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Die "Gallier" aus Saarbrücken mischen den DFB-Pokal auf

13. März 2024

Außenseiter 1. FC Saarbrücken steht nach einem weiteren Sensationssieg, diesmal gegen Borussia Mönchengladbach, im Halbfinale des DFB-Pokals. Der Drittligist ist Spezialist für Pokalüberraschungen.

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Spieler des 1. FC Saarbrücken bejubeln den Sieg im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Mönchengladbach.
Drittligist 1. FC Saarbrücken steht sensationell im Halbfinale des DFB-PokalsBild: Alexander Neis/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Es erinnert an Asterix, Obelix und Co. Der 1. FC Saarbrücken wirkt wie das kleine gallische Dorf im Comic-Klassiker, das den Aufstand gegen die mächtigen Römer probt. Nur dass es hier um den deutschen Fußball geht. Der Verein aus der dritten Liga steht sensationell im Halbfinale des DFB-Pokals. Der 2:1-Erfolg im Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach war bereits der dritte Sieg gegen einen Verein, der in der deutschen Eliteklasse Bundesliga spielt. Zuvor hatten die Saarbrücker bereits in der zweiten Runde des Wettbewerbs den deutschen Rekordmeister FC Bayern München aus dem Rennen geworfen und dann im Achtelfinale Eintracht Frankfurt. 

Mittelstürmer Brünker: "Der Wahnsinn"

"Es ist ein Wunder, aber auch ein bisschen Qualität", sagte Trainer Rüdiger Ziehl nach dem neuerlichen Coup. Wenn man im Bild des Comics bleibt, ist Ziehl der mutige Asterix, der zum richtigen Zeitpunkt den Zaubertrank auspackt. Eigentlich war er 2022 als Manager nach Saarbrücken geholt worden. Zwei Monate später sprang Ziehl vorübergehend auch als Trainer ein, inzwischen ist Ziehl die Dauerlösung. Dass eine Person über lange Zeit die beiden wichtigen Funktionen eines Managers und eines Trainers gleichzeitig übernimmt, hat es auch in großen Fußballvereinen schon gegeben, ist aber sehr selten.

Kai Brünker bejubelt seinen Treffer zum 2:1, auch sein Teamkollege Tim Civeja reißt die Arme hoch
Kai Brünker (l.) schoss mit seinem Treffer in der Nachspielzeit den Außenseiter ins HalbfinaleBild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance

Der Obelix der Saarbrücker - im Comic ist er als Kind in einen Bottich mit Zaubertrank gefallen und deshalb permanent mit übermäßiger Kraft ausgestattet - heißt Kai Brünker. Der bullige Mittelstürmer traf gegen Frankfurt und war auch gegen Mönchengladbach der Matchwinner: mit einem Tor in der Nachspielzeit. "Wir haben Bayern, Frankfurt und Gladbach rausgehauen und stehen im Halbfinale, und ich sag mal, mit einem Bein auch in Berlin [im Pokalfinale - Anm.d. Red.]. Wir haben nur noch eine Hürde zu überspringen. Das ist der Wahnsinn."

Zum fünften Mal im Pokal-Halbfinale

Der 1. FC Saarbrücken ist 121 Jahre alt und damit ein deutscher Traditionsverein. Er gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga. In der Saison 1992/93 spielte der Klub letztmals in der höchsten deutschen Spielklasse. Danach ging es abwärts. Die Saarbrücker sind allerdings nicht erst seit dieser Saison Spezialisten für Pokal-Überraschungen. So zogen sie 2020, ebenfalls mit zwei Erfolgen gegen Bundesligisten, als Viertligist ins Halbfinale ein. Dort war dann aber Endstation gegen Bayer 04 Leverkusen - jenen Klub, der derzeit in der Bundesliga überlegen die Tabelle anführt. Die Leverkusener stehen auch im Pokal-Halbfinale und könnten Finalgegner der Saarbrücker werden. 

In der Runde der besten Vier trifft die Mannschaft von Trainer Ziehl am 2. April den Zweitlisten 1. FC Kaiserslautern. Saarbrücken steht zum fünften Mal in der Vereinsgeschichte im Halbfinale. Weiter kam der Klub jedoch nie. 

In der Geschichte des DFB-Pokals konnte bisher nur ein Verein aus einer Spielklasse unterhalb der Bundesliga den Wettbewerb gewinnen: der Zweitligist Hannover 96 im Jahr 1992. Zweimal zogen Drittligisten ins Finale ein, wo sie allerdings gegen Bundesligisten verloren: 1992 die Amateure von Hertha BSC und 2001 der 1. FC Union Berlin, der heute in der Bundesliga spielt. Vielleicht gelingt den "Galliern" aus Saarbrücken ja diesmal sogar der ganz große Coup.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter