sand gewarnt: "Wenn wir nicht alles investieren, werden wir auf die Nase fallen."

Aber über so viel Heuchelei musste der neue Sand-Coach Matthias Frieböse dann aber doch eher schmunzeln. "Wenn man das Gelände hier sieht – wir sind sicher nicht auf Augenhöhe." Dass der SC Sand mit nur einem Punkt aus fünf Spielen dennoch nicht auf einem Abstiegsrang steht, sagt wiederum viel über die Zweiklassengesellschaft der Liga aus.

Fussball Bayer 04 Leverkusen vs. SC Sand
Marina Georgieva (l.) vom SC Sand hält Leverkusens Milena Nikolic festBild: Tatjana Herzberg/SPP/Sports Press Photo/imago images

"Uns fehlt noch ein bisschen die Abstimmung, wir sind noch nicht im Spielrhythmus", so Sand-Kapitänin Michaela Brandenburg gegenüber der DW. "Wenn man merkt, dass es nicht so funktioniert, kommt man in eine Spirale und hadert. Natürlich war die Niederlage verdient." Der SC musste mit einem Mammutprogramm starten: Frankfurt, Bayern und Wolfsburg waren drei der vorherigen vier Gegnerinnen. Aber der Abstand zu den Großen, die immer mehr investieren, ist auch größer geworden.

"Natürlich haben die Teams, die an Männerklubs angeschlossen sind, einen Vorteil", so Brandenburg. "Wir versuchen das mit unseren Tugenden wettzumachen. Über die Teamleistung und den Einsatz. Ein Sprungbrett zu sein, junge Talente zu holen. Es wird aber immer schwerer, weil die größeren Klubs jetzt eher Talente abgreifen. Wir probieren weiter mitzuhalten, aber es wird nicht einfacher." Die zweiten Welten der Liga werden ein handfestes Problem.

Die Klubs könnten angesichts dieser Entwicklung das tun, was der deutsche Fußball nie zu tun bereit ist: untereinander umverteilen. Und damit das viel längere Engagement und das seriöse Wirtschaften der Kleinen honorieren, ein Pionier einer solidarischen Liga. Oder der DFB könnte, wie Ligen der Anglosphäre das vormachen, einen Teil der Gehälter zentralisiert zahlen. Die Großklubs, natürlich, haben an alldem kein Interesse. Sie investieren nur, wenn es zumindest irgendwann mal Rendite geben könnte. Sie stehen zudem durch die internationale Konkurrenz unter hohem Druck. Und kleine Standorte sind weniger effizient. Also wird man in einer langen Hängepartie lieber warten, bis endlich genug Männer-Profiklubs mit ihren Teams oben sind. Und die Sanduhr des SC abläuft.

Superliga auf feministisch gedreht

Ja, die Sache mit der Ausgliederung. Ex-DFB-Chef Theo Zwanziger und der Fußballverband Rheinland haben für den DFB-Bundestag im März die Ausgliederung der Frauen-Bundesliga aus dem DFB beantragt. Ob das so richtig ernsthaft gewollt ist? Sie spielen wohl eher das Spiel, das die großen Männerklubs bei der Uefa seit Jahrzehnten spielen: Erfüllt uns unsere Forderungen, oder wir eröffnen unser eigenes Ding. Superliga auf feministisch gedreht. Klug, um dem bräsigen DFB bei der Gleichberechtigung etwas Feuer unterm Hintern zu machen. Warum sollten Frauen nicht auch mal nerven?

Zugleich ist es eine dieser komplizierten Debatten des "Sowohl...als auch": Es geht um Gleichberechtigung, aber auf sehr konventionellem Wege. Weniger Solidarität, mehr Geld. Der Frauenfußball ist sich nicht zu blöd, auf jedes systemische Pferd zu springen, Hauptsache, es ist das Pferd der Männer. Die alte Mähre namens kapitalistischer Verdrängungsfußball hat so ihre Macken, dürfte bekannt sein. Das spielt aber kaum eine Rolle. Man muss den Frauen die Betriebsblindheit nicht allzu übel nehmen. Es ist schwer mit wenigen Ressourcen Phantasie aufzubringen. Aber es ist schon auch trist.

Comeback von Ada Hegerberg

UEFA Women Champions League-Fußball Ada Hegerberg
Nach 20 Monaten Verletzungspause wieder dabei: Ada Hegerberg Bild: Michael Erichsen/imago images/Bildbyran

Champions League wurde übrigens auch noch gespielt, und zwar teils hochkarätig. Während Hoffenheim beim 5:0 gegen HB Köge keine Mühe hatte, lieferte der VfL Wolfsburg sich ein spektakuläres 3:3 mit dem FC Chelsea. Ausgerechnet Ex-Wolfsburgerin Pernille Harder traf in der Nachspielzeit zum Ausgleich. Bayern erreichte bei Benfica Lissabon nur ein Remis. Besser lief der Spieltag für Ada Hegerberg. Wegen langer Verletzungsmisere kehrt die ehemalige Weltfußballerin erst nach zwanzig Monaten auf den Platz zurück. Von Beginn an spielen konnte sie noch nicht, es reichte beim 3:0-Sieg von Lyon aber für zehn Minuten am Schluss.